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Rufer in der Zeit

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KATHOLISCHE KRISE. In Zusammenarbeit mit dem Verfasser herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Bernhard Gertz. Von Erich Przywara. Patmos-Verlag, Düsseldorf, 1967. 275 Seiten. DM 84.—.

Ertlich Przywara beherrscht und behandelt als Theologe und als Philosoph in zahlreichen PuMikaitionen den beinahe allumfassenden Pro-blerhkreis dies modernen katholischen Lebens.

Trotzdem ist er ein Einsamer geblieben. Vielleicht ist seine Denkarbeit zu konsequent, als daß Sie bei allen Gefallen hätte finden können. Es lohnt sich aber doch, sich mit diesem Denker ernstlich zu befassen. Wenn man auch sein sehr komplexes Denken nicht immer nachvoilaiehen kann, so schöpft man daraus doch viel Klarheit und echten geistigen Gewinn

Deshalb ist auch das vorliegende Werk eine dankenswerte Arbeit des Herausgebers. Es ist eine Zusammenfassung verschiedener Aufsätze des Autors, die er in der Nachkriegszeit bis herauf in die jüngste Gegenwart publiziert hat und die sich mit der ProblemaitJik befassen, die auch zum Grundthema des Zweiten Valtitoaniischen Konzils wurde: Kirche, liturgische Erneuerung, ökumenisches Denken.

Es ist nun interessant, bei dieser Lektüre feststellen zu können, daß die Erneuerung, die das Zweite Vatikanische Konzil gebracht hat, schon durch Jahrzehnte sich vorbereitet hat. Nicht weniger interessant aber ist, daß Przywara in den bereits seit langer Zeäit dem Konzil vorausgegangenen Diskussionen in klarer Gedankenführung UnterscheidungslinSen gezogen hat, die auch heute noch beherzigenswert wären. Vor allem hat Przywara all jene Einseitigkeiten in den modernen Bewegungen, die er im übrigen 'auch nach ihrer positiven Seite hin voll zu werten weiß, erkannt und Mar ausgesprochen. So zum Beispiel die Übeirbeto-nung der Gegenwart des verklärten Christas in der Kirche und im litur-gliBchen Kult, die leicht die Lehre des Kreuzes, Wie sie das Evangelium uns bietet, vergessen' läßt. Przywaras Gedanken kreisen um den Begriff „Polarität“, der aufs engste zusammenhängt mit seiner Lehre von der Analagda entis. Kein Wunder, wenn sich durch die verschiedenen Themen, die Przywara behandelt, auch immer die gewiß sehr sachliche und maßvolle, aber auch ernste Warnung vor einem Rückfall in die Irrtümer des Modernismus im vergangenen Jahrhundert heraushören laßt.

Przywara ist ein wirklicher Rufer in der Zeit. Sein Wort sollte nicht überhört werden. Die Lektüre seiner Werke stellt gewiß an den Hörer hohe Ansprüche. Wer aber bereit ist, diesem Ruter zu folgen, wird an Klarheit und Tiefe des Denkens gewinnen und auch die Krisen unserer Zeit besser verstehen.

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GOTTES ERLEBEN UND ATHEISMUS. Von Faul Evdofclmov. Verlag Herold, Wien, 1967. 256 Seiten. S 188.—.

Paul Evdok&mov ist orthodoxer Theologe und doziert nach seiner Emigration aus Rußland am Theologischen Institut St. Sergius in Paris Moraltheologie. Außer dem vorliegenden Werk hat er noch Werke über das Problem des Übels, über die Ehe,

die Frau und das Hell der Welt und den Abstieg in die Hölläe verlaßt. Die 'beiden letzteren Werke sünd auch bereits in deutscher Übersetauing herausgegeben wanden. Außerdem sind noch einige neuere Werke von ihm erschienen.

In der Begegnung mit der westlichen Welt und ihren Ideologien sucht Evdomikov, ohne ein bestimmtes theologisches System zu haben, in dichterischer Sprache ostkirch-liches Denken mit dem modernen westlichen Denken zu konfrontieren. Es geht iihm daibeli wesentlich um eine christliche Anthropologie.

Das vorliegen de Werk ist für uns deshalb interessant, weil es uns die gemuane Lehre der Ostkirche über die christliche Askese und Mystik vorlegt. Mit einer souveränen

Kenntnis der Väter der Ostkirche führt uns der Autor im zweiten und dritten Teil seines Buches durch diese Lehre.

Im ersten Teil des Buches geht der Autor von einer. Beschreibung des modernen Atheismus aus und zeigt die Dimensionen und konstitutiven Elemente des geistlichen Lebens auf. Er kommt dabei zum Schluß, daß unser Zeitalter, soll es eine lebendige Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und dem modernen Atheismus sein, ein Zeitalter des geistlichen Löbens werden müsse, das heißt zurück zu den ganz genuinen Quellen des Ohristentums gehen müsse, um aus ihnen den wahren Geist des Christentums zu schöpfen und ihn im Leben zu verwirklichen.

Wir danken dem Verlag dafür, daß er uns eine Übersetzung dieses Werkes geboten hat, die eine wahre Bereicherung unserer religiösen Literatur im deutschen Sprachraum darstellt.

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