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Die Ehen und Familien retten!

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„Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen“ (Lk 15, 18): Ausder Mitte des heutigen Evangeliums treffen uns diese Worte. Sie bekommen eine besondere Bedeutung beim Abschluß dieses Katholikentages. Diese Worte aus dem Evangelium enthalten tatsächlich die Perspektive der Hoffnung, die Jesus Christus uns geof- fenbart hat, als er mit seiner Frohen Botschaft das ganze Leben des Menschen in ein neues Licht stellte…

Von seinem Schöpfer hat der Mensch die Gabe der Freiheit erhalten. In seiner Freiheit kann er diese

Erde ordnen und gestalten, kann er die wunderbaren Werke menschlichen Geistes schaffen, von denen dieses Land und die Welt voll ist: Wissenschaft und Kunst, Wirtschaft und Technik, die gesamte Kultur. Die Freiheit befähigt den Menschen zu jener einmaligen Gestalt der menschlichen Liebe, die nicht bloß Folge natürlicher Anziehung ist, sondern eine freie Tat des Herzens.

Die Freiheit hat aber ihren Preis. Alle, die frei sind, sollten sich fragen: Haben wir in der Freiheit unsere Würde bewahrt? Freiheit bedeutet nicht Willkür. Der Mensch darf nicht alles tun, was er kann oder was ihm beliebt. Es gibt keine Freiheit ohne Bindung. Der Mensch ist verantwortlich für sich selbst, für die Mitmenschen und für die Welt. Er ist verantwortlich vor Gott.

Der Mensch ohne Verantwortung wird sich in die Genüsse dieses Lebens stürzen und wie der verlorene Sohn in Abhängigkeiten geraten und seine Heimat und Freiheit verlieren. Er wird in rücksichtslosem Egoismus seine Mitmenschen mißbrauchen oder unersättlich materielle Güter an sich reißen. Wo die Bindung an die letzten Werte nicht anerkannt wird, zerfallen Ehe und Familie, wird das Leben des anderen, besonders des ungeborenen, des alten und kranken Menschen, gering geachtet. Aus der Anbetung Gottes wird die Anbetung des Geldes, des Prestiges oder der Macht. Ist nicht die ganze Geschichte der Menschheit auch eine Geschichte der mißbrauchten Freiheit?

Der verlorene Sohn im Gleichnis Christi ist der Mensch, der seine Freiheit schlecht genutzt hat. In diesem Gleichnis können wir die Folgen des Mißbrauchs der Freiheit - das heißt, der Sünde - sehen: jene Folgen, die auf dem Gewissen des einzelnen lasten, wie auch jene, die zu Lasten des Lebens der verschiedenen menschlichen Gemeinschaften und ihrer Umwelt gehen, ja sogar zu Lasten der Völker.

Die Worte „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen“ bestätigen die innere Umkehr des verlorenen Sohnes. Im Zentrum der Frohen Botschaft steht die Wahrheit von der metänoia, der Umkehr: Umkehr ist möglich und Umkehr ist nötig! In der innersten Seele eines jeden Menschen liegt und lebt und wütet trotz der Sünde und sogar durch die Sünde hindurch jener unstillbare Hunger nach Wahrheit und Liebe, der uns bezeugt, wie sich der Geist des Menschen über alles Geschaffene hinaus zu Gott hin ausstreckt.

Wurzel dieser Krise scheint vor allem in einem falschen Begriff von

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