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Immer wieder wurden mit, Staatspreisen und dem Prädikat „Wertvoll“ Jugendbücher aus dem Breitschopf-Verlag bedacht. Neben den Dauer-Bestellern, den klassischen Märchenbüchern, den heimischen Sagen, Defoe, Scott, Cooper und Cervantes („Don Quijote“) gibt es lange Reihen von Unterhaltungsbüchern, die mehr für Burschen („Siebzehn Männer im Taifun“ von Max Stebich) und die mehr für Mädchen geeignet sind (Mary Stolz: „Soll ich es Simone sagen?“ „Warte auf mich, Michael“). Nach der Fernsehserie „Kurier der Kaiserin“ ist jetzt ein gleichnamiges illustriertes Buch erschienen. Das Unterhaltsame mit dem didaktisch Nützlichen verbindet das großformatige, sorgfältig ausgestattete „BilderlexiJcori für die Jugend“. Der mit Glanzfolie kaschierte stattliche Band mit seinen 192 Seiten, 154 zweifarbigen und 46 Schwarzweißbildern heißt mit Recht „Das große Lexikon zum kleinen Preis“ (S 140.—).

DER STILLGELEGTE MENSCH. Erzählungen von Herbert Rosendorf er. Diogenes-Verlag, Zürich 1970. 274 Seiten. Leinen, DM 16.80. Welch hinreißendes Feuerwerk übermütiger und skurriler, freilich auch hintergründiger Einfälle! Herbert Rosendorfer nennt sich „einen verkrachten Künstler, der Jurist geworden ist“; jetzt geht er in München dem bürgerlichen Beruf eines Amtsgerichtsrates nach. Kein Wunder, wenn in seinen Erzählungen spannende Kriminälfälle eine gewichtige Rolle spielen. Aber, wie sie aufgerollt, wie die Pointen gesetzt, die Knoten entwirrt werden. Ernst T. A. Hoffmann, Kafka, Chesterton und Kusenberg sind die Paten dieser Geschichten. Hinter der ungemein fesselnden vordergründigen Handlung wird die Abhängigkeit des armen Wesens Mensch von Mächten und Kräften transparent, denen nur die ganz Naiven und die ganz Frommen nicht verfallen. Brillant auch die Groteskien und Satiren, die Geschichte vom Eiffelturm, der nach Bayern verfrachtet und nach abenteuerlichen Zwischenspielen schließlich als Votivgabe der Gottesmutter von Altötting' geweiht wird, wo er kurz nach diesem viele Probleme lösenden Streich spurlos von der Bildfläche verschwindet. Unerschöpfliche Lust am Fabulieren, spielerische Grazie und schwarzer Humor gehen bei Rosendorfer eine faszinierende Verbindung ein. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, bevor die letzte Seite verschlungen ist. A. D.

DAS RECHT AUF INFORMATION, von Francis Williams, Zsolnay-Verlag, Wien—Hamburg, 375 Seiten.

Ein Chefredakteur des „Daily Herald“, Direktor der BBC und Public-Relations-Berater zweier britischer Ministerpräsidenten hat Autorität, die „geheimen Führer“ unserer Zeit, die Massenmedien, zu durchleuchten. Francis Williams bringt die Voraussetzungen mit, sich mit den Gesetzen der Medien auseinanderzusetzen, ihre Wirksamkeit, ihre Chance und ihre Gefahr zu beschreiben. Williams bringt auf 360 Seiten eine Weltgeschichte der Massenmedien; er beschreibt — und hat viele persönliche Ansichten. Über manche kann man diskutieren — viele sind erstmals so klar ausgedrückt. Trotzdem: Leser, die sich's einfach machen wollen, seien gewarnt. Williams liest sich nicht wie ein Kriminalroman. Aber er ist — weil er (vor allem auch angesichts eines beachtlichen internationalen Teils) ein präzises Nachlesewerk. Und eine Fundgrube über alles Wissenswerte der „Vierten Macht“, die Montequieu noch nicht kannte, die aber heute das Räderwerk der Politik bewegt.

H. M.

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