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Der einheimische Gast

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Die steile Aufwärtsentwicklung des österreichischen Ausländerfremdenverkehrs nach dem zweiten Weltkrieg, vor allem aber nach Abschluß des Staatsvertrages im Jahre 1955 und die im Verlaufe dieser Entwicklung errungene führende Stellung Österreichs als internationales Reiseland hat die Bedeutung des inländischen Gastes für den österreichischen Fremdenverkehr in der Öffentlichkeit zu Unrecht in den Hintergrund gerückt. Nun ist es wohl zutreffend, daß der ausländische Gast schon allein aus devisenpolitischen Grün den nicht ersetzt werden kann, darüber hinaus aber auch ein entscheidender Rückschlag in der Entwicklung des Ausländerfremdenverkehrs schwere volkswirtschaftliche Einbußen zur Folge haben müßte. Dennoch hatte der inländische Gast bisher keineswegs lediglich die Funktion eines Lückenbüßers. Dies ergibt sich allein schon aus der Tatsache, daß jüngsten Berechnungen zufolge die Einnahmen aus dem österreichischen Inländerfremdenverkehr im abgelaufenen Fremdenverkehrsjahr 1966 67 den auch, gesamtwirtschaftlich gesehen, beachtlichen Betrag von zirka 6,8 Milliarden Schilling erreichte. Dieses Aufkommen aus dem Inländerfremdenverkehr gewinnt im Hinblick auf die im Jahre 1967 zu Tage getretene wirtschaftliche Stagnation besondere konjunkturpolitische Aktualität, da es zweifellos den wirtschaftlichen Rückschlag nicht unwesentlich gemildert hat.

25 Prozent aller im abgelaufenen Fremdenverkehrsjahr gezählten Übernachtungen, das sind zirka 19,469.000, entfielen auf Besucher aus dem Inland; dies bedeutet eine Zunahme um zirka 578.000 oder 3,1 Prozent. Diese Entwicklung ist um so bedeutsamer, als im gleichen Zeitraum die Zahl der Nächtigungen ausländischer Besucher um zirka 1,483.000 oder 3,3 Prozent zurückging. Die positive Bilanz des Inländerfremdenverkehrs hat, wie bereits im Zusammenhang mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs im Sommerhalbjahr festgestellt werden konnte, die durch die rückläufige Entwicklung des Ausländerfremdenverkehrs bedingten negativen Auswirkungen auf das Gesamtergebnis des Fremdenverkehrsjah- res 1966 67 nicht unbeträchtlich abgeschwächt und darüber hinaus als stabilisierendes Element im Rahmen des gesamtösterreichischen Fremdenverkehrs gewirkt. Nicht zuletzt darf auf die regionale Schwerpunktbildung des Inländerfremdenverkehrs verwiesen werden, die maßgeblich zum räumlichen Einkommensausgleich in wenig industrialisierten Gebieten mit meist agrarischer Wirtschaftsstruktur und verhältnismäßig niedrigem Prokopfeinkommen beiträgt.

Wenn nun in letzter Zeit mancherorts über die Notwendigkeit von Sofortmaßnahmen für eine verstärkte koordinierte Inlandswerbung gesprochen wird, so kann in diesem Zusammenhang fes tgestellt werden, daß die Bundes - kammer bereits im Jahre 1964 die Inland- werbung unter dem Aspekt engster Zusammenarbeit mit allen hauptsächlichen Trägern der Fremdenverkehrswerbung ins Leben gerufen hat und sie unter gesamtösterreichischem Gesichtspunkt führt. Ziel dieser Wer bung, für deren Kosten ausschließlich die Bundeskammer aufkommt, war und ist es, den Österreicher auf die Vorzüge eines Urlaubes im eigenen Land hinzuweisen; keineswegs ist damit die Absicht verbunden, den Österreicher von einem Auslandsurlaub abzuhalten. Der weiterhin stark zunehmende Auslandsreiseverkehr der Österreicher — die Devisenausgaben österreichischer Urlauber für Auslandsreisen stiegen von 1595 Millionen Schilling im Jahre 1960 auf 5691 Millionen Schilling im abgelaufenen Jahr, das sind 357 Prozent — stellt die österreichische Inlandwer- bung allerdings vor außerordentlich schwere Aufgaben. Es wird daher verstärkter Anstrengungen und vor allem neuer Ideen bedürfen, um den Inländerfremdenverkehr weiterhin zu intensivieren. Ihm kommt darüber hinaus die wichtige Aufgabe zu, einem eventuell eintretenden Ausfall ausländischer Gäste wirkungsvoll zu begegnen und die damit verbundenen

Auswirkungen möglichst zu begrenzen. Die Entwicklung im abgelaufenen Jahr hat bewiesen, daß der Inländerfremdenverkehr dieser Aufgabe durchaus gerecht werden kann.

Österreich war eines der ersten Länder, das in voller Erkenntnis um die Bedeutung des einheimischen Gastes die Inlandwerbung nach einem wohldurchdachten Konzept aktiviert hat. Allerdings wurde von Anfang an dabei der Standpunkt vertreten, daß sich ein echter und dauerhafter Fremdenverkehr nur in wechselseitigem Tourimsus von Land zu Land entwickeln kann.

Als jüngste Initiative der Inlandswerbung darf auf die soeben erschienene Broschüre „Verbilligter Urlaub in Österreich" verwiesen werden, welche zahlreiche Möglichkeiten für einen verbilligten Urlaub in Österreich aufzeigt und somit echt zur Hebung der Konkurrenzfähigkeit Österreichs als Reiseland beitragen wird.

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