(Zu) späte Ideen für einen besseren Wahlkampf

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Nach einer jüngst publizierten (seriösen) Statistik ist Österreich das drittreichste Land innerhalb der EU, und weltweit immerhin das siebentreichste Land (bezogen auf das Pro-Kopf-Einkommen). Wir dürfen uns über eine Rekordbeschäftigung und niedrige Inflation freuen, unsere Exporte boomen, und unsere Teilnahme am Euro stand nie ernsthaft in Frage. Es gibt Ruhe und Ordnung im Land, und ein hohes Maß von sozialer Sicherheit. Der Papierform nach müßten die kommenden Nationalratswahlen für ÖVP und SPÖ die berühmte "g'mahte Wies'n" sein.

Laut Meinungsforschung ist das Gegenteil der Fall. Beiden Parteien werden erhebliche Mandatsverluste vorausgesagt. Daran ist, auch wenn sie jetzt den Undank der Wähler bejammern, meiner Meinung nach die völlig verfehlte Wahlkampfstrategie von SPÖ und ÖVP schuld. Wer im Wahlkampf eine Richtungsentscheidung heraufbeschwört, dem Partner unterstellt, Arbeitslosigkeit hinnehmen zu wollen (SPÖ), oder, um ja nicht in den Geruch zu großer Harmonie zu kommen, den Partner ständig der Lüge zeiht (ÖVP), konterkariert die gemeinsame (durchaus richtige) Behauptung "wir haben gut gearbeitet".

Der zweite gravierende Fehler war das bloße Abschmettern, ja Lächerlichmachen des Programms des großen Herausforderers FPÖ. Selbst wenn man der Meinung ist, daß Flat Tax und Kinderscheck verrückte Ideen sind - man hätte sie diskutieren und sachlich zerlegen müssen, um davon auch das p.t. Wählervolk zu überzeugen.

Was aber wäre die bessere Strategie gewesen? Jetzt ist es natürlich leicht, obergescheit zu sein, aber ich meine, es wäre für SPÖ und ÖVP erfolgversprechender gewesen, als Partner vor das Wählervolk zu treten. Das haben wir erreicht, das wollen wir noch erreichen, das sind unsere unterschiedlichen Wege zum gemeinsamen Ziel (finanzielle Absicherung der Familen, der Pensionen, etc.). Lieber Wähler, sag'uns mit Deiner Stimme, welchen Weg Du gehen willst. Die einzige unüberbrückbare Differenz sehe ich nur in der Sicherheitspolitik, aber die interessiert das Publikum ohnehin nur mäßig; es sei denn, man macht sie selbst zu einem zentralen Wahlkampfthema ...

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