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Digital In Arbeit

Jedem seinen Part

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Norbert Blüm sagte vor vielen Tausenden Menschen im September 1978 in Frankfurt, den Wert der Arbeit betreffend: „Ein christliches Programm der Arbeit geht über eine vordergründige Humanisierung der Arbeit hinaus, die schon zufrieden ist, wenn alle zufrieden sind. Ein christliches Programm der Arbeit nimmt Maß am Schöpfungsauftrag. Schöpfung ist Arbeit und unsere Arbeit ist Mitwirkung an der Schöpfung …“

Nun ist aber die Frage zu stellen, wie kann ein solches Programm in einer Zeit verschärfter Arbeitsplatzprobleme, von denen auch die Steiermark, ja gerade die Steiermark nicht verschont zu bleiben scheint, verwirklicht werden?

Sind das nicht Illusionen, die an den Wirklichkeiten Vorbeigehen? Ich glaube fest daran: Nein.

Wir müssen uns lediglich die Frage stellen, was wir von dem, was wir uns schon so oft gemeinsam vorgenommen haben, auch verwirklichen können. Die Arbeit lautet schlicht: Gar manches können wir verwirklichen, können wir besser machen, wenn wir die Partnerschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ernst nehmen und, vom Lippenbekenntnis abgehend, diese in die Herzen der Beteiligten tragen.

In der Enzyklika „Rerum novarum“ heißt es: „So wenig das Kapital ohne die Arbeit, so wenig kann die Arbeit ohne das Kapital bestehen.“ Eine Erkenntnis, die manche erst heute machen.

Eine Erkenntnis aber, die man trotzdem nie zu spät machen kann, und gerade in unserer wirtschaftlichen schwierigen Zeit muß das Bewußtsein verstärkt werden, daß wir alle - also Arbeitnehmer und Arbeitgeber - in einem gemeinsamen Boot sitzen, ohne daß wir dabei natürliche Interessengesetze vertuschen wollen, diese wollen wir jedoch partnerschaftlich lösen.

Die Partnerschaft im Betrieb ist mein wichtigstes Stichwort. Sie zu verwirklichen müßte in einer Gesinnungsgemeinschaft, die vor allem auch die christliche Soziallehre als ihr Fundament bezeichnet und in der die Arbeitgeber genauso ihren bestimmten Platz haben wie die Arbeitnehmer, die eine immer bedeutendere Rolle einnehmen, möglich sein.

Das funktioniert auch in einigen Bereichen besser, als Kritiker anzuneh-

men bereit sind, aber in gewissen Bereichen schlechter, als Optimisten glauben wollen …

Es ist kein Zufall, wenn anläßlich einer Umfrage der Vereinigung österreichischer Industrieller, Landesgruppen Steiermark, die auch aufgrund unserer Bitte und im Sinne der Beratungen, die wir geführt haben, gemacht wurde, 99,5 Prozent der teilnehmenden Betriebsinhaber als Kriterim für eine Partnerschaft im Betrieb eine Mitwirkung, Mitentscheidung und Mitbestimmung der Arbeitnehmer anführen, wobei hier insbesondere das betriebliche Vorschlagswesen und die funktionelle Mitentscheidung - allerdings auf freiwilliger Basis - gemeint sind und nicht paritätische Mitbestimmung.

Wesentlich wichtiger alsdieinstitutio- nelle Mitbestimmung ist für uns, daß der einzelne Arbeitnehmer bei der Gestaltung seines Arbeitsplatzes mitbestimmen kann.

Es spricht auch für die industriellen Unternehmer, wenn 51,5 Prozent das Kriterium „flexible Arbeitszeiteinteilung“ als für eine betriebliche Partnerschaft relevant erklären. 69,5 Prozent glauben, daß die Forderung der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand vorangetrieben gehört. Eine Gewinnbeteiligung sehen 20,2 Prozent der Befragten als bedeutungsvoll an.

Und für uns sicher interessant ist, daß immerhin 21 Prozent der Industriellen in absehbarer Zeit daran denken, Schritte in Richtung Partnerschaft im Betrieb zu setzen und als geplante Maßnahmen

• die Verbesserungder Information der Arbeitnehmer und der Kontakte zum Betriebsrat,

• die Verbesserung des kooperativen Führungsstils,

• die Einführung von Sparformen,

• den Ausbau der Vermögensbildung und

• die Errichtung von Urlaubswohnungen für Arbeitnehmer angeben.

In der Theorie besteht also Bereitschaft, etwas zu machen. Wenn zumindest ein bestimmter Teil dessen verwirklicht werden kann, sind Erfolge zu erzielen.

‘ Der Autor ist seit 23. Juni Abgeordneter zum Landtag und steirischer ÖAAB-Landessekretär. Der Beitrag ist auszugsweise einem Vortrag vor dem steirischen Kummer-Institut am 15. Mai entnommen.

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