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Fechter und Verfechter

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Obwohl die Bundeskanzler Bruno Kreisky beratende Kommission für die Förderung der Presse bereits am 7. Mai zu ihrer ersten Sitzung über die Vergabe von 80,75 Förderungsmillionen beratschlagt hat und sich damals schon über die großen Brocken (Tages- und Wochenzeitungen sowie Journalistenklubs) einigen konnte, warteten die Bescherten vorerst vergeblich auf Geld. Zusehends aber wuchs die Ungeduld.

Der Grund: Die siebenköpfige Krei-sky-Kommission konnte sich nicht einigen, welche Vereinigungen zur Journalistenausbildung aus dem Steuertopf gefördert werden sollten (FURCHE 19/1981). Zwischenzeitlich hat freilich auch noch eine weitere Sitzung am 4. Juni stattgefunden - und trotzdem rührte sich vier Wochen lang wieder nichts.

Dabei hemmt den Geldfiuß für alle eigentlich nur eine Kleinigkeit: Die Frage, wie etwas mehr als eine halbe Million Schilling von den für Ausbildungsorganisationen zur Verfügung stehenden rund 3,5 Millionen aufgeteilt werden soll.

Neben dem sozialpartncrschaftli-chen „Kuratorium für Journalistenausbildung" (KfJ) und der „Katholischen Medienakademie" (KMA) stellten sich heuer drei weitere Ansucher ein:

• Die „österreichische Gesellschaft für Publizistik und Medienforschung" (GESPU),

• das „Friedrich-Funder-Institut" der ÖVP und

• das „Friedrich-Austerlitz-Institut" der Regierungspartei.

Und wegen dieser drei Fechter im Sinn des Wiener Dialektes kam es zum Gefecht.

Die GESPU, im Vorjahr erstmals beteiligt, wollteunterkeinen Umständen teilen. Der Vorschlag: Diebeiden neuen Institute sollten abblitzen.

Umgekehrt wurde der GESPU-An-spruch bestritten: Denn die eilig im Vorjahr gegründete - fast lupenrein sozialistische - Gesellschaft kam 1980 nur deshalb zum Zug, weil im Falle ihrer Berücksichtigung eine Aufstockung der Förderungsmittel versprochen wurde. Die GESPÜ kam so zu ihrem Geld, doch zur Aufstockung kam es nie. Damit, wurde argumentiert, sei aber auch ein GESPU-Anspruch gefallen.

Nach einer ratlosen ersten Kommissionsrunde am 7. Mai (Mitglieder: Zentraldirektor Hans Mosel und Generalsekretär Franz Ivan für den Herausgeberverband, Präsident Günther Nen-ning und Fritz Fehringer für die Journalistengewerkschaft sowie ORF-Fernsehintendant Wolf In der Maur und Robert Sedlaczek, Kreisky-Sekretär und gleichzeitig Geschäftsführer dcr Kommission, für das Bundeskanzleramt) einigten sich am 4. Juni zumindest die Sozialpartnervertreter unter

dem Vorsitz des ehemaligen „Volks-blatt"-Chefredakteurs Franz Größl auf einen gemeinsamen Nenner:

Der im Gesetz vorgesehene Höchstbetrag für die Förderung der Journalistenausbildung sei, empfehlen sie, voll auszuschöpfen, wobei dem Kuratorium das Höchstausmaß der Förderung und der KMA die Hälfte davon gewährt werden sollte.

Und: „Die restlichen Mittel sind auf die restlichen Bewerber zu verteilen, erforderlichenfalls gemäß dem Stärkeverhältnis der im Nationalrat vertretenen Parteien."

Gegen die Sozialpartnerlösung stimmte Sedlaczek, selbst GESPU-Beirat. Und er ging mit seinem Vorschlag unter: Er wollte zwardem Kura-. torium nichts absprechen, wohl aber der KMA, die nach seinen Vorstellungen mit der GESPU halbe-halbe zu teilen hätte. Die beiden Partei-Institute sollten leer ausgehen.

Wolf In der Maur scheute sich offenbar, gegen den Kanzler-Sekretär zu entscheiden: er enthielt sich in diesem Zwist couragiert der Stimme.

Was nichts an der Empfehlung der Sozialpartner änderte: Denn dem Buchstaben des Presseförderungsgesetzes nach käme es nur auf ihr Einvernehmen an.

Die gemeinsamen Bemühungen von Herausgeber- und Journalistenvertretern um eine Lösung waren aber letztlich umsonst. Am 2. Juli entschied Bundeskanzler Bruno Kreisky „vorbehaltlich der Beschlußfassung durch den Ministerrat" (Sedlaczek).

Und die Entscheidung verrät deutlich die Sedlaczek-Handschrift: Demnach wird das Kuratorium 1,8 Millionen Schilling, die KMA 920.000 und die GESPU 752.250 Schilling erhalten.

Die GESPU-Fechter hatten den besseren Verfechter. Daher schauen jetzt sowohl das „Funder-Institut" wie die „Austerlitz"-Mannen durch die Finger.

Um sie bei der Bescherung auszu-bremsen, hat der Kreisky-Sekretär den Verfassungsdienst bemüht, der in seinem Gutachten der hinhaltenden Sed-laczek-Argumentation entsprochen haben soll: Die Ausbildungsorganisationen der beiden Großparteien seien deshalb unmöglich zu berücksichtigen gewesen, weil sie zum Zeitpunkt des Ablaufes der Einreichfrist tnde März noch keine Rechtspersönlichkeit gehabt hätten. Der Umstand der behördlichen Nichtuntersagung genüge nicht.

Des einen Leid, des andern Freud: „Es ist zu rechnen, daß im August die Kasse klingelt", beschwichtigt Sedlaczek die anderen, zwischenzeitlich schon unruhig gewordenen Förderungswerber. In einer seiner nächsten Sitzungen soll der Ministerrat dafür grünes Licht geben.

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