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Kraftakte für Behäbige
Alle Parteitage haben etwas gemeinsam. Man läßt die ideologischen Muskeln spielen, die Spitzenfunktionäre steigern sich unter dem (vorhersehbaren) tosenden Beifall ihrer Getreuen zu verbalen Kraftakten, die die jeweilige Partei auf Vordermann bringen sollen. In Wahljahren legt man sich dabei besonders ins Zeug.
Beim Parteitag der Wiener Sozialisten verkündete Kanzler Kreisky, 1979 werde bei den Nationalratswahlen darüber entschieden, ob weiter sozialdemokratisch oder „reaktionär“ (welch böses, fast schon an faschistoid“ gemahnendes Wort) regiert werde. Und Bürgermeister Gratz nannte ÖVP-Ob-mann Taus, der vor nun fast drei Jahren, ebenfalls auf einem Parteitag, die SPÖ auf ein ,Jur die Demokratie erträgliches Maß“ reduzieren wollte, einen Mann, den dessen eigene Partei am liebsten verstecke. Schließlich konterte der ständig von
der SPÖ attackierte Grazer Bürgermeister Götz vom Vorarlberger Parteitag der FPÖ, offenbar sei für die Sozialisten jegliche Kritik an ihrem „Sonnenkönig“ Kreisky bereits eine Art „Gotteslästerung“. Natürlich wurden auch auf dem ÖAAB-Bundestag in Innsbruck große Sprüche geklopft.
Vor allem die Großparteien scheinen derartiges bitter nötig zu haben, denn auf der einen Seite macht sich im Fußvolk offensichtlich Saturiertheit, auf der anderen Resignation breit. Die Genossen in der Kurhalle Oberlaa sind deutlich behäbig geworden. Darf man SP-Se-kretär Edlinger glauben, der nach letzten Meinungsumfragen eine „politische Windstille“ in Wien konstatiert, braucht die SPÖ trotzdem in Wien keine großen Verluste zu befürchten. Die Chance der behäbigen Genossen liegt in der Behäbigkeit der Wähler.
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