Same_Sex_Marriage-02 - © Wikimedia / Kurt Löwenstein Educational Center International Team

Segnung für gleichgeschlechtliche Paare: Eine schöne Bescherung

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Die katholische Kirche ermöglicht Segnungen für „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare“. Anmerkungen zur überraschenden Post aus dem Vatikan.

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Die katholische Kirche ermöglicht Segnungen für „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare“. Anmerkungen zur überraschenden Post aus dem Vatikan.

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Die deutsche Sprache hält Redewendungen bereit, die durchaus entgegengesetzte Aussagen ermöglichen. Das auch außerhalb von Weihnachten gebräuchliche „Eine schöne Bescherung“ bedeutet im Wortsinn ein erfreuliches Geschenk, im übertragenen Sinn aber das genaue Gegenteil davon.

Man ist dieser Tage versucht, auch die vorweihnachtliche Post aus Rom mit solcher Charakteristik zu qualifizieren. Das Do­kument der vatikanischen Glaubensbehörde Fiducia supplicans über die Möglichkeit von Segnungen auch für gleichgeschlechtliche Paare und geschiedene Wiederverheiratete oder solche, die in „wilder Ehe“ leben, wurde von der ­LGBTQ-Community, aber auch von den Bischofskonferenzen in Deutschland und Österreich freudig begrüßt. Dementgegen ließen etwa die US-Bischöfe verlauten, in Bezug auf die katholische Ehe- und Sexualmoral bleibe auch durch dieses Dokument alles beim Alten.

In der Tat lässt das Dokument beide Interpretationen zu: Zum einen wird – erstmals – „Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ die Möglichkeit zur Segnung eingeräumt. Gleichzeitig soll weder die Stellung der Ehe angetastet werden, noch dürfen diese Segnungen in einem gottesdienstlichen Rahmen stattfinden. Ist Fiducia supplicans (übersetzt: „flehendes Vertrauen“) nun ein Durchbruch zu Reformen oder eine Vernebelungstaktik, um die Polarisierung in der katholischen Kirche noch abzufangen?

Die Methode Franziskus

Eines ist gewiss klar: Der neue Glaubenspräfekt, Kardinal Víctor Manuel Fernández, erweitert – mit Billigung des Papstes – den Interpretationsspielraum in diesen Fragen stark. Das konservative Kirchenlager, das nach dogmatischer Klarheit verlangt, schäumt einmal mehr, auch wenn es sich darauf berufen kann, dass die nun erlaubten Segnungen – bildlich gesprochen – nur im kirchlichen Hinterstübchen und quasi „inoffiziell“ gespendet werden dürfen.

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