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Von der wurzel bis zur Krone

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Die Steirische Landesausstellung „Holzzeit” in Murau und St. Ruprecht steht im Zeichen des Themas ,Holz' -in all' seinen Facetten.

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Die Steirische Landesausstellung „Holzzeit” in Murau und St. Ruprecht steht im Zeichen des Themas ,Holz' -in all' seinen Facetten.

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Daß die Region Murau zum Ort für eine Schau ausgewählt wurde, die sich mit dem faszinierenden vielseitigen Werkstoff Holz auseinandersetzt, ist naheliegend, kann man doch gerade in dieser waldreichen Gegend auf eine jahrhundertelange Tradition des Lebens und Arbeitens mit Holz zurückblicken.

Das „Logo” dieser Ausstellung ist ein einfacher Holzkreisel und soll als Symbol für die Zeitlosigkeit, klassische Schönheit und zugleich für die Dynamik von Holz verstanden werden.

Die Konzeptoren der Schau, die Architekten Franziska Ulimann und Walter Zschokke, versuchen dem Besucher die Allgegenwärtigkeit von Holz und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten vor Augen zu führen, indem sie einerseits auf die traditionelle Rolle des Holzes in unserem Alltag hinweisen - andererseits wird gezeigt, daß der Baum auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sein kann. So beschäftigt sich etwa die Dendrochro-nologie seit dem späten 19. Jahrhundert mit der Beziehung zwischen Baum (dendros) und Zeit (chronos), das heißt die Jahresringe des Baumes werden als Indikatoren äußerer Ereignisse wie klimatischer Veränderungen oder Schadstoffbelastungen aufgefaßt.

Die Palette der gezeigten Objekte reicht von traditionellen Küchengeräten wie etwa ahornhölzernen Teig- und Butterschüsseln und aus Tannenwipfel gefertigten Quirlen

bis zu hochmodernen Schaukelstühlen aus Birkensperrholz. Auch in der religiösen Kunst spielt das Material Holz eine entscheidende Rolle. Die Schau zeigt als Beispiel einer kunstvoll gearbeiteten Holzskulptur die „Heilige Rosalia” - eine der sieben „ Pestheiligen ”, die auf der Pestsäule am Hauptplatz in Murau abgebildet waren.

Für den Besucher beginnt die Reise durch die Welt des Holzes in der von Ausstellungsgestalter Ernst Giselbrecht konzipierten Abbund-halle, die außerhalb der Schau als Ausbildungsstätte für Zimmerlehrlinge dient. Hier wird man mit der „Pflanze Baum” von der Wurzel bis zur Krone konfrontiert, wobei „Wurzel” hier nicht nur im biologischen, sondern durchaus auch im historischen Sinn zu verstehen ist. Unter einem Flugdach hat der Besucher Gelegenheit, „Holzbe- und Verarbeitung” konkret nachzuerleben, indem er sich an der Handhobelmaschine versucht.

Über die hölzerne Ranterbach-brücke geht es weiter zur „Tierangerhalle”, in der hölzerne Gebrauchsgegenstände aus einer Vielzahl von Bereichen zusammengestellt sind: Einbäume ebenso wie jahrhundertealte Haushaltsgeräte. Sportgeräte und diverse industrielle Textilfasern.

Zur nächsten Station der „Holzzeitreise” gelangt man über den eigens für die Ausstellung errichteten

Mursteg: fünf moderne Holzpavilli-ons mit jeweils verschiedenen Themenschwerpunkten (etwa „Lebensraum Wald”, „Forstwirtschaft”, „Holz als erneuerbarer Energieträger”), die an der pittoresken Murpromenade gelegen sind.

Im restaurierten Alten Gerichtsgebäude sind zum Thema „Kunst, Y\ ohnen, Möbel” repräsentative Landschaftsbilder, darunter Originale von Hans Cranach, Jan Brueg-hel d. A. und Adalbert Stifter zu sehen, in denen die wandelnde Beziehung des Menschen zur Natur im Laufe der Jahrhunderte zum Ausdruck kommt. Weiters ist ein Teil der Schau Musikinstrumenten und Möbeln gewidmet. In einer umfassenden Sesselsammlung können Modelle von Michael Thonet, Josef Hoffmann und Otto Wagner bewundert werden.

Kranke Bäume pflegen

Bierliebhabern ist anschließend ein Besuch im Brauereimuseum zu empfehlen, wo sich diese einen L berblick über 500 Jahre Murauer Brautradition und über die heutige Produktionstechnik verschaffen und nicht zuletzt die Qualität des Gebrauten auch in der Praxis überprüfen können.

Der Abschluß der Ausstellung bildet der Themenschwerpunkt „Holz und Gesundheit” im Holzmuseum im idvlischen Dörfchen St. Ruprecht, wo man kranke Bäume pflegen lernt (Baumpflege) und sich im Detail über pflanzliche Heilmittel informieren kann. Im Rahmen der Duftstraße hat man Gelegenheit,

die Vielfalt ätherischer Öle zu erleben.

Durch die bewußte Miteinbeziehung der unmittelbaren Umgebung wnrde eine gelungene Symbiose zwischen Natur und Exponaten geschaffen, denn ein nicht unbeträchtlicher Teil des Rundganges durch die Welt des Holzes findet im Freien statt.

Eine Rahmenausstellung in Mariahof, „Baumzeichen. Vom Lebensbaum zum Todesbaum”, die dem Besucher die Symbolik des Baumes in abendländischen und außereuropäischen Kulturen nahezubringen sucht, rundet das Programm ab. Geöffnet bis 15. Oktober 1995, täglich von 9 bis 18 Uhr. Informationen: 035 32/26 00

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