Ein spannender Wahlkampf geht zu Ende, ein TV-Wahlsonntag der Extraklasse steht uns bevor, wenn die ORF-Information hält, was sie verspricht - Broukal ist ja diesmal nicht dabei ...
Spannend wurde es deshalb, weil sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen von VP und SP um den ersten Platz sowie von FP und Grünen um den dritten Platz abzeichnet. All die Analysen, die von drei etwa gleich großen Mittelparteien und einer Kleinpartei handelten, sehen heute seltsam alt aus. Wir erleben das Finish eines Kanzlerduells, das diesen Namen verdient.
Nicht ganz so spannend war es, was die Inhalte betrifft: Wir haben auf der einen Seite einen Kanzler, der - nicht weiter überraschend - seinen Kurs fortsetzen möchte; und ihm gegenüber einen Herausforderer, der letztlich "nicht alles anders, aber manches besser" machen will (auch wenn er das nicht so sagt - Schröder zu zitieren, kommt derzeit nicht so gut).
Wieviel Gusenbauer in seinem Sinne "besser" machen wird, hängt wohl stark davon ab, wer (wenn überhaupt) sein Regierungspartner sein wird: Sollte Rot-Grün kommen, so werden gewiss einige Akzente, etwa in Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, anders gesetzt werden (auch wenn die Schüler, die donnerstags, nachdem sie sich bei der Haschtrafik eingedeckt haben, die Fenster der VP-Zentrale demolieren gehen, ausbleiben dürften). Sollte es indes eine rot-schwarze oder schwarz-rote Koalition geben, wird sich der "Linksdrall" in Grenzen halten. Zu befürchten ist hingegen - allen in diesem Fall anstehenden gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz - ein Rückfall in die alte Klientel- und Blockadepolitik.
Die Agenda für die neue Mannschaft ist klar: Reformen im Sozialbereich (Gesundheit, Pensionen) und in der Verwaltung. "Schmerzhafte Einschnitte" seien nötig, wohlerworbene Rechte zu durchforsten, sagte etwa Hannes Androsch am Dienstag. Gusenbauer saß daneben - und widersprach nicht. Auch Schüssel hätte nicht widersprochen. Einer von beiden wird es nach dem 24. November dann halt selbst sagen müssen.
rudolf.mitloehner@furche.at
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