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Aare und Ozean

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DAS HAUS HABSBURG. Die Geschichte einer europäischen Dynastie. Von Adam W andre s z k a. Herder-Bücherei, Band 314. 1968. Lizenzausgabe nach der 2. Auflage des Friedrich-Vorwerk-Verlags, Stuttgart. 190 Selten. DM 2.90.

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DAS HAUS HABSBURG. Die Geschichte einer europäischen Dynastie. Von Adam W andre s z k a. Herder-Bücherei, Band 314. 1968. Lizenzausgabe nach der 2. Auflage des Friedrich-Vorwerk-Verlags, Stuttgart. 190 Selten. DM 2.90.

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Die unbeschreiblich schwierige Aufgabe, eine dynastische Familiengeschichte zu schreiben, hat Professor Wandruszka schon seit Jahr und Tag unternommen. Die gegenwärtige Neuauflage ist nur ein Beweis des Erfolgs. Und so kommt es nicht mehr in Frage, eine eigentliche Kritik des beliebten Buchs zu liefern. Nur der Inhalt sei hier angedeutet. Am Anfang steht ein Essay über „Die Habsburger und die Geschichte“; er ist unvermeidlicherweise gar sehr knapp ausgefallen. Dann wird sowohl die geschichtlich erwiesene wie die — in verschiedenen Formen — erdichtete Abstammung besprochen; im Lauf der Zeit wechselten Einbildungskraft und Skepsis ab. Endlich folgt die Geschichte des Hauses von Guntram dem Reichen bis zum Tod Karls I. Was später war — etwa Hitlers Stichwort für den Einbruchsplan nach Österreich —, ist ja noch nicht Geschichte, sondern Politik. Ein Kapitel der Betrachtung schließt das Buch ab. Stammtafeln und Literaturhinweise sind beigegeben.

Einem großen Leserkreis wird diese handliche Geschichte des Hauses willkommen sein, nach dessen

Mitgliedern heute noch Theresienstadt und Charleroi, Franzensbad und die Philippinen heißen. Es versteht sich, daß in diesem kompen- diösen Format nicht alles auch nur erwähnt werden kann; und so darf es der interessierte Leser freilich nicht bei diesem Band allein bewenden lassen. Sonst würde er zum Beispiel bei Kaiser Franz nur den sachlichen Staatsdiener, nicht aber den Burgherrn von Laxenburg kennenlernen. Soll der Rezensent nun auch ein kritisches Wort sprechen, dann muß der Satz auf Seite 84 als allzu kurz bezeichnet werden. Danach „hat Maximilian die Ansprüche auf Böhmen und Ungarn, an denen schon sein Vater Friedrich so zähe festgehalten hatte, bewahrt“; dies gilt nur für Ungarn. Die Ansprüche auf Böhmen, die sich aus dem Vertrag von 1364, ergaben, hat Friedrich III. aufgegeben, als ihm das Bündnis mit König Georg unentbehrlich schien. Und somit schließen wir mit einem Wort der Befriedigung, daß am Umschlag des Bändchens nicht das dualistische Ungetüm von 1915, sondern das historische Fahnenbild den österreichischen Staatenkörper darstellt.

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