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Was will die „AZ“?

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Simon Wiesenthals nebenstehender Antwort an Broda“ ist kaum etwas hinzuzufügen. Sie enthält vieles, was wir geschrieben hätten, wenn es Wiesenthal nicht selbst in seinem Beitrag zur Sache getan hätte Dennoch sollte man die Gelegenheit nicht Vorbeigehen lassen, etwas über Geist und Stil der von der „Sozialistischen Korrespondenz“ der . Arbeiterzeitung" wiedergegebenen Replik auf unsere Glosse auszusagen.

Es wird darin nicht allein nur geleugnet und nicht diskutiert, sondern mit einer eher bisher als kommunistisch bekannten Methode argumentiert. Man versucht den Gegner dadurch zu strafen, daß man ihn mit einem Klischee abstempelt; in unserem Fall, indem man die „Furche“ der „AZ“- Version der Aussendung mit der Stampiglie „VP-Wahlkampforgan“ versieht. Daran wäre an sich gar nichts Ehrenrühriges — wenn es wahr wäre. In diesem Fall freilich geht es der „Arbeiter-Zeitung“ darum, wider besseres Wissen zu argumentieren. Denn die gleiche „Arbeiter-Zeitung“ zitierte bisher eifrig die „Furche“, wenn in ihr Sozialisten als Autoren zu Wort kamen.

Oder glaubt man, daß Parteivorsitzender Bruno Kreisky oder ÖGB-Prä- sident Anton Benya in „ÖVP-Wahlkampforganen“ schreiben? Auch wenn man noch so wehleidig ist, wenn’s „die Partei“ betrifft, sollte man also nicht die primitivste Fairneß außer acht lassen. Denn die gleiche „Furche“-Nummer, die man als „VP-Wahlkampforgan“ etikettiert, griff als einzige Zeitung Österreichs in ihrem Leitartikel von Horst Knapp den Kegierungskurs in der Frage der Schillingaufwertung auf das Entschiedenste an. Was also soll’s?

Die „AZ“ wertet unseren Angriff gegen Dr. Brodas Auftreten als einen Beitrag zum Wahlkampf. Wir gestehen, daß wir nicht daran gedacht haben, daß er sich so auswirken könnte. Jetzt jedoch scheint uns auf Grund der Wehleidigkeit von SK und „AZ“, daß wir, ohne es zu wissen, ins Schwarze oder richtiger gesagt ins Rotbraune getroffen haben.

Ins Rotbraune deshalb, weil es keiner prophetischen Gaben bedarf, um die Absichten zu bemerken, die hinter dieser massiven Aktion stehen. Man will im Grunde für eine SPÖ-FPÖ-Koalition die Tür offenlassen — und braucht zcitgerecht Äußerungen, die dem Koalitionspartner zu Gesicht stehen.

Nicht alle Gruppen in der SPÖ denken so. Aber es ist bedauerlich, daß sich die Manipulanten der Partei in der Redaktion der . Arbeiter-Zeitung“ niedergelassen haben. Denn was in der „Arbeiter-Zeitung“ heute vollzogen wird, ist die tagtägliche Desavouierung des Kurses des Parteiobmannes. die wiederum deutlich in diesem kleinen Detail der Replik auf die „Furche“ zum Ausdruck kam.

PS: Der betroffene Dr. Christian Broda ist seit 26. Oktober bei der Interparlamentarischen Union in Neu-Delhi, Indien, die bis zum 13. November dauert.

Demzufolge gibt es nur zwei Möglichkeiten: die Ferngespräche müssen der Sozialistischen Korrespondenz enorm teuer gekommen sein; oder Broda hat als Schatten geantwortet und weiß nichts von seinem Glück. Dann ist dies zumindest mehr als merkwürdig

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