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Serbiens Polit-Spiel mit den Blauhelmen

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Nun doch Blauhelme. Was Serbien seit Wochen als eine „feindliche Einmischung" abstempelte, wird nun gefordert: UNO-Truppen sollen im kroatischen Krieg intervenieren. Ist das mehr als ein Polit-Spiel Belgrads?

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Nun doch Blauhelme. Was Serbien seit Wochen als eine „feindliche Einmischung" abstempelte, wird nun gefordert: UNO-Truppen sollen im kroatischen Krieg intervenieren. Ist das mehr als ein Polit-Spiel Belgrads?

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Es ist keine Einsicht, sondern einzig ein Manöver. Nach innen und nach außen. Nicht nur in Belgrad weiß man, daß die UNO keine Anstalten machen wird, ein militärisches Eingreifen in Jugoslawien auf die Tagesordnung zu setzen.

Heute lassen sich die Konfliktparteien durch eine „neutrale Pufferzo ne" nicht mehr trennen. Zu weit ist die Libanonisierung in Jugoslawien vorangeschritten, um klare Trennungslinien zwischen den Fronten ziehen zu können. Das weiß man in Führungskreisen Belgrads, aber auch Zagrebs. In beiden Hauptstädten wird der Bevölkerung aber suggeriert, daß man eigentlich um den Frieden kämpfe -bloß lasse einem die Welt in Stich (siehe auch Seite 3). Das ist Tenor der kroatischen wie der serbischen Medien. Beide Seiten haben deshalb nichts gegen einen Einsatz der Blauhelme, weil sie mittlerweile wissen, daß sie nicht kommen werden.

Für Serbien - so Beobachter - hat diese Seifenblasenforderung noch einen innenpolitischen Effekt. Seit längerem schwelt ein Konflikt zwischen der jugoslawischen Volksarmee und der serbischen Regierung unter Slobodan Milosevic.

Wenngleich die meisten westlichen Kommentatoren die Kriegsziele des offiziellen Serbien mit denen der jugoslawischen Generalität gleichsetzen, stimmt diese Gleichung nicht. Belgrad geht es um die Schaffung eines „großen" serbischen Nationalstaates, der Bundesarmee um die Rettung eines „jugoslawischen" Staatsgebildes (zwar ohne Slowenien, aber sehr wohl mit allen anderen Republiken).

DaesderBundesarmeebishernicht gelang, sichtliche militärische Erfolge vorzuweisen - selbst Vukovar ist noch nicht endgültig gefallen - will man in Serbien von der derzeitigen Armeeführung nichts mehr wissen. Die „Forderung" nach UNO-Trup-pen muß als deutliches Signal an die Generalität gewertet werden, das Oberkommando endlich Milosevic in die Hände zu legen. Belgrad versucht, mit einer eigenen, aus Waffenbeständen der Bundesarmee hochgerüsteten Armee den Kampf gegen das „faschistoide Kroatien" weiterzuführen. Beobachter glauben, daß das nicht nur ein Waffen-, sondern ein allgemeines Handelsembargo gegen Serbien vereiteln könnte; außerdem sollte die Aufforderung" Serbiens an die UNO, Blauhelme zu entsenden, aufgegriffen werden.

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