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Zur Erneuerung der Liturgie (II)
Eine wirkliche Neubesinnung auf das Wesen der Messe und des Sakramentes und damit verbunden der Abbau eines falschen Sakramentalismus können in Zu&unft dazu führen, daß die Eucharistiefeier mehr als bisher zum sonntäglichen Ereignis wird und der Gottesdienst des Werktages die Gestalt eines eigenständigen Wortgottesdienstes haben wird.
Dadurch könnten die Priester unter der Woche für eine andere Aufgabe frei werden, der sich die Kirche über kurz oder lang wird stellen müssen: Die Eucharistiefeier hat nicht in Kathedralen und Domen begonnen, sondern in den Häusern der Christen. Seit sie diese Häuser verlassen hat, hat sie sich mit einer feierlichen Gestalt umgeben, an der zwar manches reformiert werden muß, die aber als Ganzes so ehrwürdig ist, daß sie kaum mehr auf ihre ursprüngliche Form zurückgeführt werden kann. Auch die Erneuerung der Liturgie hat ein Erbe zu hüten, das nicht mutwillig preisgegeben werden darf.
Aber es muß ja nicht sein, daß die Kirche nur eine einzige Form der Eucharistiefeier kennt, die je nach den Gegebenheiten mit mehr oder weniger Aufwand umgeben wird. So sollte die Kirche den Vorschlag aufgreifen, der heute von verschiedensten Seiten laut wird, und einen Ritus ausarbeiten und erproben, der am Abend im Wohnzimmer einer Familie im Kreis der Christen eines Hauses oder eines Häuserblocks gefeiert werden kann. Diese Meßfeier könnte an die Stelle der Predigt das gemeinsame geistliche Gespräch setzen und klar und deutlich zur Struktur des Mahles zurückkehren. Unter Verzicht auf alle unnotwendigen kultischen Formen und Gewänder könnte eine solche abendliche Feier für den nüchternen Menschen unserer Tage, der mit den Formen und Symbolen der lateinischen Liturgie nur sehr wenig anzufangen weiß, zur erlebten Begegnung mit dem Herrn im Wort, in Brot und Wein und im Bruder werden. Von solchen Eucharistiegemeinschaften, die sich vielleicht einmal im Monat versammeln, könnte eine Strahlkraft gelebten christlichen Glaubens ausgehen, die die ganze Pfarrei von innen her umgestaltet.
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