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Freskenschmuck im Kirchenraum

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Moderne Architekten greifen, wenn sie neue Kirchen bauen, aus verständlichen Gründen gerne auf das Vorbild der altchristlichen Basilikaanlage zurück, die in der Tat einen Baukanon der Schlichtheit, ja selbst einer durchaus modern anmutenden Sachlichkeit bietet. Und sicherlich ist nicht zu leugnen, daß in Österreich eine ganze Anzahl neuer Kirchen geschaffen worden ist, die zum Teil sehr glückliche Lösungen zwischen althergebrachten und unserer Zeit angemessenen Architekturformen gefunden haben. Schwierigkeiten ergeben sich aber gewöhnlich in der Ausstattung, denn die großen und glatten Flächen und die strengen Begrenzungslinien moderner Architekturen fordern fast gebieterisch eine großzügige farbige Ausschmückung durch Fresken oder Mosaiken, die übrigens gleichzeitig die Kühle, die in solchen Räumen sehr oft spürbar ist, mildern würden. Bedauerlicherweise aber steht, wenigstens im allgemeinen, die moderne Malerei derartigen Aufgaben ziemlich hilflos gegenüber. Dies liegt zum Teil darin begründet, daß die Säkularisation, die im Laufe des vergangenen Jahrhunderts alle Künste ergriffen hat, in der Malerei besonders tief ein- und nachwirkte. Überdies aber hat es die Entwicklung mit sich gebracht, daß die bildenden Künste der umfangreicheren Flächen- und Raumausschmük- kung oft allzu vorsichtig aus dem Wege gehen. So besitzen wir zwar viele moderne Gebäude, die einer Monumentalmalerei” reichliche Betätigung gewähren könnten — aber wir besitzen keine Monumentalmalerei, geschweige denn Mosaizisten.

Um so aufmerksamer wird man daher Bemühungen verfolgen, die hier Abhilfe schaffen wollen, und sich freuen, wenn hier oder dort das Wagnis — denn das ist es leider — unternommen wird, einen kirchlichen Innenraum mit Freskenschmuck auszustatten. Noch besser, wenn dieses Wagnis zu befriedigendem Erfolg führt, wie dies in der Friedens- k i r c h e im zehnten Wiener Gemeindebezirk der Fall ist, In der dieser Tage ein von Professor Albert F e r e n z geschaffenes Apsis- fresko enthüllt wurde. Die geschmückte Fläche ist von beträchtlichen Ausmaßen; eine kluge und in aller Einfachheit wohl ausgewogene Komposition vermag sie gleichwohl zu füllen. Zwischen dem Bedürfnis, den Kirchenraum dekorativ zu behandeln, und dem natürlichen Trieb des Künstlers, ein selbständiges und sich selbst genügendes Werk zu schaffen, hat sich offensichtlich ein einleuchtender und in seiner Art glücklicher Vergleich finden lassen. Beachtenswert auch das dem Fresko zugrunde liegende Programm: Christus als König — erfreulicherweise bedurfte das Geschick des Malers keiner attributiven Beifügungen, um diese Charakteristik zu erzielen —, umgeben von Personen des Alten und des Neuen Testaments und Heiligen, also eine Anordnung, die ebenso wie die schöne Gestalt des triumphierenden Christus in gewisser Beziehung an altchristliche Mosaikzyklen erinnert, ohne diese engherzig zji wiederholen; gerade deshalb fügt sie sich der modernen Basilika gut ein. Daß jede Versüßlichung oder Verniedlichung vermieden wurde, soll mit Genugtuung festgestellt werden.

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