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Schöne Bescherung

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Achtzehn Tageszeitungen, fünf Dutzend Wochenzeitungen, eine Handvoll Journalistenklubs sowie heuer erstmals fünf journalistische Ausbildungsorganisationen warteten hoffnungsvoll auf eine schöne Bescherung am 7. Mai: An diesem Tag sollte die beim Bundeskanzleramt eingerichtete Kommission für die Förderung der Presse über die Verteilung von 80,75 Millionen Schilling aus dem Steuertopf befinden und dem Ministerrat eine einstimmige Empfehlung geben.

Obwohl über die großen Brocken Einvernehmen erzielt werden konnte, wird es vorerst nichts mit der Bescherung: Es spießt sich an der Vergabe von etwas mehr als einer halben Million von insgesamt knapp 3,5 Millionen Schilling für die Journalistenausbildung, über die sieben Kommissionsherren dem Vernehmen nach keine Einigung erzielen konnten.

Wurde im Vorjahr neben dem sozialpartnerschaftlich von Zeitungsherausgebern und Journalistengewerkschaft organisierten und geführten „Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) und der „Katholischen Medienakademie“ (KM A) auch eine eilig gegründete gewerkschaftsnahe „österreichische Gesellschaft für Publizistik und Medienforschung“ (GESPU) um Förderungsmittel vorstellig, drängten heuer zwei neue Ansucher zum Geldtopf.

Beiden ist eines gemeinsam: Sie wurden im Vorfeld der beiden großen politischen Parteien gegründet - wohl mit der Absicht, auch aus dem Titel Journalistenausbildung Gelder abzusahnen.

Was der ÖVP ihr „Friedrich-Funder-Institut für Publizistik, Medienforschung und Journalistenausbildung“ ist, ist der SPÖ ihr „Friedrich-Auster- litz-Institut für Journalistenausbildung“, wobei die Volkspartei diesmal die Nase vorne hatte und die Regierungspartei mit ihrer Gründung nachhinkte.

Und während Günter Ofner von der „Funder-Stiftung“ sogar schon auf ein Veranstaltungsprogramm verweisen kann, das freilich vorerst überproportional auf Hobby-Journalisten zugeschnitten zu sein scheint, weiß Robert Sterk, Chefredakteur der SPÖ-Zeitung „Heute“, vom „Austerlitz-Institut" vorderhand nur sicher, daß er als Proponent aufgetreten ist.

Hier hakt auch Kreisky-Sekretär Robert Sedlaczek, in dieser Eigenschaft gleichzeitig Geschäftsführer der unter dem Vorsitz des ehemaligen „Volksblatt“-Chefredakteurs Franz Größl tagenden Förderungskommission, ein.

Obwohl er über den Verlauf der Sitzung keine näheren Auskünfte geben möchte, deponiert er als persönliche Meinung: „Was die beiden neuen Institute betrifft, ist eine Förderung problematisch, da beide Vereine zum Zeitpunkt der Einreichungsfrist noch nicht effektiv waren.“

Womit unausgesprochen klar wird, woran bei der Kommissionssitzung am 7. Mai das Einvernehmen scheiterte.

Deshalb haben die Mitglieder (Zentraldirektor Hans Mosel und Generalsekretär Franz Ivan für den Herausgeberverband, Präsident Günther Nen- ning und Fritz Fehringer für die Journalistengewerkschaft sowie ORF-Fernsehintendant Wolf In der Maur und Robert Sedlaczek für das Bundeskanzleramt) ihre Entscheidung vorerst auf den 4. Juni vertagt, um zwischenzeitlich einen Ausweg aus dieser Bescherung zu finden.

Sedlaczek persönlich plädiert dafür, „heuer abzuwarten, und bis zum nächsten Jahr kann man sich legistische Maßnahmen überlegen“.

Hingegen pochen vor allem die „Funder“-Leute darauf, daß sie die gesetzlichen Bedingungen für eine Förderung (Vereinigung für berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung mit „repräsentativer Bedeutung“) erfüllen. Daher wollen sie schon heuer Geld.

Da einerseits diese Wünsche auf dem Tisch liegen, andererseits aber auch grundsätzliche Übereinstimmung darüberherrscht, daßdiebeiden gutfunktionierenden und bewährten Vereinigungen, das „Kuratorium“ und die Katholische Medienakademie, zur Fortführung ihrer Arbeit Geld etwa im bisherigen Ausmaß brauchen, kann eigentlich nur mehr über jene Mittel disponiert werden, die im Vorjahr die GESPU zugesprochen erhielt.

Freilich hat diese vorjährige Entscheidung maßgeblich an den heurigen Schwierigkeiten Anteil: Die GESPU wurde nämlich 1980 nur deshalb berücksichtigt, weil damit die Zusage verbunden war, daß die Förderungsmittel aufgestockt würden. Doch der Geldfluß blieb aus.

Gegen die logische Konsequenz, diese hochgradig SPÖ-gefärbte Vereinigung heuer nicht mehr zu bescheren, laufen die GESPU-Mannen verständlicherweise Sturm: Das hieße für sie, ihre Arbeit überhaupt einzustellen.

Andererseits dürfte es den Kommissionsmitgliedern angesichts der bedingten Entscheidung des Jahres 1980 heuer schwerfallen, die GESPU neuerlich, die zwei Neugründungen hingegen nicht zu berücksichtigen.

Allen sieben Kommissionsmitgliedern ist freilich klar, daß sie sich zu einer gemeinsamen Lösung durchringen müssen. Da an eine Aufstockung der Mittel bei der derzeitigen Budgetebbe kaum zu denken ist, bleiben nur wenige Möglichkeiten.

Eine Möglichkeit muß zudem ins Kalkül gezogen werden: die nämlich, daß Kanzler Bruno Kreisky den Beraterzwist budgetschonend entscheidet. Motto: Wenn ihr euch nicht einigen könnt, bekommt niemand etwas! Streichen statt streiten ...

Wie auch immer die heurige Lösung letztlich aussehen mag: Um eine Grundsatzdiskussion über die Journalistenausbildung kommt man nicht herum.

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