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Bildung einer Oberschicht

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Seit 1939 sind die Einkommen der Negerarbeiter auf das Siebenfache, der Weißen auf das Fünffache gestiegen, das heißt, bei der Entwertung des Dollars auf ein Drittel, ist die Kaufkraft der einen Gruppe um zweieindrittel gegenüber einzweidrittel gestiegen.

In den höheren Einkommenstufen hat sich der Unterschied vollkommen ausgeglichen. Der Angestellte und Beamte der gleichen Stufe, der Arzt oder Anwalt der gleichen Klientel bekommt genausoviel bezahlt, ob er weiß oder schwarz ist. Unter den Negern gibt es 6000 Ärzte, 1600 Zahnärzte, 4000 Anwälte.

100 Steuerträger haben ein Einkommen über 250.000, 35 ein solches über 1 Million Dollar. 2 von den 4 Millionen Negerfamilien haben ein Auto, 324.000 zwei, 53.000 drei Wagen. 3,5 Millionen haben ein,

350.000 zwei TV-Apparate. 2 Millionen sind Eigentümer ihrer Häuser. Es gibt 153 Negerzeitungen, 13 Banken, 50 Sparkassen, 200 Versicherungsgesellschaften mit insgesamt 750 Millionen Dollar Kapital, die von Negern für Neger geführt werden. Überall, in den Hotels, in den Geschäften, in den Autos, sieht man elegante, gepflegte Neger und Negerinnen, die sich in nichts außer der Hautfarbe von den elegantesten Weißen beider Geschlechter unterscheiden. Als ein reicher Neger in Washington einen Einführungsball für seine Tochter mit einem Aufwand von 100.000 Dollar gab, war ein Drittel seiner Gäste weiß. Man trifft Neger in allen Banken und Versicherungsgesellschaften auf allen Niveaus, in allen Vertretungskörpem im Senat, im Obersten Gerichtshof, unter den Botschaftern, mitunter in einem höheren Prozentsatz, als der Anzahl der Negerbevölkerung entspricht. Im öffentlichen Dienst sind 12,2, im Bundesdienst 13,2, im Postdienst 19,3 Prozent Neger (Prozentsatz der Bevölkerung 11,8 Prozent) angestellt. Vor 25 Jahren waren es nur 5,6 Prozent. In den letzten drei Jahren haben sich die farbigen Bundesangestellten um 5,9 Prozent gegenüber einer allgemeinen Zunahme von nur 3,3 Prozent vermehrt. In den Mittelklassen des Bundesdienstes (5000 bis 11.000 Dollar) stieg ihre Zahl um 49 Prozent, in den obersten Klassen (11.000 bis

25.000 Dollar) um 125 Prozent (derzeit 204.000), bei einer allgemeinen Zunahme von nur 52 Prozent. Das zeigt einen jähen Aufstieg der Farbigen nach oben.

Die relative Armut

Die Unterstützung Unbemittelter wird meist als eine ausschließliche Negerfrage hingestellt. Diese Entstellung dient der Propaganda. Armut — relative Armut, denn was in den USA als Armut gilt, nach einigen Ökonomen ein Einkommen unter 3000 Dollar, gleich 75.000 Schilling, würde in manchen afrikanischen, asiatischen, südamerikanischen, sogar osteuropäischen Ländern als Wohlstand gewertet — drückt Weiße ebenso wi Farbige. Es gibt in den USA mindestens viermal soviel weiße als farbige Arme. In ge wisse Gegenden, besonders Großstädte mit liberalen Unterstützungen, drängen sich farbige Empfänger mit ihren Kinderscharen, so daß sich ihr Verhältnis zu den Weißen in 2:1, in manchen Teilen sogar in 4:1 umkehrt. Das wird dazu ausgenützt, die Unterstützungsfrage als Negerfrage hinzustellen.

Es würde zu weit führen, die Fehler des Unterstützungssystems der USA zu behandeln, die sich an den Farbigen schärfer auswirken. Wie auf vielen Gebieten der amerikanischen Wirtschaft, werden gute Absichten durch die unglückliche Art der Durchführung trotz großer Geldopfer vereitelt.

Man täte der Gruppe der integrierten Farbigen Unrecht, wenn man ihr eine höhere Kriminalität zuschriebe als den gleichen Schichten der Weißen. Da die Kriminalität unter den Farbigen aber unleugbar viel höher ist als unter den Weißen, sind ihre Wurzeln in den Reihen der „Radikalen" zu suchen. Das ist kein Wunder, wenn ihnen von verschiedenen Seiten, und nicht nur von ihren Führern, eingeredet wird, daß sie sich gegen das angebliche Unrecht mit Gewalt wehren, sich sogar dafür rächen sollen. Das ist keine Übertreibung. Man muß nur die täglichen Hetzreden hören und lesen, die offen zu Verbrechen auffordem. Angesichts der elastischen Auslegung der freien Meinungsäußerung durch den Obersten Gerichtshof, scheint es dagegen kein rechtliches Mittel zu geben.

Unleugbar ist das Verbrechen in den USA, besonders in den letzten Jahren, erschreckend gewachsen, von

1966 auf 1967 um 26 Prozent. Der Anteil der Neger daran ist allerdings viel größer als 12 Prozent. Washington zum Beispiel war vor 25 Jahren, als der Verfasser dort lebte, eine vollkommen sichere Stadt. Seither hat sich ihre farbige Bevöl kerung von 30 auf 60 Prozent verdoppelt, man kann aber bei Nacht nicht mehr sicher über die Straße gehen. 90 Prozent der Verbrechen werden von Negern begangen — aber 80 Prozent der Opfer sind Neger!

Der Rückschlag

Der Ausdruck „backlash“ wird bald in die europäischen Sprachen eindringen, in denen die USA herabgesetzt, aber nachgeahmt werden. Wie wirken das Gehaben der „militanten“ Neger, ihre hemmungslosen Angriffe, ihre zerstörenden Aufstände, erstens auf die Weißen, zweitens auf die integrierten Neger?

Verheerend! Es hat die Integration um Jahrzehnte zurückgeworfen und damit den eingangs erwähnten Zielen der „Militanten“ gedient. Dutzende Millionen Weißer, die den gerechten Integrationswünschen der Neger mit Tat, Wort und Geld dienten, sind abgeschreckt worden. Zum Teil sind sie neutral, zum kleineren Teil feindlich eingestellt.

Es muß einmal offen gesagt werden: Auf dem größten Teil der Erde wird keine Minderheit mit so viel Rücksicht behandelt wie die Farbigen in der USA.

Die Angleichung und Gleichstellung Farbiger hat außer in Brasilien in keinem Lande solche Fortschritte gemacht wie in den USA; würde sie nicht gestört, so wäre in einer, höchstens zwei Generationen, also in einer für solche Entwicklungen recht kurzen Zeit, das Ziel vollkommen erreicht worden: Gleiche ohne Rücksicht auf die Hautfarbe gleich zu behandeln. Eben sagte ein Negerführer im TV ungefähr dasselbe! Die Lösung ist aber ohne die Mitwirkung der härtest bedrohten und betroffenen farbigen Gruppen nicht möglich. Deren Masse muß die Führung von den relativ wenigen Hetzern zurückerobern, um die Evolution ihrer Stammesgenossen zu fördern und deren Revolution zu verhindern.

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