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Hans Pfitzner

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Die vorliegende Darstellung des Lebensweges und Deutung des Werkes von Hans Pfitzner . erschien zum 80. Geburtstag des Komponisten und ist wohl die allerletzte Gesamtdarstellung zu dessen Lebzeiten. Ihre besondere Note empfängt die Studie von Rutz durch die Schilderung mehrerer persönlicher Begegnungen, ihren Wert vor allem durch die Aktualität, insbesondere durch die Analyse der Werke auch des letzten Lebensjahrzehnts. Der Hauptteil der Arbeit steckt in den letzten zwölf Seiten des Büchleins, die ein Gesamtverzeichnis der Werke Pfitzners enthalten: nach Gattungen geordnet, mit Angabe der Opuszahl, des Entstehungsjahres, des Ortes und Jahres der Uraufführung, beziehungsweise der Wiener Erstaufführung und Angabe der Interpreten. Vor allem bei der Deutung des Spätwerkes, etwa seit 1935, gelingt es Rutz, die grundlegende Pfitzner-Biographie von Walter Abendroth zu ergänzen. Die letzte Phase in Pfitzners Schaffen kündigt sich durch die Bearbeitung des cis-moll-Streidiquartetts für großes Orchester an. Die Opern- und Liedproduktion (von wenigen unwesentlichen Ausnahmen abgesehen) setzt aus, und mit dem Violincellokonzert G-dur beginnt die letzte, instrumentale Phase im Schaffen Pfitzners. Seither treten das „Spielelement" und der absolute Charakter der Pfitznerschen Musik deutlicher hervor. Die Reduktion des großen Orchesters auf klassisches Maß ist hiefür ebenso charakteristisch wie die stärkere Hinwendung zur Kammermusik. (Vor diesem Stilwandel war innerhalb von Pfitzners Kammermusik jede Gattung, von zwei Streichquartetten abgesehen, nur mit je einem Werk vertreten. Nun wird dieses Prinzip mehrfach durchbrochen.) Ein weiteres Kennzeichen der letzten Kompositionen ist die deutlicher zutage tretende „Verarbeitung" des thematischen Materials, mit einem Wort: eine Wendung zur „Klassik", deren stilbildende Kraft Rutz auch in früheren Werken Pfitzners erkennt und mit der romantischen Wurzel des Pfitznerschen Schaffens — in nicht immer ganz mühelosen Begriffsabgrenzungen — in Einklang zu bringen versucht. Natürlich setzt sich der Autor auch kritisch mit dem Schlagwort vom „letzten Romantiker" auseinander. Diese Polemik, so wünschenswert sie dem Komponisten zu seinen Lebzeiten erschienen sein mag, wird wohl schon in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr aktuell sein. — Das sehr sorgfältig und geschmackvoll ausgestattete Bändchen zeichnet sich durch einen Stil aus, der auch dem Musikfreund die schwierige Materie zugänglich macht. Dem Wissenschaftler eröffnen sich in den Werkanalysen von Rutz — insbesondere der letzten Kompositionen Pfitzners — neue Perspektiven.

Dr. H. A. Fiechtner

Was ist der Mensch? Versuch einer Sinndeutung des Lebens und der Geschichte. Von J. F i s c h 1. Styria, Graz-Wien.

Dieses im besten Sinn allgemeinverständliche Werk ist weit mehr, als der Titel besagt. Den zahlreichen Bemühungen der neuesten Philosophie um die Lehre vom Menschen wird hier erstmalig eine wirklich „ganzheitliche" Anthropologie entgegengestellt. Die Grundzüge dieses neuen Weltbildes sind es, die der Verfasser dem nach Klarheit und Sinn im Leben suchenden Menschen von heute wie dem Fachmann in fesselnder, lebendiger, gegenwartsnaher Weise überzeugend entwickelt. Über die verschiedenen Gestalten des „geschändeten" und des „einseitigen“ (materialistischen oder spiritualistischen) Menschenbildes sowie des Menschenbildes der „unfertigen“ ephemeren philosophischen Systeme und des immer schon „fertigen" Philisters erhebt sich die wahre Gestalt des Menschen, der weder Raubtier (Nietzsche, Spengler) noch Engel ist, sondern „die beiden Reiche des Sinnlichen und des Geistigen in sich eint“. Das christliche Denken arbeitet auch jener müden nihilistischen Resignation von Grund aus entgegen, die insgeheim noch der Geistfeindlichkeit der „Lebensphilosophie“ von Klages zugrunde liegt. „Die moderne Kultur hat nicht zu viel Geist, sondern zu wenig.“ Während der an der Geschichte uninteressierte Existentialismus in Wahr-

heit den konsequentesten Ausdruck“ der „ato mistischen Philosophie der Sinnlosigkeit“ darstellt, haben Relativitätstheorie, Quantentheorie und Biologie längst den Zusammenbruch des ato- mistischen Weltbildes herbeigeführt. Materialismus wie Idealismus bleiben beide gleicherweise hinter der ganzheitlichen Wirklichkeit und hinter dem neuen Weltbild zurück. Auch der Unfriede entspringt letztlich einem „Mangel an Weite“. Hier begegnen sich nun auch Gegenwartsphilosophie und Philosophie des Aquinaten. „Alles Zeitliche muß letztlich eine Sinndeutung im Ewigen finden, und alles Immanente erhält erst vom Transzendenten her seine letzte Antwort.“ Prof. Weinhandl

Steirischer Lobgesang. Von Max Me 1L Amundus-Edition, 232 Seiten.

Der Dichter erzählt hier von seiner Heimat, ihren Menschen, ihren Wäldern, Bergen und den heimlichen Schönheiten, die nicht jeder sieht, sondern die erst einer, der begnadete Augen und das Herz dazu hat, den andern weisen kann. In schlichter Weise, ganz zart und innig, weiß Max Mell zu erzählen und zu schildern. Wer das steirische Land und sein einfaches Volk nicht kennt, wird gerne zuhören, und wer es kennt, den packt diese Stimme, die zu ihm leise von der Heimat spricht, mit unwiderstehlicher Gewalt. Ja, dies Buch ist ein steirischer Lobgesang, und wer es liest, stimmt mit leuchtenden oder vielleicht mit nassen Augen ein. Dr. Friedrich Funder

Jenseits der Grenze. Roman von H. Schober. Hellbrunn-Verlag, Salzburg. 552 Seiten.

Das Buch schildert die Schicksale eines Sudetendeutschen in den Jahren 1945 bis 1948. Der Held des Romans wird durch das Kriegsende aus der deutschen Haft, in die ihn seine antifaschistische Einstellung brachte, befreit, erreicht unter mühseligen Umständen seine Heimat, die er bereits erfüllt findet von Gerüchten über eine bevorstehende Austreibung aller Sudetendeutschen aus der neuen tschechischen Republik. Einige Zeit nach seiner Rückkehr wird dieses Gerücht zur Tatsache und nun rollt über ihn und drei Millionen weitere Sudetendeutsche die schreckliche Zeit des Verlustes der Heimat. Nach langer, schwerer Zeit erst gelingt es dem Helden des Romans, sich wieder eine neue, bescheidene Existenz und eine neue Heimat zu schaffen. — Das Thema dieses Buchs, das ein Schicksal aus Millionen ähnlichen horausgreift, hätte in zweierlei Art behandelt werden können: entweder in Form einer Reportage oder in der Gestalt einer Dichtung. Zu der ersteren fehlt dem Autor leider die Routine, zur letzteren die dichterischen Kräfte. So weist das Buch allzu große Längen und allzu deutliche Konstruktionen auf, die verhindern, daß das Schicksal eines ganzen Volkes in jener Plastizität dargestellt wird, die es verdient hätte.

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