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Geld, das zurückkommt

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österreichische Heilbäder und Kur orte - es sind derzeit etwa 70. dazu kommen noch Kuranstalten außerhalb von Kurorten und die Knelppan- stalten - sind Orte besonderer Art. Sie beruhen auf umfangreichen gesetzlichen Grundlagen, ausgehend von der Bundes- und Landesgesetzgebung über natürliche Heilvorkommen und Kurorte. Mit dem Inkrafttreten dieser gesetzlichen Regelung ging die Anzahl der Kurorte gegenüber der Zwischenkriegszeit stark zurück. Denn diese gesetzlichen Grundlagen enthalten auch zahlreiche Auf-

lagen, die zunächst oft unterschätzt werden und vielfältige Anstrengungen struktureller, fachlicher, personeller und nicht zuletzt finanzieller Art verlangen.

Heilbäder und Kurorte, basierend auf Heilvorkommen des Wassers, des Bodens und der Luft, sind daher kostenintensive Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Tourismus. Eine große Anzahl führender österreichischer Fremdenverkehrsorte befinden sich unter ihnen. Ihre Mehrfachfunktionen wie Balneologie und Bioklimatologie, Tourismus, Sport und andere Angebote erweitern den Gästekreis, subventionieren einander sogar bis zu einem gewissen Grad, verursachen aber auch immer wieder neue Kosten.

Diese Mehrzweckfunktion ist nicht neu, nur ihre Gewichtung ändert sich ab und zu. Die Einbeziehung der Sozialversicherungen in das Kurwesen ließ, zumal hier andere zahlen müssen, gemeinsam mit der Entwicklung der Medizin auch in den spezifischen Heilbäderwissenschaften naturgemäß die medizinischen Faktoren in den Vordergrund treten, wenn auch die Tatsache bestehen bleibt, daß sich medizinische und touristische Faktoren nicht gegenseitig stören, sondern wirtschaftlich und psychologisch-gesundheitlich ergänzen.

Besonderes Kopfzerbrechen bereiten den Heilbädern und Kurorten die finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich unser gesamtes Gesundheitswesen, auch das im benachbarten Ausland, befindet, und die damit verbundenen Restriktionen im Sozialversicherungswesen. Der Zeitpunkt zu einem Umdenken im Versicherungswesen im Hinblick auf die zahlreichen Zivilisationsschäden und Zeitkrankheiten von der reinen Behandlung hinweg zur Prävention, die sowohl medizinisch wie wirtschaftlich vertretbar wäre und eine besondere Funktion zahlreicher Kurorte darstellt, ist angesichts der finanziellen Nöte mit tatsächlicher und optischer Notwendigkeit zu Einsparungen nicht eben günstig.

Dabei kann sich der medizinische Wert der Kur, der auch weitgehend den wirtschaftlichen bestimmt, sowohl in individueller wie in volkswirtschaftlicher Sicht durchaus sehen lassen, österreichische universitätsmedizinische Untersuchungsreihen haben meßbare Erfolgswerte von etwa 70 bis 60 Prozent nach Kuraufenthalten ergeben. Und einschlägige Untersuchungen deutscher Versicherungsanstalten haben zu der Faustregel geführt, daß jede für die Kur ausgegebene Mark an anderer Stelle, drei Mark für Medikamente, Spital, Krankenstand, Frühinvalidität etc. einspart. Aber der Weg von diesen Überlegungen bis zu realen Konsequenzen ist ein langer.

Bei einem teilweise sehr starken Anteil an Sozialversicherungsgästen auch aus dem Ausland, mit gänzlicher oder teilweiser Kostenbeteiligung der Institute, wirken sich die oben genannten Entwicklungen auf viele Heilbäder stark aus. Dazu kommt der enorme Kostenauftrieb für diese relativ aufwendigen und personalintensiven Einrichtungen, der nur in sehr unzureichender Form auf die Kalkulation und Preisgestaltung übertragen werden kann, und eine starke Vermehrung an Gästebetten sowie von Neuerschließungen, die die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Betriebe und Orte beeinträchtigen müssen.

Nicht überall, wo man nach öl bohrt und Wasser findet, sollte man, gewissermaßen als regionale Entwicklungshilfe mit öffentlicher Förde rung, ein Heilbad bauen wollen. Dies stört durch Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse nicht nur privatwirtschaftliche Interessen, sondern auch die der fördernden öffentlichen Hand, die ja selbst In vielen bestehenden Einrichtungen direkt oder indirekt große Mittel investiert hat.

Dazu treten auch die Konkurrenz ausländischer Heilbäder und in letzter Zeit steuerliche Probleme infolge gewisser Überschneidungen der Fremdenverkehrs- und Kurortegesetzgebung mit der Steuergesetzgebung, weiche einzelne Kurorte betrifft.

Dennoch, trotz all dieser Schwierigkeiten, haben sich die österreichischen Heilbäder und Kurorte und

Kureinrichtungen in den letzten Jahren gut gehalten, so 1960 (die genauen Ergebnisse 1981 liegen noch nicht vor) noch mit einer Gesamtzunahme an Gästenächtigungen von 6,2 Prozent gegenüber 5,4 Prozent im allgemeinen österreichischen Fremdenverkehr. Dies dank zahlreicher zusätzlicher Bemühungen, jahrzehntelanger Investitionen, Verbesserungen und vor allem Erfahrungen. Sie sind sich aber durchaus klar darüber, daß die Voraussetzungen für die künftige Entwicklung wesentlich schwieriger sein werden und daß es darum gehen wird, Erreichtes nach Möglichkeit zu halten.

D«r Autor IM Quchstufuhrar des OMorroichltchan HtllMdor- und Kurortevsrbtnd«.

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