Christlich die Welt retten

Werbung
Werbung
Werbung

Die Diagnose ist mehr als ernüchternd. Die Vorschläge des Innsbrucker Sozialethikers Herwig Büchele wider die "Gefahr der Selbstauslöschung der Menschheit" weisen dennoch in die Zukunft.

Er zählt zu den bekanntesten katholischen Sozialethikern im deutschen Sprachraum. Auch in seinem jüngsten Buch greift der Jesuitenpater Herwig Büchele, ehemaliger Professor an der Innsbrucker Universität, brisante Fragestellungen auf: "Vor der Gefahr der Selbstauslöschung des Menschen - Die Zeichen der Zeit theologisch gedeutet" gibt schon im Titel vor, als wie aktuell sich Theologie verstehen kann (und muss).

Nicht nur der Konflikt um das iranische Atomprogramm verleiht dem Buch höchste Aktualität und macht deutlich, welches Gefahrenpotenzial politische Amokläufer sowie die sich verschärfenden Konflikte um die weltweiten Energie-und Rohstoffressourcen in sich bergen.

Für eine neue Gesellschaft

Ausgehend von der sozio-kulturellen Gesellschaft spannt Büchele einen thematischen Bogen von der Wirtschaftsgesellschaft und dem Staat im Zeitalter der Globalisierung über die Katastrophengesellschaft bis hin zum Vorschlag einer "vierdimensionalen universalen Republik", mit dem Ziel, die Politik gegenüber der Subpolitik wieder handlungsfähig zu machen.

Was ist das spezifisch Christliche jenseits von Begriffshülsen? "Das ,Eigene', das spezifisch Christliche, das die soziale Botschaft Jesu und ihre Entfaltung durch eine christliche Sozialethik kennzeichnet, ist die gelebte trinitarische Sozialität der Liebe im Sinne des 13. Kapitels im Ersten Korintherbrief: Auch wenn ich meinen Leib zum Verbrennen hingäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts."

Es ist üblich geworden, Warnungen vor Katastrophen als "Katastrophismus" abzutun und damit den Ernst der Lage zu verkennen. Sowohl in persönlichen Lebensgeschichten, aber auch in der Menschheitsgeschichte haben sich Katastrophen aber sehr oft als Wendepunkt erwiesen, als Ausgangspunkt zu einem neuen Anfang - analog zum Verlauf einer schweren Krankheit, in der die Krise immer auch crisis ist: Gefahr der Verschlechterung, aber auch Chance der Besserung, ja sogar der Heilung.

In seinem aktuellen Buch möchte der Jesuitenpater und ehemalige Leiter der Katholischen Sozialakademie den Götzendienst und geheimen Atheismus in unseren Herzen aufdecken: "In einer Welt, die immer mehr den ,Mächten und Gewalten' dieser Welt zu verfallen scheint, erweist sich die Enthüllung des Götzendienstes unserer Zeit als Königsweg der Verkündigung des Evangeliums." Hinter einer scheinbar christlichen Fassade ortet der Autor vielfach stark atheistische Denkmuster und Vollzüge.

Geheimer Atheismus

"In der ,bürgerlichen Religion' verbirgt sich ein geheimer Atheismus, insofern Gott mit einem Tröstungs-und Sicherungsvorgang verwechselt wird. Der Glaube wird auf Hoffnung für die eigene Seele und auf rein innerliche moralische Anständigkeit verkürzt." Christsein zeigt sich aber gerade im (vernünftig begründeten) praktisch-existenziellen Lebensvollzug. Unter diesem Blickwinkel führt der "Nicht-Christ" oft ein christliches, der Christ ein "nicht-christliches Leben".

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Herwig Büchele stellt sich mit seinem neuen Buch den komplexen, brennenden Fragen unserer Zeit und nennt sein Motiv: "Es ist endlich an der Zeit, dass wir uns der Macht des (kollektiv) Bösen stellen. Die Süßholzrasplerei führt zu gar nichts. Einer Wende steht nichts entgegen - außer unserer Angst um uns selbst, unserer Gleichgültigkeit und vor allem unserer Gottvergessenheit."

Die Hoffnung stirbt zuletzt und der Verfasser ermutigt zum Aufbruch: "Die Christen wachen auf und kehren um, weil es ihnen eine Freude ist, von Gott als Mit-Schöpfer berufen zu sein ... [und] ... weil es sie freut, am Umbau dieser Welt in eine Heimat für alle Menschen mitzuwirken."

Vor der Gefahr der Selbstauslöschung der Menschheit. Die Zeichen der Zeit theologisch gedeutet. Von Herwig Büchele. Lit Verlag, Münster 2005, 278 Seiten, brosch. e 14,90

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung