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Kontakte zwischen Moskau und Israel?

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Die Einstellung des Guerillakrieges gegen Israel ist, nach gewöhnlich gutinformierten arabischen diplomatischen Kreisen, der wichtigste Funkt des bisher unveröffentlichten neuen sowjetischen Friedensplanes für den Nahen Osten, Beiruter Ost-blockvertreter fügen hinzu, die Moskauer Vorschläge berücksichtigen weitaus mehr als die amerikanischen die israelischen Sicherheitsbedürfnisse.

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Die Einstellung des Guerillakrieges gegen Israel ist, nach gewöhnlich gutinformierten arabischen diplomatischen Kreisen, der wichtigste Funkt des bisher unveröffentlichten neuen sowjetischen Friedensplanes für den Nahen Osten, Beiruter Ost-blockvertreter fügen hinzu, die Moskauer Vorschläge berücksichtigen weitaus mehr als die amerikanischen die israelischen Sicherheitsbedürfnisse.

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Man wird abwarten müssen, bis der Plan öffentlich erörtert wird. Die Araber zeigen sich jedenfalls nicht überrascht von der Moskauer Initiative. Aus Kairo hört man, sie sei mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Nasser noch vor seiner Rußlandreise abgesprochen worden. Die weitgehende Berücksichtigung israelischer Forderungen nährt erneut auch die schon vor einiger Zeit aufgetauchten Gerüchte über Geheimkontakte zwischen Moskau und Jerusalem.

Die Nahostpolitik der Großmächte und die Außenpolitik der vorderorientalischen Staaten gleicht immer mehr einem gigantischen Pokerspiel. Amerika, in dem die Araber den verläßlichsten Bundesgenossen

Israels sehen, schlug bekanntlich einen Friedensplan vor, der die elementarsten Sicherheitsprobleme des jüdischen Staates einfach ignoriert und es Ägypten sogar erlauben würde, innerhalb einer dreimonatigen Feuerpause, die es im übrigen zu nichts verpflichten könnte, ungestört sein Raketenabwehrsystem zu vervollständigen und die Rückeroberung der besetzten Sinaihalbinsel vorzubereiten. Rußland, das keine Gelegenheit vorübergehen läßt, den arabischen Widerstand gegen den Zionismus zu bestärken, trägt sich mit Vermittlungsplänen, die durchaus das Sicherheitsbedürfnis Israels berücksichtigen und den verbündeten Arabern weitreichende Konzessionen abfordern.

Folgt jetzt auf die militärische Eskalation, fragt die Beiruter Presse süffisant, eine Eskalation der Friedensbemühungen? Im Nahen Osten rechnet man jedenfalls mit einer neuen Verhandlungsrunde des schwedischen UN-Vermittlers Gunnar Jar-ring. Darüber bestehe, wie man hier glaubt, praktisch bereits Einigkeit zwischen Washington und Moskau. Im übrigen verweigern amtliche Kreise noch jede auch nur inoffizielle Stellungnahme zu den Kremlvorschlägen. Man wartet auf das Ergebnis der Besprechungen des ägyptischen Staatschefs in Moskau. Wie schwierig sie sich offenbar gestalten, zeigt ihre unvorhergesehene Verlängerung um eine Woche. Die Sowjetregierung spart dabei, wie sie durch ihre diplomatischen Kanäle in Beirut verbreiten läßt, nicht mit massivem Druck. Eines dieser Druckmittel sei die bei den Moskauer Verhandlungen überraschend vorgebrachte und kaum erfüllbare Forderung nach Rückzahlung der Rüstungskredite durch Ägypten ab 1971.

Der Nahe Osten steht vor einer entscheidenden Phase. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich Amerika und Rußland über einen friedlichen Modus vivendi in dieser Region einigen und ihre Klienten zwingen können, sich mit ihm abzufinden, oder ob eine neue Runde des bewaffneten arabisch-israelischen Konfliktes und damit eine mögliche direkte Konfrontation der Großmächte unausweichlich wird.

Die Schlüsselposition besitzen die palästinensischen Guerillas. Sie haben bereits die amerikanischen Vorschläge abgelehnt und machen auch aus ihrer Ablehnung des sowjetischen Planes keinen Hehl. Doch Moskau scheint sich der israelischen Überzeugung angeschlossen zu haben, nach der die arabischen Staaten mit den mehr sie als die Zioni-sten bedrohenden Terroristen fertig werden können, wenn sie es wirklich wollen oder dazu gezwungen werden.

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