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„Doktor" Bank: Wird er krank?

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Der eine sieht die Aufgabe der Banken. Der andere die der Banker. Die FURCHE dokumentiert den Zwist Androsch - Salcher.

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Der eine sieht die Aufgabe der Banken. Der andere die der Banker. Die FURCHE dokumentiert den Zwist Androsch - Salcher.

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Die wichtigste Verantwortung der Banken ist die sichere Verwaltung von Geldern Dritter und die rationale Verwendung dieser Mittel, also die Mobilisierung der volkswirtschaftlichen Ressourcen. •

Es ist unbestritten, daß mit den Geldern der Sparer und Einleger sorgsam umgegangen werden muß. Eine vorsichtige Gestion hat in der Vergangenheit wiederholt zu Vorwürfen geführt, daß der Kreditapparat risikoscheu wäre, und daß es erhebliche Schwierigkeiten gebe, verschiedene Projekte sowie alte und neue Unternehmen zu finanzieren.

Vordergründige Tatsachen, wie zum Beispiel der Umstand, daß die Zahlungsfähigkeit von Unternehmungen in Rezessionszeiten meist in einem direkten optischen Zusammenhang mit der Kündigung von Krediten stehe, haben andererseits zur Kritik an einer vermuteten besonderen Härte oder Eile seitens der Kreditgeber geführt.

Im Laufe der letzten Jahre hat die österreichische Kreditwirtschaft im Rahmen von Sanierungsaktionen finanzielle Opfer großen Stils, meist in Form ertragsmindernder Abschreibungen und der Auflösung von Reserven, gebracht. Daraus ist vielfach die Vorstellung entstanden,

daß die Kreditinstitute zu stets neuen Hilfeleistungen in der Lage wären.

Die einprägsame Kurzbezeichnung „Doktor" Bank stellt zwar kein spezifisch österreichisches Problem dar. In Anbetracht der Schwierigkeiten in einzelnen Sektoren und Unternehmungen muß die Schlußfolgerung gezogen werden, daß Probleme dort zu lösen sind, wo sie entstehen. Einer immer weitergehenden „Uberbindung" auf den Kreditapparat und neuen Forderungsverzichten sind sehr enge Grenzen gesetzt.

Auch der „Doktor" Bank hat die Verpflichtung, sich so zu verhalten, daß er der Ansteckung durch Patienten nicht erliegt. Ein kranker Doktor kann nämlich seinen Patienten wenig helfen.

Auszugsweise Zitierung der Ausführun-

en von CA-Generaldirektor Hannes An-rosch am 23. Februar im Bankenverband: der Beitrag stützt sich auf die diesbezügliche Presseinformation des Verbandes.

Ich bin jetzt über ein Jahr Finanzminister und habe nie eine Bank für Sanierungsvorhaben mißbraucht, im Gegenteil:

Es war mein Bestreben, die Leistungsfähigkeit der Banken zu erhalten, nach Möglichkeit zu verbessern. Also dieser Vorwurf kann sicher nicht an meine Adresse gehen.

Andererseits, glaube ich, sollten Bankdirektoren mehr über die Betriebswirtschaft als über die Volkswirtschaft reden. Wenn man Schweizer Bankiers betrachtet: Die haben etwa bei der Uhrenindustrie in aller Stille Maßnahmen gesetzt, die bankmäßig und volkswirtschaftlich richtig waren.

Ich halte nichts von solchen öffentlichen Äußerungen über mißbräuchliche Inanspruchnahme von Banken für Sanierungen.

Also in meiner Regierungstätigkeit ist das sicher nicht geschehen. Man sollte also im eigenen

Bereich doch auch nach dem Rechten schauen.

Ich bin kein Lehrer, ich habe keine Betragensnoten zu vergeben und auch keine Rügen zu erteilen.

Das ist eine allgemeingültige Feststellung: Man möge sich ein Vorbild an den Schweizer Banken und an dem Stil dort nehmen.

Wer sich betroffen fühlt, soll sich betroffen fühlen. Es gibt eine Reihe von Bankiers in Osterreich, die still und betriebswirtschaftlich orientiert ausgezeichnete Arbeit leisten. Ich möchte da nicht mißverstanden werden.

Und wenn es Diskussionen gibt, dann soll man sie führen: im eigenen Bereich. Man soll sicherlich im eigenen Bereich danach trachten, die Schwierigkeiten, die überall bestehen, jetzt zu überwinden. HERBERT SALCHER

Diese Stellungnahme des Finanzministers beruht auf der Tonbandabschrift eines Interviews, das Herbert Salcher am 24. Februar dem Hörfunk (Mittagsjournal) gegeben hat.

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