Der Mensch als Weg der Kirche

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So heißt es im neuen Buch des Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, des Wiener Erzbischofs Kardinal Schönborn.

Eine bemerkenswerte Formel, und wahr zugleich: Nicht nur aus pragmatisch-soziologischer Sicht - ist doch die Kirche eine Gemeinschaft von Menschen, die den Glauben an Jesus Christus als den auferstandenen und erhöhten Herrn miteinander teilen -, sondern auch aus theologischer. Kirche kann sich nur dann nach ihrem Stifter Jesus Christus benennen, wenn sie den Menschen in die Mitte ihres Weges rückt und mit ihm unterwegs bleibt.

Ein programmatischer Satz auch, vorgelegt in einer wichtigen Stunde der österreichischen Kirche. Zu Recht wird in den kommenden Tagen die Einlösung angemahnt werden. Dann das geschriebene Wort allein ist zwar bedeutsam; es gilt jedoch wenig, kann es sich nicht durch seine Umsetzung belegen lassen: Welcher Mensch ist der Weg der Kirche? Etwa jeder - dann müssen Taten folgen. Oder nur bestimmte - dann müßte über Kriterien diskutiert werden, aber solide und auf echter theologischer Basis.

Man wird nicht umhinkommen, auf jene Menschen zu verweisen, die zwar selbst gerne Kirche zu ihrem Weg machen würden, aber leider nicht umgekehrt: Hier ein suspendierter Priester, dort ein abgesetzter Pfarrer, überall Menschengruppen, die sich vielfach zurecht diskriminiert fühlen, weil sie nicht dem heutigen Standard der Sakramentspendung entsprechen. Und dann: Der Mensch, und nichts anderes, als Weg der Kirche: Eine Absage an Legalismus und Dogmatismus, eine neue Aufnahme von dynamischem und personalem Glaubensverständnis?

Der kommende Dialog in Salzburg hat keine leichte Aufgabe. Zumindest kann sich das Gespräch auf diese Formel berufen, ihre uneingeschränkte Umsetzung einfordern, schließlich ihre Betrachtung in den Diskussionen einmahnen. Denn der Satz ist multifunktional: Er klingt gut, er birgt Erneuerungspotential, und er kann als Verfahrensgrundlage dienen - als eine Spielregel im Dialog für Österreich.

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