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Gegenargumente zum Stichwort Wachstum
Der Wachstums-Wahn be raquo; herrscht derzeit Österreichs Politiker, Unternehmer und Leitartikler gleichermaßen. Dabei werden die schrecklichen Folgen eines zu geringen oder gar Null-Wachstums zu einer nationalen Katastrophe hochgespielt.
Es wird auch versucht, mit mehr oder minder richtigen, aber auch mit falschen Argumenten uns allen zu verkaufen, daß wirtschaftlicher Wachstumsverlust gleichbedeutend sei mit: Verlust an persönlicher
der Arbeit empfinden, geschweige denn ihn verstehen. Stichwort Arbeitsplätze: Immer mehr Wachstum verlangt immer mehr Produktivität. Also wird immer mehr rationalisiert. Der Mensch fühlt sich immer überflüssiger. Die Zukunft wird ihn sogar zwingen, ständig Neues zu erlernen, ihn zwingen, ständig umzulernen.
Dringend notwendige soziale Aufgaben werden durch Wachstum kaschiert, statt daß sie gelöst werden. Man schafft ständig neue Ali Freiheit, Verlust an Arbeitsplätzen, an Wohlstand, an Gesundheit und Umwelterhaltung.
Nur, es gibt auch noch andere Argumente, sozusagen: Gegenargumente.
Stichwort Freiheit:
Hat uns dieses ständige Wachstumsdenken nicht alle einander mehr denn je entfremdet? Haben sich nicht die Zwänge in den letzten Jahren vervielfacht? Wurden wir nicht alle unmenschlicher in bezug auf die sich uns bietenden Arbeitsund Lebensbedingungen?
Wie hat uns denn die ausgeprägte Konkurrenzwirtschaft geformt? Materialistisch; es fehlt an sozialen Bindungen, wir sind innerlich verarmt, unsere Jugend spricht von einem sinnlosen Leben. Allenthalben fehlt es an Beziehungen zur Arbeit, zum Mitmenschen.
Wir können kaum noch den Wert bis, weil man glaubt, hofft und meint, durch Wachstum ließe sich alles erreichen. Wachstum schafft Verblendung.
Gerade das industrielle Wachstum hat unsere Umweltbedingungen und die Belastungen unseres Lebensraumes ungeheuerlich vermehrt. Man denke nur einmal an unsere Seen, an unsere Luft, an den Lärm, an Schlagworte wie: Monotonie am Arbeitsplatz oder Leistungsdruck.
Es mag sein, daß uns erst ein „Mehr an Wachstum" hilft, die steigenden Ausgaben für die geforderte Gesundheits- und Sozialpolitik zu finanzieren. Nur: Vielleicht würde aber auch ein „Weniger an Wachstum" diese verlangte Politik überflüssig machen?
Wer weiß, vielleicht hat eine Wachstumskrise auch ihre Vorteile. Wir sollten zumindest einmal darüber nachdenken.
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