China - Die Partei feiert sich: Leuchtende Drohnen des Überwachungsstaats China illuminieren die 100-Jahr-Feiern der Partei in Peking. Statt im Kommunismus leben die Chinesen unter einem ausgefeilten Metternichʼschen Polizeistaat. - © Getty Images / VCG/ Zou Bixiong

China: Die Masse folgt, wenn die Kasse stimmt

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Chinas Weg zu einer Weltmacht scheint durch das Wirtschaftswachstum vollkommen abgesichert zu sein. Dieses Wachstum ist aber zugleich auch die größte Gefahr für das Regime. Denn es allein hält das Regime. Eine Analyse.

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Chinas Weg zu einer Weltmacht scheint durch das Wirtschaftswachstum vollkommen abgesichert zu sein. Dieses Wachstum ist aber zugleich auch die größte Gefahr für das Regime. Denn es allein hält das Regime. Eine Analyse.

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Hundert Jahre nach Gründung der in machtpolitischem Sinn wohl erfolgreichsten revolutionären Partei der Gegenwart, ihrer Allgegenwart im Leben der Chinesen und ihrem zunehmenden Einfluss auf die globale Entwicklung, bleibt manches doch, wie es eigentlich schon immer war. Etwa der Glaube, dass einem der Himmel trotz Göttervertreibung durch den Sozialismus in Reichtumsfragen richtig gut weiterhelfen kann.

So feierten (vor Corona) rund eine halbe Million Menschen jedes Jahr in Wuhan den Schutzgeist des Reichtums Cai Shen Ye in einer kultischen Massenzeremonie. Ehrengesänge um die Huld des Geldes aus tausenden Kehlen, unzählige Statuen des Gottes im dichten Qualm von Räucheropfern flehend gegen das nächtliche Firmament gehalten – und das alles unter den wachsamen Augen der allmächtigen chinesischen Polizei. So mischen sich in China scheinbare Gegensätze, Okkultismus und Sozialismus zu einer gemeinsamen Willenskundgebung, die jedes politische Programm und jeden ausgefeilten Fünfjahresplan in den Schatten stellt: dem unbändigen Drang zum Wohlstand.

Diktatur als Mittel zum Zweck

Das ist es, was als Kondensat dieser 100 Jahre KPC übrigbleibt, die seit 1947 die Macht im Land hat. Alle politischen, polizeilichen und sozialen Maßnahmen, Einschränkungen und Verordnungen scheinen in diesem Streben nur Beiwerk und Hilfsmittel zum Zweck zu sein, willig toleriert von den Strebenden. Während der politische Westen und seine Medien mit zunehmendem Unbehagen die Entwicklung eines autoritären Systems in Richtung Vervollkommnung beobachten, beweisen mehr als eine Milliarde Menschen täglich, dass Frieden nicht durch individuelle Freiheit hergestellt und gewahrt wird, sondern durch Disziplinierung, Lenkung und freiwillige Unterwerfung. Diese Lektion ist wohl die wichtigste, die Chinas Kommunistische Partei dem Rest der Welt in den kommenden 100 Jahren beizubringen gedenkt: Die Masse gehorcht, wenn die Kasse stimmt. Derzeit scheint dieser Weg nicht gefährdet, sondern immer weiter befestigt durch den Erfolg dieser politisch gelenkten Konsumwirtschaft.

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