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Sehr viel Wagnis für den Frieden
Wie nie zuvor, verlangt in der gegenwärtigen Situation der militärische Dienst seine tiefe innere und moralische Begründung. „Wer an Gott glaubt, der muß Friedensgeist und Friedenswillen bezeugen”, heißt es in einer Stellungnahme aus kirchlicher Verantwortung. Darum gehört es zur vornehmsten Aufgabe der eben gegründeten „Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten”, den drohenden Gegensatz zwischen Friedenssehnsucht und militärischer Landesverteidigung zu verhindern ...
„Si vis pacem, defende vitam”, sagte 1977 Papst Paul VI. Wenn Du also den Frieden willst, dann verteidige das Leben. Dieser Auftrag hat sich und kann sich von der Autorität der Kirche her nicht ändern. Dieser Auftrag darf auch nicht untergehen, und darum ist um der Menschen willen weder der Friede noch die Freiheit Sache eines schrankenlosen Individualismus der Verweigerung, der Illusion oder der Emanzipation von gesellschaftlicher Verantwortung. Auch der „Archipel Gulag” könnte Friede bedeuten, wurde jüngst ebenso richtig wie warnend gesagt.
Und ebenso richtig fiel in den Diskussionen der Hinweis auf die Forderung der Bergpredigt, die da heißt „Wenn Dich einer auf die Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin”, jedoch fordere diese friedenstiftende Bergpredigt, nicht auch die Wange des anderen, des Bruders, des Mitmenschen hinzuhalten oder preiszugeben.
Wir sind den österreichischen Bischöfen dankbar für ihre Erklärung zur Friedensproblematik, die sie im Herbst des vergangenen Jahres gesprochen haben. Denn dort wird dieser Auftrag des Soldaten für. -die Sicherung des Friedens und eines menschenwürdigen Lebens in Freiheit klar Umrissen, wenn es darin heißt:
„Wir dürfen froh sein, daß Österreich in seiner besonderen Situation weder als Besitzer noch als Standort jener schrecklichen Waffen in Frage kommt, die die Welt heute bedrohen. Es ist nicht zu übersehen, daß es als neutraler Staat einen begrenzten Selbstschutz für internationale Krisenfälle aufrechterhalten muß. Eine solche Zielsetzung seines Heeres ist mit christlichen Grundsätzen vereinbar.”
Friedenstifter also sind wir als Soldaten, wenn wir dieses humanitäre Ziel vor Augen haben. Und in der Tat, für den Frieden muß heute sehr viel gewagt werden. Und dies tut der österreichische Soldat. Sein Dienst ist die Sicherung des Friedens in Freiheit und Menschenwürde Tag für Tag, ja Tag und Nacht.
Nicht weniger als 87 Prozent der Österreicher bejahen nach der letzten Untersuchung des Institutes für empirische Sozialforschung unsere bewaffnete Landesverteidigung.
Friede und Freiheit sind in unserer Gesellschaft Sache jedes Staatsbürgers. Sein Bekenntnis in imponierender Mehrheit zum österreichischen Bundesheer sollte auch in engagierten Friedensgruppen, entgegen dem einseitigen Engagement und den Verdrängungen, die volle und unverkürzte Anerkennung finden. Innerkirchlich und im politischen Raum wird man damit auch das brüderliche und patriotische Verhalten neu begreifen müssen.
Der sicherheitspolitische Wert unserer Landesverteidigung verdient jegliche Beachtung, Gerechtigkeit und Pflege. Und darum reden wir als Christen von der Verteidigungspflicht aus Liebe. Unsere „Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten” hat die uneingeschränkte Wertung dieses Mandates als immerwährende und mutig zu erfüllende Aufgabe zu sehen.
Teilauszug aus einer Ansprache vor der steirischen „Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten” am 1. Juni in Graz, zu deren Protektor der Autor, Generaldirektor des Styria-Verlages, ernannt wurde.
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