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Man mub das Gute suchen
Father Flanagan und seine Jungenstadt. Von Georg Wagner. Band 1 der Schriftenreihe der österreichischen Unesco-Kommission, Wien. 236 Seiten. Preis 50 S.
Father Flanagan und seine Jungenstadt. Von Georg Wagner. Band 1 der Schriftenreihe der österreichischen Unesco-Kommission, Wien. 236 Seiten. Preis 50 S.
Der Begleiter und Dolmetscher des „Don Bosco des 20. Jahrhunderts“ auf seiner Reise durch Oesterreich gibt hier einen liebevollen Bericht über das Werk und das Leben des weltbekannten Gründers der Boys Town und fügt dokumentarische Bekenntnisse aus seinen Gesprächen, Vorträgen und Abhandlungen bei.
1886 in Irland geboren, seit 1904 in den USA, beginnt Flanagan sein Theologiestudium in Rom, muß es seines Klimas wegen verlassen, geht auf drei Jahre nach Innsbruck („Wo in aller Welt gibt es noch eine solch herrliche Stadtl“ bekennt er, 39), wird hier zum Priester geweiht und geht als Seelsorger in den Mittelwesten der Vereinigten Staaten. Er leidet an der Verwahrlosung und Kriminalität der Jugendlichen und am düsteren Hintergrund, den gestörten und zerstörten Familien, und fast noch mehr an der barbarischen Behandlung der jugendlichen Verbrecher. Nach langen Studien der Ursachen und der möglichen Wege aus der Not hat er seine Lösung: die Jungenstadt. Seine Grundgesetze sind: 1. „Seelen sind Perlen, die man nicht verschwenden darf.“ Auch die der Heimatlosen, Verwahrlosten, Verlorenen, Elternlosen. Alle haben eine unsterbliche Seele. 2. Jeder Bub für sich ist ein seelischer Sonderfall, die kommende Persönlichkeit. Der Erziehungs- und Lehrplan muß sich darnach richten. 3. Die „Vitamine“ des Lebens sind: Liebe, Verständnis und das Wissen um Gottes Güte. 4. Ausgang aller Erziehung ist die Anlage des Kindes auf Gott hin. „Ohne das religiöse Element ist das Leben wie ein Motor, der kein Oel hat. Er läuft sich heiß. Alle Augenblicke verbrennt etwas.“ 5. Die Vatergüte Gottes ist das Vorbild des Erziehers. 6. Father Flana-gans „Geheimnis“: Kein Mensch und vor allem kein Kind ist gänzlich verdorben. Man mu! Jas Gute in ihm entdecken und von diesem Guten her das gesamte Wesen retten. Boys Town ist eine kleine Musterdemokratie, in der sich die Jungen zur Selbstverantwortung erziehen. Sie haben einen selbstgewählten Bürgermeister, ihre Verwaltungsbehörde, ihre eigene Polizei, ein eigenes Postamt, einen Leiter des Gesundheitswesens, einen Gerichtshof. Es gibt keinen Zwang und keine körperliche Züchtigung. Schlechte Aufführung wird von selbstgewählten Richtern verurteilt. Strafen werden verhängt, die an die Einsicht und die Ehre des Jungen appellieren. (Die Selbständigkeit der Jungenstadt ist vom Staat anerkannt.) Das Buch bringt auch den eigenen Bericht dieses seltenen Mannes über seine Reise durch Oesterreich (156 ff.). Er liebt es „wie seine zweite Heimat“. — Das Buch ist ein hochragendes Denkmal und ein Zeuge dafür, wie auch heute die verwahrlosest Jugend durch Liebe und Menschlichkeit, beide getragen von einem lebendigen Glauben an Gott den Vater und den unendlichen Wert der unsterblichen Seele, den die Schätze der ganzen Welt nicht aufwiegen (Mt. 16, 26), gerettet werden kann.
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