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Gott in Frankreich — heute
„De Gaulle? Das Ausland erkennt ln ihm den großen Staatsmann, der die versteinerten Vorstellungen wie von Jalta und Potsdam beseitigt.
Aber in Wirklichkeit ist er der Antichrist, der Frankreich ins Verderben führt. Wahrscheinlich wünscht er im Innersten den Triumph der Kommunisten, die Bestätigung der Macht Rußlands in der Welt. Als Bastien Thirry, der überzeugte Katholik, sein Attentat vorbereitete, handelte er wie Stauffenberg. Beide beabsichtigten, ihr Land vom Tyrannen zu befreien. Sie starben unter den Kugeln der Exekutionspeletons, aber sie leben weiter in der Erinnerung, unvergessene Helden, die ihr Leben für die Freiheit einsetzten.“
Dabei verzerrten sich haßerfüllt die Gesichtszüge des Sprechers, eines Journalisten, dessen Zugehörigkeit zum militanten Katholizismus außer Frage steht.
„De Gaulle?“ Der Monsignore greift nachdenklich zu seiner Pfeife.
Sein Tisch ist mit unzähligen Briefen und Akten bedeckt, die Telefonapparate rasseln fast gleichzeitig, und nervöse Sekretärinnen schleppen Terminkalender herbei.
„Der General wünscht das Gute. Warum sinken wir zu einer Kolonie Amerikas herab? Er ist der Vorkämpfer für ein neues, ein einiges Europa. Wir französische Katholiken fordern das einige Europa. Es möge auf Tatsachen basieren, die Nationen bedeuten solche historische Gegebenheiten. De Gaulle schuf einen Stil geschichtlichen Handelns, eine Persönlichkeit, wie sie selten auftaucht. Freilich, er zeigt wenig Herz, obwohl er es besitzt. Freunde von mir sprachen kürzlich mit ihm. Er meinte, ein Staatsmann könne keine Sentimentalitäten dulden. Seinen Mitarbeitern obliegt es, Gefühle zu vermitteln. Das Wohlergehen der Nation, die Stärkung Frankreichs dienen am besten Europa.“
Ein aktives Mitglied der katholischen Frauenbewegung, 60 Jahre alt, die zwei Enkelkinder erzieht, da die Tochter mit dem Mann in Afrika arbeitet, meinte: „De Gaulle?
Er ist der Mann des Jahrhunderts.
Ein steriler Kampf der Parteien bedrohte die Substanz unseres Landes. Wir wurden kaum mehr ernstgenommen. Jeder lachte über Frankreich, den kranken Mann des Konti-
nents. Und diese öffentliche Unmoral! Er schuf Ordnung. Der Staat zeigt neuerlich Autorität. Wir sind geachtet, unsere Stimme hört Moskau ebensogut wie Washington. Die Gefahr des Kommunismus wurde gebannt. Und dies geschah ohne jede Gewaltanwendung. Niemals in der Geschichte gab es eine unblutigere Revolution als die des 13. Mai 1958. Er ist der Gesandte des Herrn“, setzte sie beschwörend hinzu. „Der Segen ruht auf ihm. Möge ihm Gott gestatten, das zweite Septenat zu erfüllen. Dann können die Feinde des Christentums, die Mitterands und Mendes France der Kirche nichts mehr anhaben.“
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