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Digital In Arbeit

Ent-spezialisieren

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Die Erwerbschancen sind regional unterschiedlich verteilt (zum Beispiel zeigen Arbeitslosenquote oder y.irtlrnTnmpTiBinHilratnrpn beträchtliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen). Die modeme Wirtschaftsentwicklung führt zu zunehmender Arbeitsteilung, zur Konzentration auf größere Produk-tionseinheiten, zur Spezialisierung von Standorten, aber auch von ganzen Regionen.

Spezialisierung auf einen Wirtschaftsbereich, manchmal sogar auf eine Branche, bedeutet aber erhöhte Anfälligkeit für die Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels beziehungsweise wachsende Abhängigkeit einer Region von außen. Branchenkrisen und im Extremfall auch schon Betriebskrisen führen zu Regionskrisen beziehungsweise zu Krisenregionen. Das gilt für periphere Gebiete mit dominierender Landwirtschaft ebenso wie für alte Industriegebiete, aber auch zum Beispiel für "überalterte" Sommertourismusgebiete.

Die Beri^tätigen in solchen Regionen werden zu hoher beruflicher und räumlicher MobUität gezwungen: Wer seinen Arbeitsplatz wechseln muß, muß oft auch den Beruf oder den Arbeitsstandort, manchmal sogar beides wechseln. Immer mehr sind zur Pendelwanderung gezwungen. Viele, vor allem Junge, Mobile,höher Qualifizierte wandern ab, weil sie in der Heimatregion keine Chance sehen.

Die räumlichen Konzentrationsund fipoyj all gion ingstfn dpri 7pn zei-

gen sich nicht nur bei den Arbeitsplätzen. Außer "Arbeitszentren" bUdensichauch "Einkaufszentren", "Erholungszentren", "Freizeitzentren", "Tourismuszentren",… heraus.

Demgegenüber degenerieren Dörfer, Wohnsiedlungen und städtische Wohnviertel zu "Schlafzentren". Und dazwischen wird immer mehr gefahren und damit wächst der Verkehr immer weiter, übertrifft alle Kapazitäten und belastet zunehmend die Umwelt. Die Folgen:

# Aus dem Zusammenleben wird ein Auseinanderleben, gesellschaftliches Leben verarmt, örtliche Gemeinschaften zerfallen oder können nicht mehr entstehen.

• Damit fehlt auch die Voraussetzung für das Bewußtsein gemeinsamer Verantwortung für die gemeinsame Umwelt. Ohne Identifikation mit einem konkreten Lebensraum wirdauchdas Gemeinwohlabstrakt imd inhaltsleer.

• Als Spiegelbild der fortschreitenden Aufspaltung der Gesellschaft in Funktionsgruppen werden aus "bunten", vielfältigen Lebensräumen immer stärker zweckorientierte, monotone Funktionsräume ohne "Heimatpotential".

# Es kommt zur zunehmenden PolarisienmgzwischenBallungser-scheinungen in den verschiedensten "Zentren" und "zur Saison" einerseits, und sozial destruktiver Leere an den entsprechenden "Peripherien" und außerhalb der "Saison" andererseits. Beides entsolidarisiert.

• Bevölkenmgs-und Wirtschaftsprognosen sprechen für eine Verschärfung dieser Polarisierungen.

Die Entfaltung des einzelnen in der Gemeinschaft und die Entfaltung von Ti mündiger Mitglieder braucht gemeinsame Lebensräume mit einer Vielfalt von Chancen - auch für die nächste Generation, braucht die Identifikationsmöglichkeit mit einer "Heimat mit Zukunft".

Zu fragen wäre daher

• Was kann getan werden, um Berufs- und Erwerbschancen auch für qualifizierte Tätigkeiten in allen Regionen zu erhalten beziehungsweise wieder aufzubauen?

• Wie kann die Vielfalt von gemeinsamen Lebensräumen erhalten und die Erfüllung der wichtigsten Lebensfunktionen innerhalb der überschaubaren Heimatregion ermöglicht werden?

• Was kann die Kirche tun, um Eigenständigkeit, Eigeninitiative und Selbstbestimmung zu fördern und Abhängigkeit sowie Fremdbe-stiiomung abzubauen?

• Wie köimen wir lokale und regionale Eigenverantwortung für Gemeinwohl-Aufgaben (wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Art) fördern imd die Neigung zu deren Delegation an anonyme zentrale Apparate bekämpfen?

• Wie können wir Subsidiari-tätsprinzip und Solidaritätsprinzip auch in und zwischen unseren Regionen verwirklichen?

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