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Im Storchdngang durch und der Körperfülle zu

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Gesund sein wollen alle — gesund leben schon weitaus weniger. Immer noch ist es für viele Menschen sehr schwierig, die Folgen von gesundheitsschädigendem Verhalten abzuschätzen und für sich selbst die Konsequenzen daraus zu ziehen. Untersuchungen haben gezeigt, daß Information über Risikofaktoren allein noch nicht ausreicht für den Start zu einer neuen, gesünderen Le-

bensweise. Zwischen Bewußtsein und konkreten Taten besteht, wie so oft, eben ein großer Unterschied.

Längst weiß „man“ schon, daß sich zuviel Rauchen und Trinken, fettes Essen oder die süßen Seelentröster schlecht auf den Körper und das allgemeine Befinden auswirken. Längst ist bekannt, daß der Körper Abwechslung bei Belastung und Entspannung braucht.

Die Einsicht kommt oft spät, daß der Körper keine Maschine ist. Meist, wenn man gerade einen Zusammenbruch überstanden hat und die Hoffnungen auf Gesundwerden an modernen Geräten und der chemischen Medizin hängen. Da wird bewußt, daß Regeneration und Erholung Bestandteil des menschlichen Lebens sind.

Die Medizin hat zweifellos enorme Fortschritte gemacht, aber die Forschung hat nicht ausgereicht, menschliches Fehlverhalten zu korrigieren. Zu den alten Krankheiten, die die Medizin besiegt hat, sind neue gekommen. Sie setzen uns immer mehr zu und verstecken sich hinter dem harmlosen Wort Zivilisationskrankheiten. Ärzte kämpfen immer mehr mit Herz- und Kreislaufbeschwerden, Rheuma, Verdauungsproblemen oder Durchblutungsstörungen, die nicht altersbedingte Verschleißerscheinungen sind. Nicht selten sind diese Leiden psychischen Ursprungs. Was tun?

Wenn Hippokrates den alten Griechen Erholung verordnete, dann mußten sie meist ausgiebig baden, Spazierengehen und körperliche Bewegung machen. Ruhe und Entspannung, Abwechslung vom Alltag entlasten das Gemüt, wußten schon die Hellenen. Hippokrates verschrieb also das, was wir heute eine „Kur“ nennen, oder anders gesagt: Mach* mal Pause und denk' nur an Dich.

Nur: Mit „Kuren“ verbinden sich meist Vorstellungen, die schon längst nicht mehr stimmen. Es sind, so glaubt man, noch im-

mer die älteren Menschen, die die Zeit und das Geld für solche Heilbehandlungen haben. Sie suchen — meist schon zum x-ten Mal — denselben Ort auf, um ihre chronischen Leiden zu lindern. Im gemächlichen Kurschritt spazieren sie durch reizvolle Parks, umgeben vom Charme vergangener Zeiten.

Aber inzwischen haben auch mehr jüngere Leute erkannt, daß Kuren mitunter das gleiche auf natürliche Art und Weise leisten wie die Chemie. Diesem Trend, sich von den Schätzen der Natur helfen zu lassen, kommen auch die österreichischen Kurorte immer mehr entgegen. Sie beginnen, sich auf ein jüngeres Publikum einzustellen. Die meisten Kurorte sind ohnehin auch für den Sommer- und Wintertourismus ausgestattet und bringen die notwendige Infrastruktur mit. Ein Aktivprogramm, aber nicht exzessiv, zwischen Swimming-pool und

„Wer schwer ist, hat's schwer im Leben.“ Nicht nur, weil Schlanksein „in“ und ästhetischer ist. Man muß sogar ganz schön selbstbewußt sein, will man im Zeitalter der Fitneß-Clubs und des Körperkultes sich all dem entziehen. Ganze Scharen von Sich-zu-dick-Fühlenden greifen daher von Diät zu Diät wie nach einem Rettungsring, um die Ringe um Bauch und Hüften wegzuschmelzen.

Der Glaube allein versetzt ja bekanntlich Berge, und die Aussicht auf Erfolg verdoppelt die Anstrengungen. Aber „Diät“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ganz allgemein „Lebensweise“ und damit auch gleichzeitig eine Binsenweisheit: daß nämlich im Körper alles mit allem zusammenhängt. Ganzheitslehre heißt das heute, als ob es eine neue Erfindung wäre.

Praktisch alle jene Zivilisationsschäden und chronischen Krankheiten, die in Kurorten behandelt werden, so sagen Kurärzte, stehen irgendwie mit der Ernährung ihrer Patienten im Zusammenhang. Da wird viel zu groß und schlecht gekocht und alles mögliche durcheinander aufgetischt. Dann wundert man sich über Magenverstimmungen, Blähungen, Herzbeschwerden oder Verdauungsstörungen.

Ballastreiche Kost beseitigt — wie fälschlich oft angenommen — die Probleme auf Dauer auch nicht. Denn der oft beklagte Bewegungsmangel verhindert den Abtransport von Giftstoffen. Sie

Golf hält vermengt Einzug, wobei die Kurorte vor dem Problem stehen, die „alten“ Gäste nicht allzu sehr zu vergrämen.

Wohin man zur Kur fährt, hängt nicht vom Lebensalter oder von individuellen Vorzügen ab, sondern von den jeweiligen Beschwerden und dem entsprechenden Angebot des Kurortes.

In Österreich ist jedenfalls die „Indikationsliste“ der Heilbäder und Kurorte lang und vielfältig. In rund 120 Kurorten und Heilbädern sprudeln heilsame Quellen, gibt es Güsse, Massagen, Diätkuren, Schlamm- oder Moorpak-kungen.

Informationen darüber gibt es beim österreichischen Kurorteverband und den Fremdenverkehrsämtern (siehe Kasten). Hier sollen lediglich die Kuren und Therapien aufgezählt werden, die gerne gegen die oft zitierten Zivilisationskrankheiten angewendet werden.

lagern sich in Gelenken, Gefäßen und Geweben ab, sorgen für Verschlackungen oder Blähungen. Auch wer zuviel an Bauch und Hüften angesetzt hat, mutet seinem Körper Schwerstarbeit zu. Es drohen ein zu hoher Blutdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden.

In Heilbädern, Kurorten und Kuranstalten werden daher verschiedene Abmagerungskuren angeboten, von der Reduktions-bis zur salzarmen Kost. Ernährungsmediziner warnen vor be-

Wer fastet, rostet nicht

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