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Die Vorbereitungen für den Machtwechsel in vollem Gange
Über das Datum der Unabhängigkeit sind sich alle am Südwestafrikakonflikt beteiligten Parteien einig: zum Jahreswechsel soll es so weit sein. Aber über die Prozedur herrschen immer noch tiefe Meinungsverschiedenheiten.
Über das Datum der Unabhängigkeit sind sich alle am Südwestafrikakonflikt beteiligten Parteien einig: zum Jahreswechsel soll es so weit sein. Aber über die Prozedur herrschen immer noch tiefe Meinungsverschiedenheiten.
Am 25. April akzeptierte auch Südafrika die Vorschläge der fünf im Sicherheitsrat vertretenen westlichen Mächte und steht seither zu diesem Plan. Namens der SWAPO hat sich Sam Nujoma aber lediglich zu einem gewundenen Jein aufraffen können. In seiner letzten Stellungnahme erklärte er, seine Organisation sehe in dem Plan eine geeignete Diskussionsgrundlage für die Behandlung des Themas Namibia vor dem Forum der UNO-Vollversammlung im Herbst.
Diese hinhaltende Taktik kommentierte sein Rivale Shipanga mit den Worten: „Er ist zu seinen alten Tricks und der gewohnten Verzögerungskunst zurückgekehrt.” Dr. Andreas Shipanga, Mitbegründer der SWAPO, dann Informationssekretär dieser Organisation, geriet vor Jahren in Ungnade und wurde zuerst in Sambia, dann in Tansania inhaftiert. Vor kurzem verfügte Tansanias Präsident Julius Nyerere seine Entlassung.
Man wußte wohl, daß die SWAPO in Sambia und Tansania Gefangenenlager unterhält, aber erst seit Shipangas Enthaftung hat die Welt erfahren, wieviele politische Opfer der Selbstherrlichkeit Sam Nujomas dort unter menschenunwürdigen Verhältnissen schmachten. Es sind, Shipangas Aussagen zufolge, allein in Sambia 1800 Personen, zumeist SWAPO-Dissidenten. Shipanga ist nun dabei, eine neue Partei aufzubauen. Er und seine Gesinnungsgenossen nennen sich SWA- PO-Demokraten. Sie wollen sich an die demokratischen Spielregeln halten und hoffen auf regen Zulauf aus dem SWAPO-Lager.
Aber nicht nur die Linke hat sich gespalten, auch auf dem rechten Flügel ist das Parteienspektrum differenzierter geworden: Die Demokratische Turnhallen-Allianz (DTA) ist permanent in Gefahr, von den verschiedensten Sonderinteressen empfindlich geschwächt zu werden. Der beste Kopf dieser Organisation ist Dirk Mudge, ein Weißer, der sich seit Jahren zum Ziel gesetzt hat, seine ganze Kraft für eine gesicherte Zukunft Südwestafrikas einzusetzen. Er lebt besonders ge- fahlich, denn er ist Spitzenreiter auf jener von der SWAPO erstellten Todesliste ehebaldigst zu liquidierender Persönlichkeiten.
Rechts von der DTA ist die kleine HNP angesiedelt, die für die Fortdauer der direkten Beherrschung Südwestafrikas durch Südafrika eintritt, sowie AKTUR, die wohl auf dem Boden der Turnhalle-Beschlüsse steht, jedoch die Trennung der Nationen besonders betont. Ob AKTUR letztlich gesondert kandidieren wird, steht noch nicht fest.
Einen bedeutenden Aufschwung nahm in der letzten Zeit die Namibische Nationale Front (NNF). Sie sammelt Vertreter aller Rassen um sich, ihr Generalsekretär Bryan O’Linn hält sich für später alle Türen offen. Die NNF kann einmal die dankbare Rolle des Züngleins an der Waage spielen, falls sich - was denkbar ist - keine klaren Mehrheitsverhältnisse ergeben.
Was die finanziellen Mittel für den bevorstehenden Wahlkampf anbetrifft, steht die DTA am besten da. Für sie tritt die Interessengemeinschaft der deutschsprachigen Südwester (IG) ein, die von einflußreichen CDU/CSU-Kreisen gefördert wird. Außerdem kaufte der deutsche Millionär Dr. Dieter Lauenstein vor einiger Zeit zwei in Windhuk erscheinende Zeitungen, die nun entschieden für die Tumhallenallianz eintreten.
Der Generaladministrator Mar- thinus Steyn ließ Ende Juni mit der Registrierung der Wahlberechtigten beginnen. Für die Eintragung in die Wählerlisten sind drei Monate vorgesehen. Wahlberechtigt ist, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat und vier Jahre ohne Unterbrechung in Südwestafrika gelebt hat. Steyn schätzt die Zahl dieses Personenkreises auf 444.000.
Die Vorbereitungen für einen friedlichen Machtwechsel sind in vollem Gange. Ob die Wahlen, wie geplant, im Herbst über die Bühne gehen werden, hängt von der SWAPO, von der UNO und von der Entschlußkraft der Westmächte, ihren Plan durchzusetzen, ab.
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