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Junge Geiger — preisgekrönt

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Vorige Woche ging im Rahmen des internationalen Wettbewerbes für Gesang, Violine und Klavier der Geigenwettbewerb zu Ende, der am 29. Mai begonnen hatte und in drei Durchgängen die besten der angemeldeten Prüflinge zu ermitteln suchte. Der mit drei Preisen und Anerkennungsstipendien dotierte Konkurs stand Damen und Herren ab Jahrgang 1942 offen. Die Jury unter dem Vorsitz David Oistrachs, bestehend aus den Philharmonikern Barylli, Hübner, Fürst, Samohyl, Sivo, Strasser und Morawetz, ferner den Herren Schneiderhahn, Gertler, Uhl, Kowacs und Rubin, hatte mit Hilfe dreier Bewertungsgruppen eine nicht leichte Entscheidung zu treffen. Für technisches Können, für Musikalität (Rhythmik und Phra-sierung) sowie für Interpretation (Persönlichkeit, beziehungsweise Werktreue) waren je fünf Punkte als Höchstzahl zu vergeben, als unabdingbares Pflichtstück waren im ersten Durchgang Grave und Fuge aus der a-Moll-Sonate von Bach vorgeschrieben, der Wahl der Bewerber standen Paganinis Capricen Nr. 4, 17 oder 19 und ein Satz aus den Mozart-Konzerten KV 207, 216, 218 oder 219 offen. Im zweiten Durchgang konnte sich der Kandidat für eine Violin-Klavier-Sonate von Beethoven, Brahms oder Strauss oder eine Soloviolinsonate von Bar-tök, Hindemith, Reger oder Ysaye entscheiden. Für den dritten mit Orchesterbegleitung stattfindenden Durchgang war den Preisbewerbern die einvernehmlich mit der Jury getroffenen Wahl zwischen den Konzerten von Bartök, Beethoven,

Brahms, Mendelssohn, Mozart, Paganini, Prokofjew, Schostako-witsch, Sibelius, Strawinsky und Tschaikowsky freigegeben.

Wer an den Durchgängen und an der Vorwahl am 2. Juni als Hörer teilnahm, konnte mit Befriedigung erkennen, daß das Reservoire an Begabungen, an erarbeiteter Technik, aber auch — wenn auch nicht in gleichem Maß — auf dem musikalischen Sektor erstaunlich groß war, so daß die manchmal geäußerte Klage über Mangel an Nachwuchs von guten Orchestergeigern nicht ganz begreiflich erscheint. Denn bekanntermaßen werden ja eine große Anzahl der Prüflinge nicht den Weg des Solisten, sondern des Orchestermusikers gehen beziehungsweise gehen müssen.

Die Klassifikation der Jury sah folgendermaßen aus: Zwei erste Preise (zusammengelegt aus erstem und zweitem Preis ä 25.000 bzw. 15.000 Schilling) zu je 20.000 Schilling für — ex aequo — Rudolf Werthen (Belgien), Sibelius-Konzert, und Andrei Agoston (Rumänien), Brahms-Kon-zert. Dritter Preis Frau Charmian Gadd (Australien), Sibelius-Konzert, Anerkennungspreis Thomas Goldschmidt (deutsche Bundesrepublik), Brahms-Konzert. Zwei Anerkennungsstipendien gingen an Serban Joan Lupu (Rumänien) und Frau Gabriele Marffy-Skerlak (Jugoslawien). Das von Karl Österreicher mit souveräner Sicherheit geleitete Tonkünstlerorchester stand den Kandidaten in ihrem schweren Preiskampfspiel bestens bei.

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