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Zur Wahrheit verpflichtet

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Seine 21. Pastoralreise führte Papst Johannes Paul II. vom 2. bis 12. Mai nach Südkorea, Thailand, Papua-Neuguinea und auf die Salomon-Inseln. Im folgenden ein zusammenfassendes Resümee.

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Seine 21. Pastoralreise führte Papst Johannes Paul II. vom 2. bis 12. Mai nach Südkorea, Thailand, Papua-Neuguinea und auf die Salomon-Inseln. Im folgenden ein zusammenfassendes Resümee.

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Strahlend vor guter Laune über den Erfolg seiner zehntägigen Reise in vier Länder des Fernen Ostens und Ozeaniens ist der Papst am 12. Mai nach Rom zurückgekehrt. Sie führte ihn als Apostel des Friedens zu katholischen Kirchen inmitten grundverschiedener kultureller und gesellschaftlicher Gegebenheiten und war deshalb — wie der Papst

selbst vor seinen Mitarbeitern unterstrich — seine bisher wohl umfassendste Reise. Und eine Reise, auf der er zu verdeutlichen suchte, daß so eminent politische Probleme, wie die Wiedervereinigung Koreas, der Weltfriede und der Friede im südostasiatischen Raum, die Menschenrechte in Vietnam, sowie das Flüchtlingsproblem, das besonders Thailand bedrückt, vor allem menschliche und moralische Probleme sind und letztlich auf der menschlichmoralischen Ebene gelöst werden müssen.

Nach einem Zwischenhalt in Alaska, wo US-Präsident Reagan 36 Stunden auf den Papst gewartet hatte, um sich in Hinblick auf den Wahlkampf in den USA zusammen mit dem Papst als Friedenskämpfer an seiher Seite darstellen zu können, traf Johannes Paul II. in Korea auf eine Kirche, die sich — obgleich eine Minderheit — einen festen Platz inmitten einer jahrtausendealten Kultur und noch älterer Religionen als das Christentum erringen konnte.

In Papua-Neuguinea und auf den Salomon-Inseln ist die katholische Kirche trotz vieler Erfolge noch immer eine Missionskirche. Und in Thailand spielt sie — vom überwiegend friedfertigen Buddhismus toleriert — wie selten auf der Erde die Rolle der „kleinen Herde" mit nur 0,4 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Dennoch konnte der Papst den Eindruck gewinnen, daß es sich sowohl bei den Minderheitskirchen Koreas und Thailands wie auch bei den Missionskirchen Neuguineas und der Salomon-Inseln um „starke Kirchen" handelt. Von Johannes Paul II. haben diese Kirchen die Ermunterung erhalten, sich weiterhin einzusenken in die Kultur ihrer Umwelt, um deutlich zu machen, daß das Evangelium eine allen Kulturen

übergeordnete Botschaft enthält.

Auf dem Flug nach Rom hat Johannes Paul II. seine letzte Ansprache gehalten, in der er deutlich zu machen versuchte, daß es eine falsche Konzeption wäre, seine Worte und Gesten auf dieser Reise, die die Weltöffentlichkeit erregten, nur im Lichte des Politischen zu sehen.

„Sie, meine Herren Journalisten, sollten das wissen", meinte er mit Nachdruck, „die Grunddimension des Menschen ist die moralische Dimension." „Menschlich und natürlich auch politisch ist das Flüchtlingsproblem, übrigens nicht nur in Thailand. Freilich haben die Politiker die Pflicht, dieses Problem zu lösen, aber das Problem selbst ist ein menschliches Problem. Wenn wir auf dieser Erde menschlich zusammenleben wollen, müssen solche Probleme menschlich gelöst werden." Und dasselbe gelte für die Teilung Koreas, die so tief ist, daß zehn Millionen Menschen zu beiden Seiten des 38. Breitengrades nichts mehr von ihren Familienangehörigen im jeweils anderen Teil des Landes wissen.

In derselben Weise möchte Johannes Paul II. auch seine Botschaft an Vietnam verstanden wissen, in der er Religionsfreiheit für die Kirche forderte.

„Wenn ich in meinen Reden die Menschenrechte verteidige, so klage ich damit zunächst einmal niemanden an, sondern spreche eine weltweite menschliche Forderung aus", betonte der Papst. Wenn sich dennoch zuweilen die Behörden gewisser Länder angegriffen fühlten, dann vielleicht deswegen, weil sie sich schuldig fühlten, vermutete Papst Johannes Paul II.

„Aber wir dürfen dazu nicht schweigen", fügte er hinzu, „wir haben die Pflicht, die Wahrheit festzustellen und auszusprechen, auch auf die Gefahr hin, falsch verstanden oder interpretiert zu werden." Denn wenn es heute eine „Kirche des Schweigens" gebe, dann oft nur deswegen, „weil wir unsere Aufgabe nicht erfüllen, für sie zu sprechen."

Gerade den Vatikanischen Medien — dem „Osservatore Romano", Radio Vatikan und wohl auch dem vatikanischen Pressesaal — mißt der Papst die Aufgabe zu, durch die Kommentierung seiner Worte einer rein politischen Auslegung entgegenzuwirken. Im Vordergrund stehe für ihn, was er auf dieser Reise so deutlich wie noch selten getan hat: Den Dienst der Wahrheit zu leisten und Gewalt und Lüge zu entlarven. Für den Papst ist dies ein Akt der Solidarität mit den Völkern und der geistlichen Gemeinschaft mit seinen Gläubigen. Als Antwort genügt ihm schon zu erfahren, daß — etwa in Vietnam — die Rechte der Christen respektiert werden.

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