Die Unsichtbaren
Es untergräbt die Demokratie, wenn die leisen Stimmen ungehört, gewöhnliche Existenzen vernachlässigt bleiben. Eine Vision von sozialen Menschenrechten und mehr Partizipation. Von Martin Schenk.
Es untergräbt die Demokratie, wenn die leisen Stimmen ungehört, gewöhnliche Existenzen vernachlässigt bleiben. Eine Vision von sozialen Menschenrechten und mehr Partizipation. Von Martin Schenk.
Der Demokratietheoretiker Pierre Rosanvallon argumentiert, dass heute die Sehnsucht nach einer gerechten Gesellschaft verbunden ist mit dem Wunsch nach Anerkennung. Denn „nicht wahrgenommen werden“ bedeute auch ausgeschlossen sein. Und genau hier müsse eine Erneuerung der Demokratie ansetzen: bei jenen, deren Leben im Dunkeln bleibt, die nicht sichtbar sind. In Paris gründete Rosanvallon deshalb ein „Parlament der Unsichtbaren“, das dazu dient, all die Geschichten und Lebensbiografien von Menschen zu erzählen, die sonst im Dunkeln geblieben wären: von Jugendlichen, die es schwer haben, von Arbeiterinnen im Niedriglohnsektor, vom alten Mann auf dem Land.
„Stellen Sie sich vor, es träte eine neue verfassungsgebende Versammlung zusammen, um über die zukünftige Gestaltung unserer Demokratie zu beraten.“ So begann die Einladung der Denk- und Kunstwerkstatt „Globart“ zu einem Gedankenexperiment. „Was wäre Ihnen wichtig, welche Fragen müssten aufgeworfen werden?“ Ich antwortete: „Die Schönheit der Verfassung zu würdigen heißt, sie um soziale Menschenrechte zu vervollständigen.“ Und: „Wir müssen achten, wie der Alltag ökonomisch Schwächerer und ihrer Interessen repräsentiert ist in Entscheidungsfindungen.“
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