Türkis-grüne Wende
DISKURS20 - A+S+W - 20 oder: Fürchtet euch nicht!
Wie es zur Premiere einer türkis-grünen Bundesregierung in Österreich kommen konnte. Was von ihr zu erwarten ist. Und was ihr Stabilität verleiht. Ein Gastkommentar.
Wie es zur Premiere einer türkis-grünen Bundesregierung in Österreich kommen konnte. Was von ihr zu erwarten ist. Und was ihr Stabilität verleiht. Ein Gastkommentar.
Es war seine Weihnachtsbotschaft. Und wie immer setzte der Präsident – nicht der österreichische, sondern der deutsche – seine Worte intellektuell und rhetorisch brillant: „Alles Gute kommt nicht von oben, sondern alle Macht geht vom Volk aus.“ Also von unten: im Hier und Jetzt.
Was der Sozialdemokrat Frank Walter Steinmeier angesichts der grassierenden links- und rechtsextremen Hetze in den Neuen Medien beschwor, war eine Kultur nicht nur der Toleranz, sondern auch der Solidarität: Mit Bürgersinn hätten wir der Unkultur des Hasses entgegenzuwirken.
Steinmeier zufolge ist heutzutage nicht die Meinungsfreiheit, sondern die Meinungsverantwortung in Gefahr. „Die Verantwortung ist die Mühe der Freiheit“, hatte die Christdemokratin Angela Merkel angesichts des Tages der nationalen Einheit weise vorausgesagt. An Merkels Theorie knüpfte Steinmeier praktisch an.
Ist Frank Walter Steinmeier ein Präsident des klaren Wortes, so ist Alexander Van der Bellen einer der ruhigen Tat. Sprach der eine vor den Kulissen, so tat es der andere dahinter. Dabei ging es Van der Bellen ebenso um Einigkeit. Allerdings weniger abstrakt als konkret: Wie kommt eine Koalition zwischen Volkspartei und Grünen zustande, wenn rationale Einheit in Programmen und emotionale Einigkeit bei Wählern schwierig zu finden, ja zu suchen sind?
Die Worte des Bellevue in den Ohren, ging die Hofburg also bedächtig vor. Denn ihr Hausherr wusste auch aus eigener Erfahrung: „Speed kills“. 2002 hatte er das schwarz-grüne Projekt scheitern sehen. Sollte 2020 eine Übereinkunft zwischen Christ- und Ökodemokraten gelingen, musste er Geduld walten lassen!
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