Corona: Hat das Virus eine Botschaft?
Mit seiner exponentiellen Verbreitung ist SARS-CoV-2 wie eine Lupe, unter der Verfehlungen riesengroß zutage treten.
Mit seiner exponentiellen Verbreitung ist SARS-CoV-2 wie eine Lupe, unter der Verfehlungen riesengroß zutage treten.
In Zeiten der Krise zeigt sich, dass es mehrere Arten des Denkens gibt. Neben der rationalen Sicht schlummern in uns auch ältere Wege des Geistes, die Welt zu begreifen. „Magisches Denken“ ist da, bevor die Vernunft zu walten beginnt: Das zeigt sich in der Menschheitsgeschichte ebenso wie in unseren frühen Kindheitstagen. Reiches Material dafür liefert auch die Historie der „Seuchen“ und „Plagen“, in denen solche Denkweisen immer wieder in den Vordergrund traten. In subtileren Schattierungen gilt das nun auch für die Coronakrise: Irrationale Zuschreibungen sind rasch zur Stelle, „Schuld- und Strafbereitschaft“ (Matthias Horx) schwelt vielerorts zwischen den Zeilen, in den Medien und sozialen Netzwerken. Man ist geneigt, das Virus als Boten zu sehen, der eine hintergründige Nachricht übermittelt.
Evolution ohne Ziel
Haben wir uns an der Natur „versündigt“, die jetzt zurückschlägt? Ist es die Rache des „Flüchtlingsgotts“ gegen die Hartherzigen – oder ein dringlicher Hinweis, der Migration einen Riegel vorzuschieben? Ein Wink mit dem Zaunpfahl, beim Klimaschutz endlich konsequent zu sein? Die Umwelt und Biodiversität besser zu schützen? Stärker auf regionale Produktion umzusteigen? Die Regeln der Globalisierung neu aufzusetzen? Das Spektrum der Deutungen ist breit. Tatsächlich hat sich die Luftqualität verbessert; Delfine erobern sich Häfen und küstennahe Gewässer in Italien zurück. Dennoch: Zu behaupten, dass das Virus oder gar „die Natur“ eine bestimmte Absicht verfolgen würden, wäre wider die Vernunft. Wissenschaftlicher „Common Sense“ ist, dass die Evolution mit all ihren organischen Prozessen nicht zielgerichtet verläuft.
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