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Probleme der medizinischen Ethik

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Paul Sporken, Professor für Moraltheologie, seit 1968 Direktor des Zentrums für Pastoralfortbildung an der Universität Nimwegen, bestimmt nach einer unterscheidenden Einführung, was Ethos, Ethik, Moral eigentlich seien, eine christlichmedizinische Ethik als einen Kodex für ärztliches Handeln, der auf einer christlichen Daseinsinterpretation beruht. So müsse die Gesundheit nicht ausschließlich biologisch sondern auch personal gesehen wuiden und die ärztliche Hilfe (im weitesten Sinn des Wortes) sei ein wirksamer Dienst zur Erreichung der Lebensaufgabe, woran der Patient durch seine Krankheit gehindert wird. Berufsgeheimnis und Wahrheitspflicht müßten zum Wohl des kranken Menschen eingehalten werden. In der heftig diskutierten Frage um den Beginn des menschlichen Lebens schreibt Sporken, er sei „überzeugt, daß von Anfang an menschliches Leben in Entwicklung gegeben ist, weil Menschsein notwendig werdendes Menschsein ist. Vom Standpunkt dieses Werdens-Prozesses aus erscheint es mir als ein Gegensatz zum Begriff Menschsein, daß es zuerst eine Phase lebendiger menschlich strukturierter Leiblichkeit geben soll, zu der in einer späteren Phase das menschliche Lebensprinzip hinzukommen soll“ (73). Was den Schwangerschaftsabbruch betrifft, so sei jede nicht streng medizinische Indikation, bei welcher es tatsächlich zum Konflikt zweier Leben kommt, von vornherein abzulehnen. Auch (aktive) Euthanasie sei ethisch unzulässig. In Fragen der Ehe und der Geburtenregelung sei das Gewissen der Eheleute die entscheidende Norm. Was die Probleme der künstlichen Insemination, der Sterilisation usw. betrifft, gebe es viele Fragen und wenig klare Antworten.

Nach allen kontroversen Auffassungen und widersprechenden Meinungen sieht der Autor Tendenzen einer wertorientierten Entwicklung zu einer medizinischen Ethik. Der ernsthafte Leser wird mit dem Autor darin übereinstimmen, daß es noch viele Mühe geben wird, „das verwirklichen zu helfen, was wahrhaft human ist“' (236).

DARF DIE MEDIZIN WAS SIE KANN? Von Paul Sporken. Mit einem Vorwort von F. Bbckle. Ubersetzt aus dem Niederländischen. Patmos-V erlag, Düsseldorf 1971.

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