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Klassischer Thriller und Dokument

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Der zwanzig Jahre alte Film „Die Wendeltreppe“ erweist sich auch heute noch als ein Kriminalthriller von Format, denn gerade im Gegensatz zu heutigen Erzeugnissen beruht seine Wirkung nicht auf dem brutalen Effekt, sondern auf der Beschwörung einer beklemmenden Atmosphäre. Während heutige Filme bemüht sind, Leichen und Morde in Großaufnahme auf die Leinwand zu bannen, konzentriert sich dieser Streifen auf die Augenblicke vor der Tat, die mit unheimlicher Bedrohlichkeit spürbar werden. Das Thema selbst ist weniger ansehnlich und keineswegs besonders originell. Da fühlt sich ein stummes Mädchen in einem Landhaus von einem geisteskranken Mörder bedroht, der die fixe Idee hat, alles Schwache und nicht Lebensfähige vernichten zu dürfen. Dorothy McGuire spielt dieses Mädchen und bietet stellenweise eine großartige Leistung, die auch heute noch ihre Wirkung nicht verfehlt. Ebenso die „grand old lady“ des amerikanischen Films, Ethel Barry-more, während die männlichen Darsteller ziemlich abfallen. Ist auch manches in der Aufnahmetechnik veraltet, so kann sich dieser Streifen gegenüber Produkten neueren Datums ohne weiteres behaupten.

Ein Dokumentarfilm befaßt sich mit der Zusammenstellung von Archivmaterial, um an Hand dessen die Vorgeschichte und den Verlauf des ersten Weltkrieges zu erläutern. „August 1914“ macht aber auch deutlich, daß die komplizierten geschichtlichen Zusammenhänge sowie die Kriegsereignisse selbst schwerlich auf eine eineinhalb Stunden währende Filmdauer zusammengedrängt werden können. Dazu besitzt der Streifen auch einen oberflächlichen und einseitigen Kommentar, der den Informationswert des teilweise interessanten Materials beträchtlich vermindert. Immerhin wurde daraus, besonders in der zweiten Hälfte, ein erschütterndes Dokument gegen den Krieg an sich. Manchem Hof klatsch aus der damaligen Zeit Wird allerdings zuviel Bedeutung beigemessen.

St

Ein farbiger Abenteuerfilm aus Hongkong nennt sich ,ßas Geheimnis der drei Dschunken“, doch so geheimnisvoll geht es gar nicht zu. Stewart Granger als Agent soll die Lieferung mörderischer Apparate an Rotchina verhindern und reist mit einer Agentin in diese exotische Stadt. Dort gibt es die üblichen Verbrecher, die hinter allen Ecken lauern, untereinander aber auch nach bewährter Ganovenart uneins sind und sich gegenseitig zur Strecke bringen. Den Rest besorgt der Superagent. Banal und schablonenhaft wie immer ist die Handlung, und die Spannung wird hauptsächlich durch plötzlich durch die Luft schwirrenden Dolche zu erzeugen versucht. Es ist typische Sommerkost, wozu diese interessante Stadt als Hintergrund herhalten muß.

Wenigstens den Versuch, Probleme oder ernst zu nehmende Fragen anzuschneiden, unternimmt der italienische Streifen „Lockende Unschuld“, in dem ein 40jähriger Ingenieur in Kreise lockerer Jugendlicher gerät, einem Flittchen verfällt und etliche Haare lassen muß, bis er wieder in seinen gewöhnten Alltag und sein ihm gemäßes Leben zurückfindet. Es ist das alte Generationsproblem von der Kluft, die zwei Menschenalter trennt und die vergeblich durch eine plötzliche Leidenschaft überbrückt zu werden versucht wird. Der Film weist auch einen trockenen und zuweilen sarkastischen Witz auf, aber insgesamt vermag er nicht zu befriedigen, denn die Spekulation auf die Darbietung lockerer Halbstarker verhindert eine ernst zu nehmende Diskussion über die Fragen selbst.

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