Brandstätter: „Strache verdient einen Orden“
Neo(s)-Politiker Helmut Brandstätter über Türkis-Blau, den Mäzen Haselsteiner und die pinke Glaubwürdigkeit in Sachen Klimaschutz.
Neo(s)-Politiker Helmut Brandstätter über Türkis-Blau, den Mäzen Haselsteiner und die pinke Glaubwürdigkeit in Sachen Klimaschutz.
Helmut Brandstätter war schon vieles: ORF-Korrespondent, Geschäftführer von n-tv und Puls TV, Kurier-Chefredakteur und -Herausgeber. Vergangenen Juli – inzwischen von Martina Salomon an der Kurier-Spitze abgelöst – gab er seine Kandidatur auf der NEOS-Bundesliste hinter Beate Meinl-Reisinger bekannt. Kurz davor erschien sein Buch „Kurz und Kickl. Ihr Spiel mit Macht und Angst“.
DIE FURCHE: Herr Brandstätter, Sie kritisieren in Ihrem Buch Türkis-Blau scharf, manche sagen, Sie würden sich daran abarbeiten, vor allem an der „Message control“. Aber muss man nicht konzedieren, dass es genau dieses kontrollierte Auftreten nach außen war, das diese Regierung nach all den Streitereien bei der Mehrheit der Bevölkerung beliebt gemacht hat?
Helmut Brandstätter: Dieses Streiten hat die Leute sicher frustriert. Aber vorweg noch zum „Abarbeiten“: Wenn in Deutschland ein Journalist ein Buch schreibt, in dem er sachlich Politiker kritisiert, dann sagt man „Ein spannendes Buch“; aber wenn man das in Österreich macht, denken alle nur „Was hat der gegen den?“ Was mich direkt zu Sebastian Kurz führt, der offenbar ein Problem damit hat, wenn er nicht immer geliebt wird. Die „Message control“ war der Versuch, so zu tun, als gäbe es keine Konflikte. Aber Demokratie ist das permanente Aushalten und Abarbeiten von Konflikten. Die „Message control“ konnte also kurzfristig erfolgreich sein, es war klar, dass alles, was man nicht bespricht, später umso stärker explodiert. Vom Kuscheln bis zu den Drohungen des Herbert Kickl hat es nach Ibiza auch nur zwei Tage gedauert. Die „Message control“ hat professionell ausgesehen, war es aber nicht.
DIE FURCHE: Apropos Professionalität: Sowohl die unklare Genese des Ibiza-Videos als auch die unbekannte Quelle der geheimen ÖVP-Spenderlisten und -Buchhaltungen hat Diskussionen über die Rolle der Medien ausgelöst. Manche kritisieren, dass sie sich missbrauchen lassen oder selbst Politik machen.
Brandstätter: Jeder weiß, dass man im Journalismus manchmal Material bekommt, von dem man nicht weiß, ob es echt ist. Aber wenn klar ist, dass es echt ist, kann man es selbstverständlich verwenden. Außerdem sind Regierungen dazu da, kontrolliert zu werden. Einer der wesentlichen Punkte, warum ich mich politisch engagiere, ist ja, dass Kurz und Kickl nicht kontrolliert werden wollen. Aber man stelle sich vor, die Medien hätten nicht darüber berichtet, was Herr Kickl rund um das BVT gemacht hat. Dann wären wir eh schon in Ungarn – jenes Land, von dem Heinz-Christian Strache gesagt hat, dass er dessen Mediensystem in Österreich haben will.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!