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Moral, Atheismus, Ostkirche"

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„Das Bedürfnis nach einer tragfähigen Moral wächst", zumal sich „die Erfahrung verdichtet, daß die neuzeitlichbürgerliche Moral zur Bewältigung der heutigen privaten und zwischenmenschlichen, der gesellschaftlichen, der ökonomischen und politischen Lebensgestaltung nicht ausreicht," schrieb Volker Eid in einem Kommentar zu dem 1978 bei Herder von Hertz/Korff/ Rendtorf/Ringeling herausgegebenen zweibändigen „Handbuch der christlichen Ethik".

Und der Rezensent ergänzte, daß es keineswegs um eine „überhebliche Mißachtung der überlieferten und erprobten" Moralerfahrung gehe, wohl aber umeine „Offenheit fürdieProblem-erkenntnis und Problemverarbeitung in unserer heutigen Welt und der ihr entsprechenden wissenschaftlichen Bemühungen auf allen möglichen Feldern."

Das ist ganz offenkundig auch das Anliegen des international angesehenen Moraltheologen der Lateranuniversität, Bernhard Häring, dessen erster Band einer dreiteiligen Moraltheologie von dem ernsthaften Bemühen zeugt, eine seelsorglich orientierte Morallehre mit positiven Vorzeichen („Ermutigung zum Leben im Glauben") vorzulegen.

Der Verfasser verkündet keineswegs eine „leichte", kompromißsüchtige Moral. Aber es gehört zu den fundamentalen Mißverständnissen mancher Moralisten, offen oder versteckt die These zu vertreten, Moral habe unbe-fragte Mühsal um der Mühsal willen zu sein.

Für Häring ist es „ein besonderer Grund zur Freude, daß in der Kirche das Bewußtsein von ihrer Berufung wächst, immer mehr und immer besser eine Verkörperung der Freiheit und Treue zu werden, zu der Christus sie befreit hat."

Diesen Geist atmet das Werk Hä-rings, und dafür ist ihm von einem, der nicht selbst Moraltheologe ist, der aber diese Morallehre immerhin in seinem Leben beachten soll, zu danken.

Uber Atheismus haben, gleichfalls in einem Herder-Buch, katholische und evangelische Theologen und Soziologen sieben Beiträge geschrieben, die Kardinal König noch als Präsident des vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden als ersten Band einer wissenschaftlichen Reihe begrüßt, die dem Studium der verschiedenen Formen des Atheismus, aber auch dem „Dialog mit den Suchenden" gewidmet sein soll.

Die Beiträge dieses Sammelbandes sind aus Arbeitstagungen der interdisziplinären Studiengruppe zu Fragen des Unglaubens der Erzdiözese Wien und des Instituts für christliche Philosophie der Universität Wien erwachsen. Eine der Motivationen:

„Die Theologie folgt der Intention einer Glaubensaussage, wenn sie das Gespräch mit dem Atheismus auch auf philosophischer Ebene führt."

Ein sachkundiger englischer Journalist (selbst Geistlicher) hat ein Buch über die Situation der Kirchen in Osteuropa geschrieben, für das ihm von einer Arbeitsgruppe des Rates der Britischen Kirchen eine Fülle von Materialien zur Verfügung gestellt wurde.

„Es liegt in der Natur der Sache, daß wahrscheinlich keiner von uns über jeden einzelnen Satz in diesem Buch glücklich ist, aber wir unterstützen dieses Werk als den Ausdruck einer überzeugten und einmütigen Anstrengung von uns allen, die Wahrheit herauszufinden und offen darzulegen", stellte der Kirchenrat hinterher fest.

Das Werk bietet eine Fülle von Details über die Situation der christlichen Religionen in der UdSSR, Polen, DDR, CSSR, Ungarn, Jugoslawien, Albanien, Bulgarien und Rumänien, bezieht teilweise auch die Juden, leider aber kaum die Muslime ein und endet bedauerlicherweise mit 1974.

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