Recht, Rechnungswesen und Steuer

Noch vor etwa einem Menschenalter waren diese drei Fächer das Arbeits- und Interessengebiet einer begrenzten Anzahl von Spezialisten. Es handelte sich — besonders bei den beiden letzteren — um relativ wenig verästelte Fachmaterien von immerhin beschränkter praktischer Auswirkung und sie wurden von einem Kreis von Fachleuten vielfach noch nach Erfahrungsgrundsätzen behandelt. Die Spezialisierung und Fortentwicklung der wirtschaftlichen und technischen Vorgänge, die Durchleuchtung und Zerlegung ihrer Probleme hat inzwischen das „wirtschaftliche Rechnungswesen“ zu einer Wissenschaft gemacht, von der sich vorhergehende Generationen nichts hätten träumen lassen. Schließlich wurde im Jahre 1938 das vergleichsweise einfache österreichische Steuersystem durch das vielverzweigte und stets weiter ausgebaute deutsche ersetzt und dieses wieder seit dem Jahre 1945 in unzähligen Punkten ergänzt oder geändert. Die alljährlichen parlamentarischen Kämpfe um interessenbedingte „Steueränderungen" geben von der Wichtigkeit des Gegenstandes auch dem Laien ein sinnfälliges Bild. Mit der Bedeutung, die diese drei ineinandergreifenden Materien gewonnen haben, stieg der Bedarf nach systematisch aufgebauten, stets verwendbaren Fachwerken. Hier ergab sich im Jahre 1945 zunächst eine fühlbare Lücke, die aber nun durch eine Reihe von österreichischen Publikationen geschlossen wird.

Das Werk „Recht und Rechnungswesen“ von Dr. R. Haas bringt eine sorgfältig durchdachte Zusammenschau von Handelsrecht, Steuerrecht und Rechnungswesen, die umso wichtiger ist, als sich die Erfordernisse der beiden ersteren vielfach widersprechen und erst durch sinnvolle Überlegungen ein allen Notwendigkeiten und Auswirkungen gerecht werdendes Ganzes gefunden werden kann. Das alteingeführte Handbuch „Bilanz und Steuer" wurde von

Dr. H. Krasensky einer so gründlichen Neubearbeitung unterzogen, daß es den zeitbedingten, erweiterten Anforderungen aufs Beste entspricht. Hier steht mehr das Rechnungswesen als solches im Vordergrund, das an Hand von vielen schwierigen und speziellen Fällen dargelegt wird. Der Abschnitt über die „Stille Gesellschaft“ (Band I, S. 248) hätte an den steuerlich oft bedeutungsvollen „unechten" Stillen Gesellschaften wohl nicht völlig Vorbeigehen sollen. Die unaufhörliche Abänderung der Steuergesetze macht es unerläßlich, sie in der stete Aktualität verbürgenden „Loseblattform“ herauszubringen. Das Buch „Die Steuerverfahrensgesetze" von Dr. E. Fritsch behandelt ein in besonderer Umwandlung begriffenes und dadurch schwer zu übersehendes Fachgebiet. Steht doch hier — in wesentlichen Punkten — die deutsche Abgabenordnung noch in Kraft, während das Abgabenrechtsmittelgesetz, die Abgabenexekutionsordnung und das Abgabeneinhebungsgesetz bereits der neuen österreichischen Gesetzgebung entstammen. So befinden sich die für die Praxis sehr wichtigen „Verfahrensgesetze“, nach denen die Steuern festgesetzt und eingehoben werden, in voller Umgestaltung. Das Werk von Dr. E. Fritsch, dem in Kürze ein wichtiger Nachtrag folgen wird, gibt über alle einschlägigen Fragen eingehend und übersichtlich Aufschluß. Als das umfassendste und maßgebende Nachschlagwerk auf dem Gebiet der „Lohnsteuer" kann jenes von Dr. Zapletal bezeichnet werden. Bei dieser Materie kommen deutlich die vielfältigen Wandlungen zum Ausdruck, die ein grundsätzlich relativ einfaches Steuergebiet, durch die neue österreichische Steuergesetzgebung und dies wiederum erfreulicherweise durch verstärkt zur Geltung gelangende soziale Erwägungen erfahren hat. Alle vier Werke stellen — jedes auf seinem Gebiet -— wertvolle Bereicherungen unserer Fachliteratur dar.