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Literatur in der Tasche

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Es ist interessant, daß diese „Reihe in der Reibe“ der Dalph-Taschenbücher an der Peripherie angesetzt hat. Wenn wir genügend Geduld haben, werden sicherlich auch zentraler gelegene moderne Gegenwartsliteraturen innerhalb dieser Bändchen ihre Darstellung finden. (Wünschenswert so vor allem die russische und polnische, aber auch die spanische und südamerikanische, und dann etwa die nordischen, die flämische, die tschechische usw.). So etwas ist nicht nur gut und schön, sondern vor allem unbedingt nützlich, sowohl für die Studierenden als auch für alle Literaturbeflissenen. Wo kann man sich schon über die modernen Literaturen orientieren? Ein Konse^-va-tionslexikon bringt in der Regel Überblicke der Gesamtltteraturen, aus der Froschperspektive für die Moderne (woher nähme man auch den weiteren Raum hierfür?); was die allgemeinen Literaturgeschichten angeht, so haben sie für die neuesten Entwicklungen kaum mehr Platz als die Lexika; bleiben also lediglich die großangelegten Spezialwerke: diese sind aber meist sehr umfangreich und entsprechend teuer — daher nicht jedermanns Sache. Die National-Literatur-Bändchen innerhalb der kleinen Dalph-Reihe wollen dem abhelfen. Freilich bedingt schon die Struktur 4er ersten bis jetzt abgehandelten Literaturen eine gewisse Divergenz in der Linienführung beziehungsweise im Aufbau. Während das ungarische1 TJSrid-chen etwa mit der Jahrhundertwende einsetzt (einschließlich Naturalismus, den es ja auch dort gegeben hat), gibt die Verfasserin der neuen hebräischen Literatur einen breiten Vorspann („Von der Aufklärung bis zur natfcmalen Renaissance“), der indes hier durchaus gerechtfertigt erscheint, zumal diese letztere Literatur vom Thema her in ihrer gesamten Zeitlichkeit erfaßt werden mußte. (Vorwort: „Im vorliegenden Bändchen wird erstmalig in einer europäischen Sprache der Versuch gemacht, die neue hebräische Literatur — bis 1961 — zusammenhängend darzustellen.“)

Im übrigen können beide vorliegenden Bändchen den Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit und Gestaltung erheben: Es gibt Register und Sekundärliteratur, im einen Fall Aussprachetabelle und im anderen eine Preisträgerliste; die Lebensjahre der Autoren finden sich anbei ebenso wie die Originalerscheinungsjahre der zitierten Werke sowie deren wortwörtliche Übersetzung ins Deutsche, ferner gegebenenfalls der deutsche Buchübersetzungstitel und dessen Ersterscheinungsjahr und so weiter.

Beide Bändchen fund hoffentlich auch die später erscheinenden) sind inhaltlich gut und übersichtlich gegliedert, es gvbt sogar kurze Lyrik- und Prosaproben (in Übersetzung), literatur- und kulturgeschichtlich sind eine Menge Fakten mitgeteilt, ohne daß das Ganze jeweils didaktisch oder gar politisch engagiert wirken möchte. Erfreulich dann auch, daß trotz — oder gerade wegen — der vornehmen und hochqualifizierten Verlaosab-stammung ein solch agreabler Preis geschaffen werden konnte. Das verdanken wir letztlich eben doch auch dem Taschenbuch!

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