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Interpretationen

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DIE EINE BIBEL AUF DEN VIER ALTÄREN. Von L. Lazare, E. Melia, E. Jequier, P. Pas-selwcq. Verlag Friedrich Pustet. Regensburg 1968. 119 Seiten. Preis DM 7.80.

Das Buch ist aus dem Anliegen entstanden, die ökumenische Begegnung durch gegenseitige Kenntnis des Verständnisses der Bibel zu vertiefen. Die „vier Altäre“ sind das Judentum, die Orthodoxie, der Protestantismus und der Katholizismus. Je ein Vertreter legt die Auffassung von der Rolle und Bedeutung der Bibel in seinem Glaubensbekenntnis dar. Das Werk ist in Sprache und Inhalt einfach — fast muß man sagen allzu einfach. Gewiß, der jüdische Beitrag zeigt die Bedeutung der Thora für den Glauben der Synagoge, einer Thora, die nicht als „Gesetz“, sondern als überlieferte Geschichte verstanden wird. Von orthodoxer Seite wird hervorgehoben, daß die Bibel überall in der kirchlichen Wirklichkeit begegnet — in Predigt, Liturgie Katechese. GlaUbensverkündigung. E. Jequier nennt die Punkte, an denen die Schrift im Leben des Protestantismus eine Rolle spielt: Der familiäre Gottesdienst, der Hausbesuch des Seelsorgers, der Gottesdienst, die Sonntagsschule und das Theologiestudium. Alle diese Angaben, ebenso wie der abschließende katholische Bei-

trag, bleiben am äußeren Rand des Problems, indem sie einfach Faktisches aufzählen. Wie aber die Schrift heute verstanden werden kann und inwiefern sich die einzelnen Konfessionen in ihrem Verhältnis zum ursprünglichen Zeugnis und zur ersten Predigt des Glaubens voneinander unterscheiden, das wird in dem Band nicht deutlich. Die Krise der „Bibelbewegung“, die heute allenthalben zu bemerken ist, wird mit keinem Wort erwähnt. Gerade zu dieser heute aktuellen Problematik, die interessant wäre, schweigt sich das Büchlein aus.

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VERALTETES GLAUBENSBEKENNTNIS: Von P. Brunner, G. Friedrich, K. Lehman, J. Ratzinger: Verlag Friedrich Pustet. Regensburg 1968. 186 Seiten. Preis DM 10.80.

Die Frage nach Verstehen und Verständnis des überlieferten Glaubensbekenntnisses steht heute im Mittelpunkt des Interesses. Der vorliegende Band enthält die Referate einer Tagung der Katholischen Akademie Bayern, die sich mit Aktualität und Bedeutung des apostolischen Glaubensbekenntnisses auseinandersetzte.

Ein einleitender Beitrag von P. Brunner befaßt sich mit „Wesen und Funktion von Glaubensbekenntnissen“, wobei Brunner

von den biblischen „Kurzformeln“ des Glaubens ausgeht (im AT etwa 1 Kön. 1, 39; im NT zum Beispiel 1 Kor. 15, 3) und im weiteren der Entwicklung des apostolischen Symbolums nachzeichnet. „Glaubensbekenntnis“ ist „Kurzformel des Glaubens“, ist das bekennende Aussagen, daß Gott ist, gegründet in und verbunden mit der Aussage des geschichtlichen, rettenden Handelns dieses Gottes (wie zum Beispiel: „Der Gott, der uns aus Ägypten herausgeführt hat“ im AT, vergl. Deut. 26, 5 ff. und „Der Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat“ im NT, vergl. Rom. 4, 24). Nicht um abstrakte Wahrheiten, sondern um geschichtliche Heilsereignisse geht es in den christlichen Symbola. Ihre Funktion besteht darin, diese Heilsereignisse zeugnishaft zu tradieren und bezeugend zu wiederholen. G. Friedrich und J. Ratzinger befassen sich in ihren Beiträgen mit „Schwierigkeiten mit dem Sym-bolum“, wobei Friedrich Jungfrauengeburt und Gottessohnschaft, Ratzinger Höllenabstieg und Himmerlfahrt Jesu sowie Auferstehung des Fleisches behandelt. Auf dem gegebenen Hintergrund können die Aussagen wieder neue Bedeutung gewinnen, obwohl die Diskrepanz zwischen verbaler Aussage und verstehendem Bekenntnis an manchen Stellen durch solche Interpretation erst in aller Deutlichkeit hervortritt. K. Lehmann schneidet in einem letzten Beitrag jene brennende Frage an, die sich bei der Lektüre des ganzen Buches unweigerlich stellt: „Bedarf das Glau-

bensbekenntnis einer Neufassung?“ Lehmann macht sich die Antwort nicht einfach, sondern geht der Frage in ausführlicher historischer Analyse nach. Seine Antwort ist, muß notwendig zweideutig sein: Es bedarf einer Neufassung, das heißt, Neuinterpretation, wenn es adäquater Ausdruck des geschichtlichen Glaubens hier und heute sein will, das heißt, es bedarf der Ergänzung und Entlastung durch neue „Kurzformeln des Glaubens“. Insofern der Glaube aber „Traditum“ ist, gebunden an geschichtliche Ereignisse und Widerfahrnisse, die uns nur durch Zeugnis zugänglich sind, ist das Glaubensbekenntnis in der überlieferten Form unüberholbar.

Klaus Lang

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NEUBELEBUNG DER PREDIGT. Die Predigt bei Paulus, dem Verkünder. Von Jerome Murphy-O'C onnor OP. Rex-Verlag. 351 Seiten. Lam. S 131.60.

Zu den Standardanklagen gegen die Vertreter der „Amtskirche“ zählt der immer wieder erhobene Vorwurf, man höre so selten eine gute Predigt, die Predigt sei nicht zeitgemäß, will sagen, sie bekehre niemand mehr und sie sei nicht imstande, den Bekehrten zu führen. Viele Worte wollen diaher diese nicht mehr zugkräftige Predigt ganz abgeschafft wissen: Da die offiziell bestellten Prediger nicht mehr „predigen“ können und das „Volk Gottes“ predigtmüde geworden ist, wird die Predigt denn auch vielerorts durch die Diskussion ersetzt. Vor diesem Hintergrund ist das

vorliegende Werk zu werten! Murphy-O'Connor schlägt indessen eine andere Alternative vor: Er unterstreidht durchaus die Notwendigkeit einer Neubelebung der Predigt. Er sucht sie jedoch nicht allein in technischen Neuerungen, in äußeren Modernisierungen und Rücksichtnahmen auf den Zeitgeist, sondern in einer Besinnung auf das Wesen der Predigt, sowie es der große Prediger Paulus verstand: In einer umfassenden, von tiefer Sachkenntnis zeugenden theologischexegetischen Reflexion erweist er die Predigt als Heilsgeschehen, dessen Frucht der Glaube ist. Er entwickelt und begründet diese These in sechs Kapiteln: Der Platz der Predigt im Heilsplan — Die Predigt als Gottes Werkzeug — Die Predigt als eine Fortsetzung des Dienstes Christi — Die Kraft des Wortes — Der Prediger und seine Zuhörerschaft — Die Predigt, ein liturgischer Akt. Murphy-O'Connor hat sich die Arbeit nicht leicht gemacht, etwa durch Aneinanderreihung von pa ulinischen Textstellen; aus seiner profunden Kenntnis der paulinischen Theologie versuchte er vielmehr den Platz zu orten, den der Völkerapostel der Predigt in der Heilsordnung zuweist und von hier aus die Bezüge zu unserer Zeit herzustellen. Die betrachtende Lektüre dieses Buches wird zwar nicht leicht sein, sie wird jedoch die Augen dafür öffnen, was Predigt ist oder doch sein sollte; und gerade deshalb sollte sich jeder verantwortungsbewußte Prediger mit dieser Studie auseinandersetzen!

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