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Hörer des W ortes

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HÖRER DES WORTES. Zur Grundlegung einer Religionsphilosophie. Von Karl Rahner. Neu bearbeitet von J. B. Metz. Kösel-Veriag. München, 1963. 223 Seiten.

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HÖRER DES WORTES. Zur Grundlegung einer Religionsphilosophie. Von Karl Rahner. Neu bearbeitet von J. B. Metz. Kösel-Veriag. München, 1963. 223 Seiten.

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Preis 18.50 DM.

Religionsphilosophie und Theologie voneinander abzugrenzen, ist nicht leicht. Fundamentaltheologie setzt die an uns ergangene Offenbarung Gottes voraus — ist also Theologie; zugleich befaßt sie sich mit Vorfragen über die Möglichkeit der Offenbarung, aber immer schon vom Glaubenswissen her, daß sie nicht nur möglich, sondern wirklich ist. Die für Religionsphilosophie wesentliche Frage ist — weil philosophische Frage — unabhängig davon, ob es die Offenbarung gibt oder nicht. Hier muß die Seinsfrage gestellt werden; es muß Metaphysik betrieben werden, jedoch so, daß sie anthropologische Richtung verfolgt. Ist also der Mensch so angelegt, daß er Ausschau halten muß und hinhorchen auf eine mögliche Offenbarung seitens eines freien, metaphysisch unbekannten Gottes? Liegt es im Wesen des Menschen als geschichtlichem Wesen, daß Menschsein philoisophisch bedeutet: hinzuhorchen auf eine in der Geschichte sich möglicherweise einstellende Offenbarung Gottes, die über die vorhandene der Lex naturalis hinausreicht? — Für die Probleme der Bezogenheit und Distanz von Philosophie und Theologie (besonders auf erkenntniskritischer Grundlage)- ist dieses Werk von größter Bedeutung und kann nicht mehr übersehen werden.

WORTE INS SCHWEIGEN. Von Karl R a h- ner. Felizian Rauch, Innsbruck, 1963, 8. Auflage. Preis 36 S.

1947 erstmals erschienen, liegen Rahners „Worte ins Schweigen“ in achter Auflage vor. Schon diese Tatsache ist ein Beweis für das Buch. Es gibt Glaubenswahrheiten und theologische Folgerungen, die nur schwerlich oder überhaupt nicht in theologisch-theoretischer Sprache vorgebracht werden können. Wenn sie in Form von Gebeten dargestellt werden, ist dies keine Ausflucht, sondern der inhaltsgemäße Stil. Im Fragen vor Gott und an Gott hin kann sich der glaubende Christ Rechenschaft vom unverstandenen Unverstehbaren geben urtd zugleich sich die Zeit des Reiferts äus Gottes Antwort verschaffen. Wir alle hätten solche Gebete zu sprechen, aber wir können sie nicht so formulieren, wie Rahner es für uns tut.

MENSCHEN AÜS DER KRAFT GOTTES. Von Wilhelm Schamoni. Credo-Verlag, Wiesbaden. 184 Seiten. Preis 12.80 DM.

„Das wahre Gesicht der Heiligen“ hieß der erste Band, den Schamoni veröffentlichte und der in fünf Sprachen übersetzt wurde. „Menschen aus der Kraft Gottes“ setzt das Unternehmen fort: Es ist eine Sammlung von Porträts Seliger und Ehrwürdiger der Kirche vom Ende des Mittelalters bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ein dritter Band soll später folgen mit den Bildnissen von Seligen und Ehrwürdigen nach dem Jahre 1850. Diese drei Bände .sind ein „Fa- miilienalbum“: Unsere Brüder und Schwestern, die aus Christus im Heiligen Geist zum Vater hinreiften, zeigen ihr Antlitz, wie es hohe Künstler oder die Totenmaske überliefert. Das durchscheinende Göttliche im individuellen Menschen ist für uns Spätere ein Beweis, daß heilige Reife wirklich war und für uns möglich ist. Walter Nigg schrieb ein Vorwort zu diesem Buch, in dem der Wert der Physiognomik einerseits und die Notwendigkeit der im argen liegenden Leitbilder dargelegt wird; an den Heiligen können wir unsere Pflicht als Christen unter Christen ablesen — jene Pflege des Göttlichen, das uns nahe ist. Der Verfasser gibt zu den Porträts kleine biographische Berichte und in den Anmerkungen die Quellenangabe. Am Schluß des Bandes meldet sich der Seelsorger Schamoni, der einen kurzen Abriß über Heiligkeit und den Wegen dazu beifügt.

CHRISTLICHER AUFSCHWUNG. Von Karl Pfleger Josef-Knecht-Verlag, Frankfurt am Mein, 1963. 270 Seiten.

In allen Zweifeln und Ohnmächten bleibt nach manchen vergeblichen Versuchen nur der Aufschwung in und mit dem. lebendigen, im Gebet und Schweigen einigen Christus und ist Auferstehung in Ihn hinein. Reifes Alter hat nur diese Weisheit. Von seinen und seiner christlichen Mitbrüder Erfahrungen handeln diese Aufsätze Karl Pflegers. Pfleger ist der vollkommene Elsässer — leidvoll und beglückt aus Deutschem, Französischem und Christlichem gemischt. Pfleger ist seinen Lesern immer ein guter und seltsamer Freund, ein Bruder: in Einfachheit helfend, die-

ses Ineinander von Menschsein und Christwerden, von Christsein und Menschbleiben leise (und auch ein wenig lächelnd) zu lernen.

KINDERNOVELLE. Von Klaus Mann. Mit einem Nachwort von Hermann Kesten. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München, 1964. 137 Seiten. Preis 9.80 DM.

Die Geschichte einer verwitweten Mutter und deren vier Kinder wird durch einen jungen Mann — belebt und gesprengt und kommt wieder ins neue Gleichmaß. Die Kinder sind in ihrer Phantasiewelt, die Mutter in der Resignation; Till kommt, um den Gattenvater, einen Gelehrten, an Ort und Stelle nachzuprüfen; und findet Kinder, die ihm wie dem Till Ulenspiegel verfallen, und eine Frau, die an seiner Jugend nochmals zur Geliebten des Lebens erwacht. Als Till, der von den Kindern und von deren Mutter geliebte Till, verschwindet, bleibt ein neues Leben: Jetzt sind es fünf Kinder. Aber alle sind um ein Leben bereichert: Ist’s das des Kindes Till? Oder des Kindes von Till? Eine weltlich in sich geschlossene, für nichts Transzendentes (es sei denn den toten Vater) offene Lebensfülle zeigt in Klaus Manns Novelle ihre Bedeutung. Diese Novelle ist ein stilistisches Wunder, ein menschliches Zeugnis — metaphysisch löst sie die Trauer der Ge- schöpflichkeit aus.

DIE TRÖSTER. Ein Roman. Von Muriel Spark. Aus dem Englischen übersetzt von Peter N a u j a c k. Diogenes-Verlag, Zürich, 1963. 333 Seiten. Preis 18.80 DM.

Louisa Epp ist eine schrullige Großmutter, die, um sich die eigene Agilität zu beweisen, einen netten Diamantenschmuggel betreibt. Ihr Enkel Laurence schnüffelt ihr nach und schnüffelt sich in allerlei Privatangelegenheiten ringsum hinein. Okkultistische, parapsychologische, irrsinnsnahe, kitschige und tragische Menschentypen sind ineinander verwoben, leben gegeneinander und brauchen einander. Dieses Gemisch unserer Gesellschaft wird von der Dichterin scharf, ironisch kritisiert. Es ist eine Freude, dieses gescheite und künstlerisch hervorragende Buch zu lesen.

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