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Gegen Vandalen

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Schwere Strafen und überhaupt härtere Zeiten drohen allen Eigentümern denkmalgeschützter Bauwerke, sofern sie ihre „Kulturdenkmäler“ absichtlich verkommen und verrotten lassen: Bis zu 300.000 Schilling, Wiederherstellungspflicht, Wertersatz, ja sogar Freiheitsstrafen sieht der neue Entwurf für ein Denkmalschutzgesetz vor, der vor kurzem von Wissenschafts-hinister Dr. Hertha Firnberg vorgestellt und zur Begutachtung ausgeschickt wurde. Spätestens im Herbst soll er, das Ergebnis zweier großer Enqueten über Assanierung, Denkmalschutz und Stadtbildpflege, dem Parlament vorgelegt werden.

„Wir werden zwar nie genügend Mittel haben, um alle österreichischen Kulturdenkmäler zu retten“, meint Dr. Firnberg, „aber 30.000 zu erhalten, ist absolute Pflicht!“ Dieser Hauptkatalog enthält alle wichtigen Baudenkmäler, Ensembles, also Bauzonen, die in ihrer Gesamtheit unverändert erhalten werden müssen (zum Beispiel der Spittelberg, das Alte-Universität-Viertel, die Kingstraße usw.) sowie private Sammlungen, die in ihrer Einheit bewahrt bleiben müssen.

Diese in den vergangenen Jahren systematisch erarbeitete Novellierung des Denkmalschutzgesetzes hat den Trend, endlich einen „aktiven Denkmalschutz“ zu kreieren. Deshalb wird ein Paragraph „Erhaltungspflicht der Eigentümer von Denkmälern“ eingeführt, der Ensembleschutz rechtlich verankert, die In-tabulierung des Denkmalschutzes im Grundbuch gefordert; ja sogar die staatlichen und Gemeinderechte werden erweitert, wo es darum geht, sofortige Sicherheitsmaßnahmen zur Rettung gefährdeter Denkmäler ein-

Weitere Punkte: Ein großzügig geplanter Umgebungsschutz, verschärfte Strafbestimmungen, auf drei Jahre verlängerte Verjährungsfristen. Die Denkmalschützer haben Grund zu jubilieren, sind doch dem Bundesdenkmalamt damit endlich Rechte und Möglichkeiten gegeben, gegen Vandalisr.ius aller Art, also gegen Fassadenabschlagungen, mutwillige Umbauten, Abverkauf von Bauplastiken, geplante Verwüstungen, um Baugründe für Spekulationen frei zu bekommen, endlich vorzugehen.

Und die Schattenseiten dieses Gesetzesentwurfes?

Vorerst gibt es bloß Ärger und Empörung bei den Hauseigentümern. Sie fordern nämlich rechtlich verbriefte Zuschüsse, wenn es sich um die Erhaltung eines denkmalgeschützten Objektes handelt. Das Wissenschaftsministerium wiederum lehnt das ab, weil dazu das Geld fehlt, sagt aber zu, daß Wie bisher auch weiterhin jedem Eigentümer eines erhaltenswerten Bauwerkes eine Subvention für Instandsetzungsarbeiten gegeben wird, sofern er nachweisen kann, daß er sein „Denkmal“ nicht aus eigenen Mitteln erhalten kann. Das ist aber zugleich der kritische Punkt: Das Ministerium fordert nämlich damit indirekt, daß ein Vermögensnachweis erbracht wird; das heißt, jeder muß einbekennen, was er hat oder nicht hat. Und darüber empören sich die Hausbesitzer nicht zu Unrecht, denn wer kann solche bis in Privatbereiche führende Kontrollmaßnahmen noch als Spielregel einer Demokratie anerkennen?

Aber schon versucht man am Minoritenplatz einzulenken: Minister Firnberg spricht bereits von Steuerbegünstigungen, die sie mit dem Finanzminister für „kulturbewußte Denkmalpfleger“ aushandeln möchte. Wenn dies gelingt und das Gesetz im Parlament passiert, ist zweifellos ein wesentlicher Schritt getan, Österreichs Städte und Orte vor katastrophalen Verwüstungen zu bewahren. Doch bis dahin bleibt dag Thema „Österreich im Abbruch“ leider aktuell wie bisher.

KARLHEINZ ROSCHITZ

Poker

Jeden Tag fordern entweder die Meidlinger oder Margaretner Sozialisten, dann wieder die Innsbrucker Genossen die ersatzlose Abschaffung des Paragraphen 144. Kein Tag vergeht, ohne daß sich Genossen links von Minister Broda profilieren. Die Taktik hat — man muß das der SPÖ attestieren — geschickte Methode. Je stürmischer und „progressiver“ von links der Mord am ungeborenen Leben entschuldigt wird, desto leichter hat es der Justizminister, seine angebliche Kompromißbereitschaft auch in das Schaufenster zu stellen und die sogenannte „Dreimonatelösung“ als großzügige Politik der Mitte auszuweisen.

Das Poker wird erfolgreich sein, schon deshalb, weil es in der ÖVP ein offenes Geheimnis ist, daß man dem Broda-Plan zustimmen wird. Nur: was da gespielt wird, ist ein Poker ums menschliche Leben. Ein (möglicherweise) guter Stich — nur ein Stich ins Herz von Menschen...

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