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Versuch einer Lösung

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Nach Aussage eines hohen Militärgeistlichen beruhen alle Schwierigkeiten der Militärseelsorge nicht zuletzt auf einem Gegensatz zwischen Militär- und Zivilseelsorge. Dieser Gegensatz, der aber zur Zeit größtenteils nur aus gegenseitiger Unkenntnis besteht, kann dann aufgehoben werden, wenn eine Seite bereit ist, mit der anderen in Dialog zu treten.

Eine Militärseelsorge ohne Zivilseelsorge ist nicht lebensfähig, ebenso umgekehrt. Solange das nicht beide Seiten einsehen, sich darnach an der Durchführung gehindert wurden.

Vorstöße verschiedenster Stellen, die eine Durchführung įler Beschlüsse des Jahres 1964 verlangten, wurden damit aufgefangen, daß nämlich keine Institution (außer der Militärseelsorge) berechtigt sei, Kritik zu üben, vor allem dann nicht, wenn sie selbst nicht ihr Programm ganz erfülle.

Daß aber eine berechtigte Sorge um den Präsenzdiener manchen zu einer Kritik herausfordern muß, dürfte bis heute noch nicht erkannt worden sein.

Aus nur diesem Grund erklärte sich unter anderen zum Beispiel die Katholische Jugend bereit, am Aufbau der KA im Bundesheer im Einvernehmen mit den Militärseelsorgern mitzuarbeiten.

Dieser Versuch ist gescheitert. Die Gründe dafür nur bei der Militärseelsorge zu suchen, wäre nicht richtig. Zugegeben, manche Militärseelsorger verstehen bis heute nicht, warum sich ein Jugendlicher für einen anderen Jugendlichen einsetzen kann. Es fehlte daher nicht an Versuchen, diese Bemühungen der KJ zu zerstören und letztlich sie zur Aufgabe ihres wohl ungenügend vorbereiteten Beginnens zu bewegen.

Ein Maßstab, wieweit die Militärseelsorge ihre Aufgaben erfüllt, ist zweifellos die Bewältigung des Problems der seelsorglichen Betreuung der Präsenzdiener. Eine Seelsorge, die nach außen hin wohl alle ihr gestellten Probleme löst, an diesem einen aber scheitert, kann nicht als gut bezeichnet werden.

Zunächst einmal ist klar, daß rein zahlenmäßig diese Aufgabe im ersten Moment unlösbar erscheint. Der Militärseelsorger selber kann sicher nicht selbst Tausende von Soldaten und ihre Angehörigen betreuen. Aber deshalb ganz zu resignieren, wäre falsch. Denn gerade der Jugendliche braucht eine bessere Betreuung als der Erwachsene, der Präsenzdiener bedarf einer stärkeren positiven Beeinflussung als das Kaderpersonal.

Verlegungen, Wachdienste, Erkrankungen usw. stellen den Bemühungen des Militärseelsorgers oft unüberwindbare Schwiörigkeiteh ent-' gegen. Daraus aber zu dem Entschluß zu kommen, allein lohnend sei die Betreuung des Stammpersonals, ist abzulehnen. Sicher, der Entschluß liegt nahe. Es ist unmöglich, daß einer an tausende Jugendliche persönlich herankommt. Beim Kaderpersonal ist dies aber möglich. Außerdem bietet mir ein gutes Kaderpersonal die Gewähr, daß dadurch indirekt auch die Masse der Jugendlichen beeinflußt wird.

Die Lösung, die leider des öfteren vorgeschlagen wird, ist aber so lange nicht zu akzeptieren, bevor nicht alle anderen Versuche, einen Ausweg zu finden, unternommen wurden. Verstärkter Einsatz der Geistlichen des jeweiligen Garnisonsortes, Einführung des Diakonates für Tätigkeiten, die nicht unbedingt einen Geistlichen erfordern (zum Beispiel ethischer Unterricht), und Heranziehung anderer Stellen für außerseelsorgliche Betreuung (zum Beispiel kirchliche Jugendorganisationen) wären solche Versuche.

Auch der Zivilseelsorge die Schuld zu geben, daß sie die Leute nicht genügend erziehe, ist eigentlich keine Entschuldigung. Sicher, der Jugendliche, der einrücken muß, ist in den wenigsten Fällen charakterlich und religiös, geschweige denn weltanschaulich gefestigt. Aber nicht der Gesunde bedarf eines Arztes, sondern vielmehr der Kranke! Dieses auf gezeigte Faktum darf für den Militärseelsorger keine Entschuldigung sein — im Gegenteil: ein Ansporn muß es für ihn sein.

richten und auch bereit sind, auf manchen vielleicht bestehenden Vorteil Zu verzichten, wird es nie zu einer Lösung des so dringenden Problems der Militärseelsorge kommen. Im Moment ließe sich sowohl bei Militär- als auch bei der Zivilseelsorge manches verbessern. Gerade heute braucht der junge Mensch eine bessere Führung als in früheren Zeiten. Vielleicht ermöglichen diese Gedanken eine Annäherung beider Seiten zwecks gegenseitiger Verbesserung und daraus resultierend eine fruchtbare Zusammenarbeit!

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