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Nicht nur Zölibat schuld

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An den schon auf der Bischofssynode in Rom 1971 geäußerten Wunsch der Mitglieder der Nordischen Bischofskonferenz, man solle verheirateten Männern in den nordeuropäischen Bistümern die Möglichkeit eröffnen, die Priesterweihe zu erhalten, erinnert Bischof Hans Martensen (Kopenhagen), im offiziellen Organ des dänischen Bistums „katolsk orientering“. Direkter Anlaß zu diesem Bericht ist ein „Offener Brief, der an Martensen von einer Reihe dänischer Katholiken gerichtet wurde. Darin wurde darauf hingewiesen, daß es allein in Dänemark etwa 30 katholische Geistliche gibt, die innerhalb der letzten Jahre ihre priesterliche Tätigkeit aufgegeben haben. (Dänemark zählt rund 25.000 Katholiken, die Anzahl der zurückgetretenen Geistlichen bedeutet, daß die Kirche in Dänemark innerhalb weniger Jahre nicht weniger als ein Viertel der Priester verloren hat.)

Bischof Martensen zieht in seinem Bericht Bilanz über die Situation der Geistlichkeit in Dänemark und erklärt, es sei einleuchtend für alle, daß „wir uns in einer Lage befinden, die ernste Fragen an die katholische Gemeinschaft richtet“. Martensen betont aber, der Zölibat sei nicht das einzige Problem, das Geistliche ihr Amt aufgeben ließe. Dies gehe aus statistischen Untersuchungen hervor, wenn auch die Frage Zölibat und Ehe ein wesentliches Problem für manche sei. Unter den Bischöfen, die auf der römischen Bischofssynode versammelt waren, habe sich allerdings eine überwiegende Mehrheit für die Bewahrung des Zölibats in seiner jetzigen Form ausgesprochen. Bischof John W. Gran (Oslo) hatte auf der Bischofssynode als Sprecher der Nordischen Bischofskonferenz erklärt, die hordischen Bischöfe seien der Auffassung, „eine Ordination reifer, verheirateter Männer wäre eine

große Hilfe in unserem Teil der Welt“, in der skandinavischen Diaspora.

Darum fragt die Nordische Bischofskonferenz, ob es nicht besser wäre, den Priesteramtskandidaten die Entscheidung freizustellen, ob sie eine Ehe schließen wollen oder darauf verzichten. Die Nordische Bischofskonferenz habe sich zugunsten einer Öffnung in der Zölibatsgesetzgebung ausgesprochen, betone aber, es sei schicksalsschwer, wenn man die Geistlichen im Stich lassen würde, die ihren Zölibat voll und ganz leben wollten. „Wenn wir auch alle von dem Zölibatsproblem so schwer getroffen werden“, erklärte Martensen abschließend, „müssen wir dennoch realistisch sein“... Eine Änderung ist vielleicht notwendig, wird aber nicht wie ein Zauberschlag wirken. Wir brauchen eine durchgreifende Änderung unserer Gemeinschaft überhaupt.

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