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Licht, dicht, Sicht!

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Eine wesentliche Frage der Verkehrssicherheit ist die Blendgefahr. Unzählig sind die Versuche, Konstruktionen und Vorschläge, hier einigermaßen Abhilfe zu schaffen, doch ist bis vor einiger Zeit kein wirklich befriedigendes Resultat zu verzeichnen gewesen. Erst neuerdings zeichnet sich hier eine wahrscheinlich wesentliche Entschärfung der Situation durch die nunmehr bevorstehende, in Deutschland sogar schon teilweise eingeleitete Einführung des asymmetrischen oder — wie es auch heißt — europäischen Abblendlichtes ab. Es ist dies das Ergebnis einer Entwicklungsarbeit, an der die maßgebenden europäischen Fahrzeugbeleuchtungsindustrien beteiligt waren. Wie immer, wenn erAvas wirklich Brauchbares geschaffen wird, ist die Lösung relativ einfach. So auch hier.

Das bisherige Abblendlicht erhellt nur eine kurze Strecke vor dem Fahrzeug. Die Gefahr des Nachtbetriebes liegt nun darin, daß diese relativ kurze Strecke bei höheren Geschwindig-

, keiten nicht ausreicht, um Hindernisse, die sich gerade auf der Straße entgegenstellen — seien es nun Fußgänger, unbeleuchtet abgestellte Fahrzeuge, Straßenbaustellen oder ähnliches —, zu einer Zeit zu erkennen, die es ermöglicht, da? Fahrzeug noch rechtzeitig anzuhalten. Y/c 'Ulich verschärft wird die schlechte Sicht noch durch die Blendwirkung des entgegenkommenden Fahrzeuges, und dies selbst dann, wenn dieses vorschriftsmäßig eingestellte Scheinwerfer besitzt und auch vorschriftsmäßig abblendet. Das Vorbeifahren an einem entgegenkommenden Fahrzeug bedeutet stets ein Hineinstoßen in ein sogenanntes „schwarzes Loch“. Eine geringe Hilfe ist es hier, bereits wieder aufzublenden, bevor man noch an dem entgegenkommenden Fahrzeug ganz vorbei ist. Als ideale Lösung kann das aber natürlich nicht angesprochen werden, denn dieses Aufblenden bedeutet selbstverständlich wenn nicht direkte, so doch indirekte Erhöhung der Blendwirkung auf den anderen Verkehrsteilnehmer. Wenn man sich nuf einer Straße mit starkem Gegenverkehr verkehrssicher bewegen wollte, so war man geradezu dazu gezwungen, relativ langsam zu fahren, Um bei Abblendlicht mit dem Bremsweg

■ möglichst innerhalb des ausgeleuchteten Straßenstücks zu bleiben. Dies aber drückt selbstverständlich wiederum auf die Durchschnittsgeschwindigkeit.

Das asymmetrische Abblendlicht — wir konnten es anläßlich der im vergangenen Herbst stattgefundenen Frankfurter Automobilausstellung am Stand der Firma Hella kennenlernen, die es in Schaukästen dem bisher üblichen Abblendlicht gegenüberstellte — bringt den eminenten Vorteil mit sich, daß die allgemeine Hell-Dunkel-Grenze zwar in gleicher Entfernung vom Fahrzeug wie bisher bleibt; der wesentliche

Vorteil ist jedoch darin zu erblicken, daß auf der rechten Seite der Fahrbahrt beim Abblenden ein weit voraus reichender Lichtfinger jedes Hindernis erkennen läßt, ohne das entgegenkommende Fahrzeug in irgendeiner Weise zu blenden. Dies erlaubt nunmehr auf Ueberland-straßen höhere und dennoch verkehrssichere Geschwindigkeiten selbst dann, wenn viel abgeblendet werden muß bzw. wenn auf Grund des starken Gegenverkehrs überhaupt nur mit Abblendlicht gefahren werden kann. Der Lichtstärkeunterschied zwischen Fernlicht und Abblendlicht ist außerdem geringer, und deshalb die Zeit, die das Auge für die Anpassung an die unterschiedlichen Lichtverhältnisse benötigt, entsprechend kürzer, wodurch selbst lange Nachtfahrten weniger anstrengen. Darüber hinaus ist es möglich, rechtsseitig angeordnete Verkehrstafeln gut zu erkennen und eventuelle Wegweiser einwandfrei abzulesen; ein weiterer sehr wesentlicher Vorteil.

In Deutschland werden bereits seit Herbst vergangenen Jahres eine ganze Reihe Automobile serienmäßig mit diesem asymmetrischen Abblendlicht ausgestattet, und es ist zu erwarten, daß in absehbarer Zeit wohl der größte Teil der Verkehrsteilnehmer diese Einrichtung übernehmen wird, denn es ist möglich, auch alte Fahrzeuge mit diesem Beleuchtungskörper zu adaptieren. Die Montage erfordert etwa eine Stunde Zeit und kann von zuständigen Fachgeschäften und -Werkstätten ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden.

Anläßlich der heuer in Wien stattfindenden Automobilausstellung werden Interessenten sicherlich die Möglichkeit haben, sich mit diesem neuen Licht bekanntzumachen und alle damit zusammenhängenden Fragen zu klären. Wir möchten nicht behaupten, daß das asymmetrische Abblendlicht nun als das Ei des Kolumbus bezeichnet werden kann. Man kann aber ruhig sagen, daß es ein sehr wesentlicher Schritt ist, der hier in Richtung Entschärfung des Nachtverkehrs gelang. Dies ist Grund genug, daß jeder verantwortungsbewußte Kraftfahrer sich möglichst rasch dieses Lichtes bedient, und zwar in seinem eigensten Interesse.

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