Die unteilbare Würde der menschlichen Person

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Bedingt durch die rasanten Fortschritte der Genetik sind Fragen der Bio-Ethik heute von höchster Aktualität. Heftig umstritten beschäftigen sie Fernsehdiskussionen ebenso wie internationale Konferenzen. Vergangenen Samstag waren sie Thema einer hochkarätig besetzten Tagung von Wissenschaftlern. Die "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände" hatte im Rahmen des "Dialogs für Österreich" die Frage nach der "Personwürde im Kontext der modernen biotechnologischen Entwicklungen" aufgeworfen.

Damit wurde ein Grundaspekt der weltweit stattfindenden Debatte angesprochen: Was oder wer ist der Forschungsgegenstand der Biologen? Drei der zahlreichen Referenten setzten sich mit dieser Frage auseinander. Erwin Heberle-Bors, Professor für Mikrobiologie und Genetik in Wien, beantwortete diese Frage für seinen Forschungsbereich jedenfalls eindeutig: "Die schon erwähnte Unterscheidung von menschlichem Leben und menschlicher Person erlaubt es, menschliche Gene und Gewebe als Sachen anzusehen, über die verfügt werden kann (und die immense materielle Werte darstellen können)". Er trete daher auch für deren Patentierung ein. Für ihn sei die Forderung des Weltkirchenrates, "den Unterschied zwischen lebender und nicht lebender Materie nicht zu verwischen, da sie den einzigartigen Status des Lebens unterminiere", nicht nachvollziehbar.

Günther Pöltner, Professor für Philosophie in Wien, hielt dem entgegen: "Den Menschen als Person würdigen heißt, ihn als Menschen würdigen. Die Würde kommt dem Menschen zu, insofern er Mensch ist. Die Würde ist mit der Existenz des Menschen gegeben. Sie wird nicht in einem Akt der Zuerkenntnis gesetzt, sondern im Akt der Anerkenntnis vorausgesetzt ... Person ist weder eine Eigenschaft oder Fähigkeit, noch ein Zustand des Menschen. Man ist als Mensch Person. ,Person drückt aus, daß der Mensch ein Wesen mit Würde ist'."

Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik in Tübingen, erläuterte die Konsequenz, die sich aus der Menschenwürde ergibt, durch seine Feststellung: "Der Mensch ist keine Sprachkonvention. Alle, noch so unzulänglichen Gestalten des Menschseins haben an der Menschenwürde Teil. Eine Spaltung des Menschlichen in einerseits selbstzweckliche und andererseits instrumentalisierbare Menschen wäre eine neue Sklavenmoral." Und er zieht daraus den Schluß: "Menschen dürfen nicht im fremdnützigen Interesse medikalisiert, kommerzialisiert und mediatisiert werden. Dies gilt auch für Teile des menschlichen Körpers. Die Würde des Menschen umfaßt die Unantastbarkeit seiner Leiblichkeit."

Das sind klare Worte. Sich auf sie zu einigen, würde einigen Mißbrauch von Geborenen, dem leider in den einschlägigen internationalen Konventionen zum Thema (Europarat, Unesco) nicht wirklich Einhalt geboten wird, einen Riegel vorschieben.

Fragt sich nur: Ist der Embryo in den allerersten Phasen seiner Existenz als Mensch, daher auch als Person und somit als Wesen mit einer unantastbaren Würde anzusehen? Mieth wollte unter Hinweis auf das Prinzip der Kontinuität dieses Merkmal bis in die ersten Phasen angewendet sehen. Das entspricht auch der von ihm geäußerten Klarstellung, auch die unzulänglichen Gestalten des Menschseins (und das sind die Stadien der ersten Zellteilung) hätten an der Menschenwürde Teil.

Wir stehen vor der Grundentscheidung: Mensch oder Sache? Der Gesetzgeber wird sich auf Dauer nicht um eine Antwort herumdrücken können.

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